Wappen Dillingen Faimingen - Römischer Tempel

 

 

 Römischer Tempel  Römischer Tempel

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Römisches
 Besonderheit: Apollo-Grannus-Tempel, größter römischer Tempelbau nördlich der Alpen
 Baustil:
 Baujahr: 2 Jh. n.Chr.
 Adresse: 89415 Faimingen, Tempelweg
 Geo: 48.561581, 10.409460
 Lage:

Karte

 Parken: in der Magnus-Scheller-Str.
 Bewertung: 3***  (von 5*)
 Links:

www.lauingen.de/de/freizeit-touristik/sehenswuerdigkeiten/apollo-grannus-tempel

de.wikipedia.org/wiki/Apollo-Grannus-Tempel

 

 

Kommt man unvorbereitet nach Faimingen ist die Überraschung perfekt: mitten im Ort stehen weiße Säulen zwischen blumengeschmückten Häusern - es ist der Rest einer römischen Tempelanlage aus dem 2. Jh. n. Chr., der Apollo-Granus-Tempel.
An dieser Stelle stand früher ein kleiner Bauernhof mit Schweinestall und Scheune.
Beim Umbau in Jahr 1887 traten die antiken Mauern zu Tage.
Mit den ersten Ausgrabungen begann im Jahr 1888 der Faiminger Dorfschullehrer Magnus Scheller, später rückten die Archäologen an - das Haus und Hof mußten weichen.
Seit 1888 lieferten die Ausgrabungen in Faimingen laufend neue Erkenntnisse über eine antike Vorgängersiedlung, in der sich die Geschichte der römischen Provinz Rätien widerspiegelt.
Die Grabungen legten nicht nur eine doppelte Säulenhalle, die "cella" und ihren Vorhof frei, sondern darüber hinaus die Fundamente benachbarter großer Gebäude.
Nachdem der Grundriss des Tempelheiligtums in seiner ganzen Ausdehnung zugänglich war, konnte man auch den Aufbau rekonstruieren.
Hierzu halfen 150 qualitätsvoll bearbeitete Werksteine die 1972 aus der Brenz geborgen worden waren, sowie die ungefähr gleiche Anzahl von Spolien aus der westlichen Kastellmauer.
Man konnte sie, ähnlich wie in einem Puzzlespiel, nach bekannten Vorbildern zusammensetzen und ergänzen.
Seitdem ist diese Rekonstruktion, die besonders durch ihren Kontrast zur dörflichen Umgebung überrascht, zu einer bedeutenden Sehenswürdigkeit Nordschwabens geworden.
1981 brachte der sensationelle Fund von zwei beschrifteten Meilensteinen unter der Pfarrkirche des benachbarten Gundelfingen, mit dem Hinweis auf "Phoebiana" nicht nur Aufschluss über den Namen dieser großen römischen Siedlung, sondern auch über die Bedeutung des Heiligtums.

 

 

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Bei den Grabungen konnten 3 Bauphasen des Heiligtums nachgewiesen werden:

Keltischer Temenos:
Ursprünglich stand an dieser Stelle ein einfacher keltischer Tempel, in dem der Quell- und Wassergott Granus verehrt wurde.

Ein gallorömischer Umgangstempel:
Der auf einem Podium gebaute Tempel entstand zur Zeit des Kaisers Trajan (98 - 117 n. Chr.). Es war ein nach keltischem Baumuster aus Holz errichtetes Bauwerk.

Der Podiumstempel:
Die heutige Rekonstruktion bezieht sich auf die Zeit des Kaisers Antonius Pius (138 - 161 n. Chr.).
Es handelt sich hier um einen viereckigen Podiumstempel im klassisch-römischen Stil mit einem vorgelagerten Stufenbau, die fensterlose Cella erhob sich über dem 1,20 m hohen Podium.

Der Tempel war von einem Hof umgeben, der seinerseits von einer doppelten Säulenhalle eingerahmt wurde.

