Wappen Augsburg n Rathaus Augsburg

 

 

 Rathaus vom Rathausplatz  Rathaus vom Rathausplatz

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Rathaus
 Besonderheit: Bedeutendster Profanbau der deutschen Renaissance, Hauptwerk des Augsburger Stadtbaumeisters Elias Holl
 Baustil: Renaissance
 Baujahr: 1615-1620
 Adresse: 86150 Augsburg, Rathausplatz 2
 Geo: 48.368694, 10.898324
 Lage:

Karte

 Parken: Parkhäuser im Innenstadtbereich
 Bewertung: 5*****  (von 5*)
 Links:

www.augsburg.de/kultur/sehenswuerdigkeiten/rathaus

de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Rathaus

 

 

Das Augsburger Rathaus wurde um 1260 erstmals urkundlich erwähnt. Nach einem Brand um 1290 wurde es erneut in Holz erbaut und 1385 in Stein.
Bei einem Erweiterungsbau im Jahr 1449 wurden angeblich Grabsteine eines aufgelassenen jüdischen Friedhofs verwendet.
1515/16 erfolgte ein gründlicher Umbau des Gebäudes durch den Baumeister Jakob Zwitzel.
Das alte Rathaus war zuletzt ein spätgotischer, aus drei Giebelhäusern zusammengewachsener Bau mit einem schmalen Glockenturm in der Mitte.
Im Jahre 1614 entschloss sich der Stadtrat das spätgotische Rathaus abzubrechen und durch einen Neubau von Elias Holl zu ersetzen.
Am 25. August 1615 fand die Grundsteinlegung statt; am 3.8.1620 wurde die erste Ratssitzung abgehalten.
Noch während der Bauzeit entschied der Rat 1618, dem Rathaus zwei Türme mit achteckigen Obergeschossen und Zwiebelhauben aufzusetzen.
Die Arbeiten an der Innenausstattung dauerten noch bis 1624.
Die Baukosten wurden auf ca. 85.000 bis 100.000 Gulden geschätzt.
Das Rathaus ist der bedeutendste Renaissancebau des Augsburger Stadtbaumeisters Elias Holl.

In der Nacht vom 25. auf den 27. Februar 1944 wurde das Rathaus nach einem Bombenangriff bis auf die Außenmauern zerstört.
Unmittelbar nach dem Krieg ist es originalgetreu nach alten Dokumenten wiederhergestellt worden.
Bereits im August 1949 wurde der Rohraum des Goldenen Saals als Ausstellungsraum genutzt.
Am 18.04.1962 fand die erste feierliche Ratssitzung statt.
Zum 2000-Jahr-Jubliläum der Stadt Augsburg im Jahr 1985 wurde das Rathaus mit einem Kostenaufwand von ca. 19 Mio. DM saniert und der Goldene Saal wieder rekonstruiert.
Die Gesamtrestaurierung ist im April 1990 abgeschlossen worden.

 

 

Der wuchtige Bau ist nach Vorbildern der italienischen Architektur die bedeutendste weltliche Bauleistung der deutschen Renaissance und Symbol bürgerlicher Macht der Stadt Augsburg.
Die schlichte Fassade mit flachen Mittelrisaliten erreicht eine Höhe von 44 m bis zur Spitze des Giebeldreiecks auf der Westseite.
Die Höhe des Rathauses bis zu den beiden achteckigen, mit Zwiebelhauben versehenen Türmen beträgt 65 m, die Ostseite des Rathauses ist wegen des abfallenden Geländes (Eisenberg) 57 m hoch.
Die Fassade wird oben von dem Wappenzeichen Augsburgs, der Zirbelnuß (Pyr = Pinienzapfen) gekrönt. Sie war auch das Zeichen einer römischen Legion, die bei der Gründung Augsburgs hier ihren Standort hatte.
Das Gitter über dem Hauptportal mit dem Stadtwappen entwarf Christoph Murmann d.J. um 1620.
Im Giebelfeld der Westfassade befand sich bis 1806 als Symbol der freien Reichsstadt Augsburg ein bronzener vergoldeter Doppeladler, der durch einen in kräftigen Farben gemalten ersetzt wurde.
Links vom Eingangsportal sind alte bronzene Augsburger Maßeinheiten ausgestellt: "Halbe Länge des Holtz-Klaffter", "Leinwath Elen Läng" (Länge der Leinwandelle), "Barchat Elen Läng" (Barchentelle) und "Statt Werckschuch Läng" (Länge des Stadt-Werkschuhs).
Der Eisenberg führt an der Westseite des Rathauses hinunter. Dort hinter den Gitterfenstern warteten früher Gefangene "in Eisen" auf ihre Verurteilung.

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Auf der Ostseite des Rathauses befindet sich ein spätgotischer Wappenstein aus dem Jahr 1450, der noch von dem alten gotischen Rathaus stammt. Er zeigt zwei "Wilde Männer" die die Zirbelnuß bewachen.
Auf dem Platz würdigt ein Obelisk mit einem Bronzeporträt Elias Holl, den Erbauer des Rathauses als "Schöpfer eines eigenständigen, großen und strengen Stils deutscher Renaissance".

