Wappen Donau-Ries Klosterkirche Niederschönenfeld

 

 

 Klosterkirche Niederschönenfeld  Klosterkirche Niederschönenfeld

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Klosterkirche
 Besonderheit: Ehem. Kloster Niederschönenfeld
 Baustil: Barock
 Baujahr: 1658-1674
 Adresse: 86694 Niederschönenfeld, Abteistraße 19
 Geo: 48.719800, 10.930700
 Lage:

Karte

 Parken: Parkplatz vor der Kirche
 Bewertung: 3***  (von 5*)
 Links:

www.pg-rain.de/?id=269

de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Niederschönenfeld

 

Das Kloster in Niederschönenfeld wurde im Jahr 1241 vom Grafen Berchthold III. von Lechsgemünd-Graisbach gestiftet.
Laut einer Legende war es ein Sühnewerk des Grafen, weil er auf dem Kreuzzug die Tochter des Königs von Zypern, Veit von Lusignan raubte und heiratete.
Die Aufnahme des Klosters in den Zisterzienserorden erfolgte 1254 durch Bestätigung des Papstes Innozenz IV.
Nach der Blütezeit im 14. Jh., als das Kloster das viertreichste in Bayern war, folgte eine Reihe von Schicksalsschlägen:
dezimierung des Besitzes in den Erbfolgefehden der Wittelsbacher sowie im Krieg zwischen Herzog Ludwig dem Reichen und der Reichsamee 1462, Plünderung im pfälzisch-bayerischen Erbfolgekrieg, Verwüstungen im Landshuter Erbfolgekrieg 1503-1505 und 1546 im Schmalkaldischen Krieg.
Den völligen Verfall der Klosters brachte aber der Dreissigjährige Krieg:
während der Schlacht bei Rain 1632 als das Konvent flüchten musste sowie erneut 1646 nach Zerstörung durch die Schweden.
Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1658-1674 durch den Münchner Baumeister Konstantin Bader.
Das endgültige Aus brachte die Säkularisation: am 18. März 1803 wurde das Kloster aufgelöst.
Ab 1825 dienten die Gebäude als Sitz des Rentamtes und seit 1849 als Gefängnis.
Heute ist es die älteste Justizvollzugsanstalt Deutschlands.

Die ehemalige Klosterkirche Mariä Himmelfahrt war ursprünglich eine lange, flachgedeckte romanische Pfeilerbasilika.
In den Jahren 1446-48 wurde anstelle von drei Apsiden ein gotischer Chor erbaut.
Nach den gravierenden Zerstörungen 1632 sowie 1646 entschloss man sich zu einem Neubau.
Dieser erfolgte 1659-1668 im Rahmen der Klosteraufbaus nach Plänen des Architekten Konstantin Bader, wobei man die
ursprüngliche Form beibehielt und das romanisch-gotische Mauerwerk verwendete.
Diese barocke Erneuerung zählt zu den frühesten und vorzüglichsten Bauleistungen nach dem Dreissigjährigen Krieg.
Doch bereits 1667 traten erste Bauschäden am Gewölbe auf, die auf mangelhafte Gründung zurückzuführen waren.
Die Schäden wurden sofort beseitigt, doch die eigentliche Ursache nicht behoben, so dass die Kirche durch Nachgiebigkeit
des Bodens in den nachfolgenden Jahrhunderten weiter absackte.
Als in den achtziger Jahren die Risse immer grösser wurden, Chor, Wände und Türme sich nach aussen neigten und die Kirche auseinander zu brechen drohte, entschloss man sich zu einer umfassenden Sanierung und Tiefergründung mittels Hochdruck-injektionsverfahren, was eine technisch sehr anspruchsvolle Aufgabe war und im Mai 1992 mit der Übergabe des renovierten Kircheninnenraumes abgeschlossen wurde.

 

 

Die Kirche bildet den Nordflügel der Klosteranlage. Es ist eine beeindruckende langgezogene, dreischiffige Pfeilerbasilika
mit einem mächtigen Tonnengewölbe.
Zwischen dem Kirchenschiff und dem westlichen Klostertrakt steht ein eng aneinandergerücktes Turmpaar mit kräftigem,
quadratischen Unterbau, Oktogon und Zwiebelhaube.
Das schmucklose Äussere wird von den hohen Seitenschiffen mit ihren doppelten Fensterreihen bestimmt.

 

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Im Innern ist durch die langgestreckte und gedrungene Proportion der romanische Vorgängerbau und die Schlichtheit der
Zisterzienserarchitektur noch zu spüren, aber der vorzügliche Stuck und die prachtvollen, schwarz-goldenen
Altäre verleihen dem weiten Raum eine festliche Atmosphäre.
Das Langhaus hat neun Joche; die beiden westlichen sind für die Nonnenempore abgemauert, darüber befindet sich die Orgelempore.
Die doppelgeschossigen Seitenschiffe haben ein Kreuzgratgewölbe; der lichte, zweijochige Chor in Mittelschiffbreite hat
eine Stichkappentonne und dreiseitigen Schluss.

Stilgeschichtlich einmalig ist die Stuckdekoration in Blau, Gelb und Weiss, von Konstantin Bader.
Zwischen stilisierten Blattranken und Sternen in geometrischen Rahmenfeldern sind figürliche Motive angebracht:
im Chor: Maria im Sternenkranz; im Langhaus: Taube des Hl. Geistes und Engel.
Über den Durchgängen vom Chor zu den Kapellen befinden sich Wappen:
nördlich Kurfürst Ferdinand Maria und Adelheid Henrietta von Savoyen,
südlich Berthold von Graisbach und seine Gemahlin Adelheid, Prinzessin von Cypern.

Der wuchtige, viersäulige Hochaltar in Schwarz und Gold ist ein Werk um 1680;
das Mittelbild zeigt die "Anbetung der Könige", von Frans III. Francken.
Seitlich stehen Figuren der hll. Leonhard und Johann Nepomuk.
Im Auszug Gottvater mit den hll. Petrus und Paulus, oben hl. Michael als Seelenwäger.
Die Stuckmarmoraltäre im Langhaus stammen von Dominikus Zimmermann, um 1705/07;
links das "wundertätige Kreuz" umgeben von Reliquien; rechts das Gemälde "Marienvision des hl. Bernhard", auf dem Antependium der Ordensgründer in Scagliolatechnik.

Unter der Nonnenempore befindet sich eine Tufsteingrotte mit einer Ölberggruppe von 1660.
Auf der obersten Empore steht die noch einzig bespielbare Orgel von Paul Prescher von 1683, mit zwei knorpelwerkverzierten Prospekten und drei Gemälden: David, hl. Cäcilie und Jubal.
Die Gemälde der Emporebrüstung zeigen: Traum des Klosterstifters Graf Berchthold, seitlich die beiden Johannes, Petrus und Maria Magdalena.