Der Kult des Apollo-Granus ist ein Beispiel für die Verschmelzung des keltischen Quell- und Badegottes Granus mit dem ebenfalls für die Heilkunde zuständigen griechisch-römischen Gott Apollo.
Dieses Heiligtum hatte ebenfalls eine große medizinische Bedeutung: die am Fuß der Hochterrasse austretenden Quellen wurden zu Kultbädern und Trinkkuren genutzt.
Da es ein überregionales Einzugsgebiet aufwies, könnte man es, auf die heutige Zeit übertragen, als eine Mischung zwischen Lourdes und Bad Wörishofen betrachten.
Mehrere Weihesteine in der Umgebung - die nächsten an der Stadtpfarrkirche von Lauingen und im Heimathaus der Stadt - unterstreichen die Bedeutung dieser Tempelanlage als überregionales Heiligtum mit Wallfahrtscharakter.

Alle nach Faimingen führenden Römerstraßen waren auf dieses Tempelheiligtum ausgerichtet. Sie liefen über stattliche Steintore im Forum zusammen, das sich unmittelbar östlich des Tempels befand.
Es waren dies die Straße nach Augsburg (Augusta Vindelicum), nach Urspring (Ad Lunam), nach Heidenheim (Aquileia), nach Oberdorf am Ipf (Opie) und die Donau-Nord-Straße.

Die römische, stadtähnliche Siedlung war beim Übergriff Roms über die Donau unter Kaiser Vespasian (69-79 n.Chr.) ein Brückenkopf nahe der Brenzmündung.
Nach der Vorverlegung der Grenze auf die Schwäbische Alb und Bau des Limes unter Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) hat sich der Ort zu einem Nachschublager und zum Verkehrsknotenpunkt mit bedeutendem Tempelheiligtum entwickelt.
Die stattliche, 40 ha große Siedlung (vicus), war zur Zeit der Markomannenkriege (167-180 n.Chr.) von einer Holz-Erde-Umwallung umgeben, die infolge der Alamanneneinfälle 213 n.Chr. durch eine hohe, mit Türmen und Toren versehene Steinmauer ersetzt wurde.

Die stärker werdende Bedrohung veranlasste den Bau eines Auxiliar-Kastells in der Süd-Ost-Ecke dieser Ummauerung. Während des Limesfalles (233-259 n.Chr.) diente es den zurückflutenden Truppen als Auffang- und Zufluchtsstation.
Das Kastell bestand bis in die Zeit um 400 n. Chr. und diente der Sicherung des Donauüberganges.
Noch Ende des 4. Jh. erschien es als "Febiana" in der Notitia Dignitatum, einem Buch, in dem die römschen Kastelle mit ihren Garnisonen verzeichnet wurden.
Nach dem endgültigen Abzug der Römer entwickelte sich im südlichen Ortsbereich ein Haufendorf der Alemannen.

Die letzte Grabungsepoche in Faimingen konnte am 23. Juni 1987 mit der Einweihung des archäologischen Freilichtmuseums abgeschlossen werden, dessen Herzstück die Teilrekonstruktion des Apollo Granus Tempels darstellt.
Die Anlage, ausgestattet mit Informationstafeln, ist der Öffentlichkeit jederzeit zugänglich.
Am überdachten Mauerteil findet sich eine Karte über die Ausdehnung der damaligen Provinz Raetia, außerdem vielerlei Wissenswertes über die Geschichte und Wiederherstellung des Tempelbezirks.
Den Weiterverlauf der Anlage hat man auf die Straße gekennzeichnet.
Dieses imposante Bauwerk von 1000 qm ist der größte römische Tempelbau nördlich der Alpen.

Im Südosten des Ortes steht das Kastell, in dessen Süd-Ost-Ecke auf 5 Metern Länge die Kastellmauer mit römischen Bausteinen wieder aufgebaut wurde.
Zugleich wird die Bautechnik mit Mauerquadern veranschaulicht.
Die mit Hebelöchern versehenen Quader konnten mit einem eisernen Hebegerät, dem Wolf, angehoben werden.
Hierher wurde auch ein vollständig erhaltener römischer Keller versetzt.
Kastell und Vicus werden auch auf einer Informationstafel beschrieben.

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