 

 

Im Erdgeschoß des Rathauses, dem unteren Fletz (=Hausflur), einer dreischiffigen Halle mit acht Säulen, kann man u.a. ein Modell der Stadt Augsburg im Jahre 1626 im Maßstab 1:1000 sehen.
Eine Ausstellung im rechten Seitentrakt würdigt die Partnerstädte der Stadt Augsburg.
Ausgestellt werden Exponate und Geschenke der Partnerstädte.
Im ersten Obergeschoß des Mitteltraktes befindet sich der obere Fletz, das Ratszimmer, darüber der "Goldene Saal".
Über dem Goldenen Saal, die sogenannte Modellkammer, in der Modelle des Rathauses aufbewahrt wurden.
In den historischen Gewölbekellern des Rathauses befindet sich die Traditionsgaststätte „Ratskeller“.

 

 

Der "Goldene Saal" ist einer der festlichsten Säle Deutschlands, er erstreckt sich über die gesamte Länge des Bauwerks (32 m, 17 m Breite und 14 m Höhe; über 3. Stockwerke).
Die Fresken im Goldenen Saal werden von zwei Leitmotiven bestimmt: dem "Kaisergedanken" und dem "Moralgedanken".
Die Ideen stammen von Matthäus Rader, die Skizzen fertigte Peter Candid (1548-1628); mit der Ausmalung und Innenausstattung wurde der Augsburger Stadtmaler Matthias Kager (1575-1634) beauftragt.
Die Decke des Goldenen Saales bedeckte eine Holzkassettendecke mit elf Bildern, die von Elias Holl mit 27 Ketten an dem hölzernen Dachstuhl befestigt wurde.
Diese ist bei dem Bombenangriff im Februar 1944 zerstört worden und wurde wieder originalgetreu rekonstruiert.
Die kleineren Schnitzelemente sind aus Lindenholz gefertigt. Zur Vergoldung verwendete man 23,5 karätiges Altgold.

Die elf Einzelbilder schuf 1960 der Würzburger Kunstmaler Prof. Oskar Martin-Amorbach nach Farbfotografien.
Das 24 qm große querovale Bild zeigt die "Sapientia" (Triumph der Weisheit) mit dem Wahlspruch "per me reges regnant" (durch mich herrschen die Herrscher).
Im westlichen Rundbild "Architektura", neben der der Erbauer des Rathauses, Elias Holl, mit Rathausgrundrißplan und Zirkel erkennbar ist.
Der im Bild dargestellte Laufrad-Holzkran wurde nachgebaut und wird bei den Bürgerfesten gezeigt.
Diagonal um das Rundbild befinden sich vier ovale Frauengestalten als Sinnbilder für: Wissenschaft, Fleiß, Arbeit und Religion.
Im östlichen Rundbild die "Minerva Bellona" mit dem Leitmotiv Kriegskunst.
Die vier Frauengestalten stehen für Wohlstand, Heilkunst, Redlichkeit und Gerechtigkeit.
Über dem südlichen Hauptportal findet man Inschriften mit Namen des zur Zeit des Rathausbaues herrschenden Kaisers und der Augsburger Bauherren.
Über dem nördlichen Portal befindet sich ein Gemälde von Johann Rottenhammer (von Hermenegild Peiker nach Farbfotos gemalt), mit dem Reichsadler, der thronenden "Augusta" und den Augsburger Flüssen Lech, Wertach, Singold und Brunnenbach.
Eine Frauengestalt (Abundantia) mit Ährenkranz und Füllhorn versinnbildlicht den Überfluß.
Über dem Gemälde trägt die reichverzierte vergoldete Kartusche die Inschrift: S.P.Q.A./Fieri/Curavit/Anno P.C.N./MDCXX (Senat und Volk von Augsburg ließen dies im Jahr 1620 erbauen).

Die Freskomalereien, die ursprünglich von Matthias Kager stammen, wurden von dem Augsburger Kunstmaler Hermenegild Peiker unter Einbeziehung der wenigen erhaltenen Reste neu gemalt.
Im unteren Bereich des Saales sieht man graphisch wirkende Grisaillemalerei, darüber in einer sehr plastischen Scheinarchitektur überlebensgroße Kaiserfiguren; an der Nordwand acht heidnische und auf der Südwand acht christliche Kaiser, jeweils mit ihren Wahlsprüchen.
Der Boden wurde nach Originalunterlagen aus Solnhofer und Salzburger Marmor wiederhergestellt.
Der beeindruckende Prachtsaal mit einer brillianten Lichtführung aus 60 Fenstern dient heute der Stadt Augsburg zu Repräsentationszwecken.
Auch in der Vergangenheit diente der Saal als Empfangsraum für königlichen und kaiserlichen Besuch.
Ursprünglich versammelten sich im Goldenen Saal alljährlich zu Beginn der Sitzungsperiode die 300 Mitglieder des "Großen Rates" der Stadt.