Fugger und Welser Erlebnismuseum

Das Fugger-und-Welser-Erlebnismuseum befindet sich im ehemaligen Wieselhaus, einem denkmalgeschützten Renaissance-Gebäude im Augsburger Domviertel.
Das Gebäude ist um das Jahr 1530 erbaut worden und wurde mit Arkaden und Loggien im Stil der italienischen Renaissance versehen.
Seinen Namen bekam es von einem seiner Bewohner, Johann Wiesel (1583–1662).
Er war der wohl bedeutendste deutsche Optiker seiner Zeit, er lebte und arbeitete hier von 1637 bis 1642.
Johann Wiesel fertigte nicht nur Brillen an, sondern entwickelte und verkaufte als einer der ersten in Europa astronomische Fernrohre und Mikroskope.
Seine Produkte wurden an Wissenschaftler, Fürsten- und Königshäuser in ganz Europa verschickt.
Im Lauf der Zeit wurde das Wieselhaus mehrfach umgebaut, so wurden unter anderem im 17. Jh. die ursprünglich offenen Arkaden, die für die klimatischen Bedingungen ungeeignet waren, verschlossen und im Gebäude Zwischenböden und zusätzliche Wände eingezogen.
Im Gegensatz zu einem Großteil der Häuser in der Umgebung, überstand das Gebäude die Luftangriffe auf Augsburg während des Zweiten Weltkrieges unbeschadet.
Das Wieselhaus wurde bis 2002 bewohnt, danach stand es zunächst leer und geriet in einen zunehmend schlechten baulichen Zustand.
Im Sommer 2006 fanden statische Untersuchungen statt, auf deren Basis ein Sanierungskonzept unter Würdigung der wertvollen Bausubstanz erarbeitet wurde.
Ab 2009 wurde das Wieselhaus von der Stiftung Katholischer Studienfonds umfassend saniert.
Es wurde der ursprüngliche Zustand aus der Zeit der Renaissance wiederhergestellt und unter anderem die Arkaden in den Obergeschossen der Ost- und Nordseite wieder geöffnet und verglast. Das Haus erhielt so sein südländisches Flair zurück.
Ende 2013 bezog die Regio Augsburg Tourismus GmbH das Gebäude und richtete dort das Fugger und Welser Erlebnismuseum ein, das am 27. September 2014 eröffnet wurde.

Das Wieselhaus steht innerhalb der so genannten Karmelitermauer, an deren Nordostecke.
Es war wohl zuerst ein Gartenhaus mit einer Tenne, das später zum Wohnhaus umgewandelt wurde.
Das dreigeschossige Gebäude hat ein traufständiges Satteldach. In den östlichen und nördlichen Obergeschossen befinden sich Pfeilerarkaden, die ihre italienischen Vorbilder erkennen lassen und für Augsburg einmalig sind. Sie machen den historischen Wert des Hauses aus.
Der Dachstuhl des Hauses ist einer der ältesten in Augsburg.
Im Erdgeschoss befindet sich eine große Halle. Durch eine Tür im Erdgeschoß kann man einen zum Garten hin gelegenen kreuzgewölbten Arkadengang betreten.
Das zweite Stockwerk wird durch den großen Saal beherrscht, dem nach Norden, (zur Gartenseite hin), und nach Osten jeweils eine Säulenloggia vorgelagert ist.

Das Fugger und Welser Erlebnismuseum stellt auf 4 Geschossen, über ein innovatives Konzept, die Geschichte der international tätigen Handelshäuser der Fugger und Welser und die Zeit der Renaissance, in der Augsburg seine Hochblüte erlebte, dar und ermöglicht gleichzeitig Vergleiche zum heutigen Wirtschaftsleben.

"Die Ausstellung verzichtet weitestgehend auf originale Stücke aus der Zeit der Fugger und Welser und macht stattdessen mit Filmen, Tonstücken, Projektionen und interaktiven Inhalten die Geschichte der beiden Augsburger Kaufmannsgeschlechter erlebbar – daher auch der Name „Erlebnismuseum“.
Einen besonderen Schwerpunkt will das Museum darüber hinaus auf die Reflexion des heutigen wirtschaftlichen Geschehens
legen und baut dementsprechend regelmäßig aktuelle Ereignisse der Wirtschaftswelt in das Ausstellungskonzept ein." (Fugger und Welser Erlebnismuseum: Leitbild)

Das Erlebnismuseum wurde mit modernster Museumstechnik ausgestattet und ist mehrfach preisgekrönt.
An der Museumskasse erhalten die Besucher ein kleines Pfeffersäckchen. Damit können im ganzen Haus individuell angepasste Inhalte aufgerufen werden.

Erdgeschoss: die Räume informieren über die Familien der Fugger und Welser:
Im Foyer führt das "Lebende Buch®" die Besucher in das Museum ein.
Im Wirtschaftsraum wird das Wirtschaftzentrum Augsburg und die Handelsmetropole Venedig vorgestellt sowie die frühe Globalisierung und
die ersten Kommunikationssysteme dargestellt.
Ein Interaktiver Medientisch informiert über die Handelswege in Europa sowie die Seehandelsrouten nach Indien und Südamerika.
Der "Schiffsraum" präsentiert die Südamerika-Handelsreisen der Welser.

Keller: die Räume informieren über die Grundlagen des Fuggerschen Handelsimperiums: den Bergbau.
Die abgebauten Metalle und ihre Verwendung werden dargestellt, die Audio-Installation "Hunt" erzählt vom Alltag der Bergleute und den damaligen Arbeitsbedingungen.

Im 1. OG kann der Besucher eine lebensgroße, interaktive Filmprojektion mit Jakob Fugger und Bartholomäus V. Welser - den Dialog in der "Goldenen Stube", der "Firmenzentrale" des Fuggerimperiums erleben, die mittels eines dünnen Netzes eine holographieähnliche Darstellung ermöglicht.

Das Obergeschoss widmet sich der Renaissancezeit:
Die Besucher können im "Saal der Patrizier" Gesprächen am Rande eines Augsburger Geschlechtertanzes lauschen und in der "Magischen Gallerie" die Gemälde zum Leben erwecken.
An einer Musikstation hört man Klänge aus der Renaissancezeit.