Klosterkirche Mönchsdeggingen
Klosterkirche Mönchsdeggingen
POI-Art: | Sehenswürdigkeit, Klosterkirche |
Besonderheit: | prächtige Rokokoausstattung - "Wies im Ries" |
Baustil: | Rokoko |
Baujahr: | 1751 |
Adresse: | 86751 Mönchsdeggingen, Klosterstr. 5 |
Geo: | 48.774217, 10.584078 |
Lage: | |
Parken: | P an der Klosterstr. |
Bewertung: | 3*** (von 5*) |
Links: |
moenchsdeggingen.de/index.php/gemeinde/kirchen/katholische-kirchengemeinde/st-martin |
Der Ort Deggingen ("Dorf des Tego") ist eine alemannische Gründung des 5. Jh. und erscheint am 01. November 1007 in einer Urkunde des Kaisers Heinrich II. als Schenkung für sein neues Bistum Bamberg.
Ein Kloster in Deggingen wurde laut Überlieferung im Jahr 959 durch Kaiser Otto I. gegründet und gehörte bis ins Mittelalter den Bamberger Bischöfen.
In einer weiteren Urkunde vom 11. Oktober 1016 übergibt Kaiser Heinrich II. auch die dem hl. Martin geweihte Abtei dem Bamberger Bischofsstitz. Mönchsdeggingen ist somit das älteste Kloster im Ries.
Zunächst war es bis 1138 ein Benediktinerinnenkloster, 1142 erfolgte die Umwandlung in ein Mönchskloster der Benediktiner - "Mönchsdeggingen".
Als Grundsteinlegung der Klosterkirche ist das Jahr 1161 nachgewiesen, diese dreischiffige Basilika ist im Kern des heutigen Kirchenbaus noch erhalten. Ihre Architektur zeigt den Baustil des Klosters Hirsau.
Die Fertigstellung zog sich über eine Generation, bis in das Jahr 1192 hin, die Kirchenweihe erfolgte am 26. November 1192 durch Bischof Udalskalk von Augsburg.
Der hohe gotische Chor an Stelle der ursprünglichen Dreiapsidenanlage wurde unter Abt Georg Flos (1454-1486) errichtet.
Einen schweren Schicksalsschlag erlitt das Kloster im Jahr 1512. Ein dreitägiger Brand zerstörte die Kirche mitsamt der
romanischen Turmanlage im Westen, nur das Gewölbe des Chores hielt stand. Die Klostergebäude brannten bis auf die Grundmauern nieder.
Unter Abt Alexander Hummel (1516-1535) fand der Wiederaufbau von Kloster und Kirche statt.
Auch in der Nachfolgezeit hatte das Kloster schwer zu leiden: der Schmalkaldische Krieg (1546/47), der Übertritt des Grafen Ludwig von Oettingen 1557 zum protestantischen Glauben und damit verbundenen Anfeindungen der am katholischen Glauben festhaltenden Abtei wirkten sich negativ auf deren Entwicklung aus.
Einen weiteren schweren Schicksalsschlag brachte der Dreißigjährige Krieg mit dem Einfall der schwedischen Truppen 1632 und die entscheidenden Schlachten von Nördlingen (1634) und Alerheim (1645) in unmittelbarer Nähe; Die Mönche flohen, das Kloster wurde von den Schweden besetzt und ausgeplündert.
Das auf der Burg Wallerstein evakuierte Klosterarchiv ging samt der mittelalterlichen Bibliothek bei der Beschießung durch die Schweden 1648 verloren.
Der Konvent bestand am Ende des Dreißigjährigen Kriegs nur noch aus zwei Mönchen.
In der Folgezeit fand eine almähliche Erholung statt, die Kriegsschäden wurden nach und nach beseitigt.
1693-1702 wurde die Klosterkirche renoviert und barockisiert, 1716 erbaute Johann Balthasar Zimmermann neue Konventgebäude, 1721-33 wurde der Nordturm errichtet.
Im Jahr 1751 entschloss man sich zu einer durchgreifenden Erneuerung und Neuaustattung der Klosterkirche unter der Leitung des Bildhauers und Baumeisters Johann Michael Fischer.
Seine letzte Blüte erreichte Mönchsdeggingen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: als Anselm Molitor 1771 zum Abt gewählt wurde, zählte der Konvent die beachtliche Zahl von achtzehn Patres.
Während der Säkularisation wurde das Kloster Mönchsdeggingen am 22. Oktober 1802 aufgelöst, der Besitz des Klosters ging an die Fürsten von Oettingen-Wallerstein über, die Mönche durften aber noch bis 1807 bleiben und wirkten teilweise als Seelsorger in den umliegenden Pfarreien.
1950 übernahm die Kongregation der Missionare von Marianhill das Kloster als Noviziat für die angehenden Priester.
Sie belebten erneut die klösterliche Tradition und ließen 1960-1964 die Kirche und 1976-1979 die Gebäude mustergültig renovieren.
Mit dem Wegzug des letzten Mitbruders 2009 wurde das Kloster endgültig aufgelöst, die Klosterkirche und der Friedhof gingen in das Eigentum einer Kirchenstiftung über, die beides weiter betreibt.
Die übrigen Klostergebäude wurden 2017 zur Umwandlung in Privatwohnungen an einen Investor verkauft.
Das ehemalige Kloster Mönchsdeggingen und seine Kloster- und Wallfahrtskirche St. Martin erhebt sich hoch auf einem Vorsprung des Schwäbischen Jura über Ort und Landschaft.
Entsprechend der mittelalterlichen Klosterbautradition bildet die Kirche den Nordflügel der ehemals quadratischen Klosteranlage (der Südflügel mit Refektorium und Bibliothek wurde 1844 abgerissen).
Der Komplex, mit den weitläufigen Wirtschaftshöfen und Ökonomiegebäuden hat bis heute weitgehend die Struktur eines alten Prälatenklosters erhalten.
An der Nordwestseite ragt die Giebelfassade der Kirche aus dem zweistöckigen Westflügel heraus.
Im nördlichen Chorwinkel steht der 60 m hohe Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube weit sichtbar über der Riesebene.
Der Osttrakt der Klostergebäude dient heute Wohnzwecken.
Im Klosterhof befindet sich ein Brunnen mit der Figur des hl. Michaels als Bezwinger Luzifers von J.M. Fischer aus dem Jahr 1745.
Aufgrund der prächtigen Innenausstattung im Rokokostil unter Leitung des Dillinger Bildhauers Johann Michael Fischer wird die Kirche im Volksmund auch „Wies im Ries“ genannt. Die dreischiffige Pfeilerbasilika zeigt im Innern trotzdem noch die romanisch-gotische Bausubstanz.
Der monumentale Hochaltar ist das Werk Dominikus Bergmüller, das Altarblatt von Vitus Felix Rigl (1754) zeigt die triumphierende Kirche mit Maria und den Heiligen. Seitlich stehen Figuren Kaiser Heinrichs II. und seiner Gemahlin Kunigunde von J.M. Fischer.
Am linken Seitenaltar, dem Marienaltar, befindet sich die spätgotische Gnadenfigur der Wallfahrt "Unserer Lieben Frau von Deggingen", um 1490.
Raumprägend ist die doppelte Reihe der eleganten Pfeileraltäre die den Besucher zum Hochaltar führen.
Sie wurden 1752 ebenso von Dominikus Bergmüller geschaffen, die Skulpturen von Johann Michael Fischer.
Die Pfeileraltäre haben bemerkenswerte Gemälde:
1. Reihe: "Taufe Jesu durch Johannes" von Johann Michael Zink, "Tod des hl. Joseph" von Johann Baptist Enderle;
2. Reihe: "Tod des hl. Benedikt" und "Scholastika", beide von Johann Michael Zink um 1750;
3. Reihe: "die 12 Apostel beim letzten Abendmahl" und "die 14 Nothelfer" wohl von Vitus Felix Rigl;
4. Reihe: "hl. Sebastian" und "Martyrium der hl. Agatha" von Vitus Felix Rigl;
5. Reihe: "Vision des hl. Antonius von Padua" und "hl. Anna mit Joachim und Maria" von Vitus Felix Rigl, 1755.
Die Deckenfresken von 1751 zählen als Hauptwerk der Malers Vitus Felix Rigl: im Chor "Glorie des hl. Martin";
im Mittelschiff "Kreuzaufrichtung Abt Augustins in Britannien", die "Stiftung des Klosters", "Glorie des hl. Benedikt" und
"Missionierung der Heiden"; unter der Empore: "Vertreibung der Händler aus dem Tempel".
Die Deckenfresken der Seitenschiffe mit Szenen aus dem Leben des Ordensgründers hl. Benedikt malte 1773 Joseph Wannenmacher, die des linken Seitenschiffs wurden nach Gewölbeeinsturz 1867 von Johann Fröschle im Nazarenerstil erneuert.
Als Besonderheit der Einrichtung im Chor zählt auch eine äußerst seltene und bayernweit einzige noch bespielbare liegende Orgel aus dem Jahr 1693.
Deckenfresko Chor "Glorie des hl. Martin"
Vitus Felix Rigl, 1751 |
Deckenfresko Langhaus "Kreuzaufrichtung"
Vitus Felix Rigl, 1751 |
Deckenfresko Langhaus "Stiftung des Klosters, Glorie des hl. Benedikt"
Vitus Felix Rigl, 1751 |
Deckenfresko Empore "Missionierung der Heiden"
Vitus Felix Rigl, 1751 |
Deckenfresko unter Empore "Vertreibung der Händler"
Vitus Felix Rigl, 1751 |
Hochaltargemälde "Triumphierende Kirche mit Maria und den Heiligen"
Vitus Felix Rigl, 1754 |
Altargemälde "Vision des hl. Antonius von Padua"
Vitus Felix Rigl, um 1755 |
Altargemälde "hl. Anna mit Joachim und Maria"
Vitus Felix Rigl, um 1755 |