Wappen Donau-Ries Ofnethöhlen Hohlheim

 

 

 Ofnethöhlen Hohlheim  Ofnethöhlen und römischer Gutshof

 

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Höhlen, Römischer Ausgrabungen
 Besonderheit: Römischer Gutshof
 Baustil:  
 Baujahr:
 Adresse: 86720 Hohlheim, Riegelberg
 Geo: 48.817082, 10.448041
 Lage:

Karte

 Parken: P am römischen Gutshof
 Bewertung: 1*  (von 5*)
 Links:

www.geopark-ries.de/freizeit/a-z/ofnethoehlen-21902

de.wikipedia.org/wiki/Ofnethöhlen

 

Direkt oberhalb des römischen Gutshofs am Hang des Riegelbergs befinden sich die beiden Ofnethöhlen, die Ende des 19. Jh. entdeckt und ausgegraben wurden.
Die Ofnethöhlen (die Große und Kleine Ofnethöhle) sind natürliche Karsthöhlen bei Holheim, einem Ortsteil von Nördlingen.
Sie sind die Reste eines unterirdischen Karstsystems am Kraterrand des Nördlinger Rieses am Übergang zur Schwäbischen Alb.
Archäologische Funde belegen, dass die Höhlen vom Mittelpaläolithikum (Moustrien, ca. 40.000 Jahre bis Magdalnien) bis in die Mittelsteinzeit bewohnt waren.
Überregionale Bedeutung erlangten die Ofnethöhlen, als bei Ausgrabungen im Jahr 1908 steinzeitliche Schädelbestattungen entdeckt wurden.
Die Höhlen sind einschließlich der näheren Umgebung auch als Naturschutzgebiet „Ofnethöhlen bei Holheim“ klassifiziert und sind frei zugänglich.

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Große Ofnet:
Die auf 520 Höhenmetern gelegene Große Ofnet ist 55 Meter lang.
Von der 8 Meter langen, 8 Meter breiten und 9 Meter hohen Eingangshalle zweigen links und rechts kurze Seitenäste ab, die beide zu Tage führen.
Die große Ofnethöhle hat eine Länge von ca. 30 m und eine Höhe von ca. 9 m.
In der geräumigen Eingangshalle von 8 x 8 m zweigen sowohl nach links als auch nach rechts kurze Seitengänge ab, die beide zu Tage führen.
Ursprünglich war der Eingang in die Große Ofnet kleiner, er erhielt bei einer Sprengung durch den Ausgräber Robert Rudolf Schmidt seine jetzigen Ausmaße.

Kleine Ofnet:
Die Kleine Ofnet liegt auf 525 Metern über NN, einige Meter oberhalb der Großen Ofnet, nahe dem oberen Rand des Höhenrückens.
Sie besitzt nur einen begehbaren Raum, der 12 Meter lang, 7 Meter breit und 3 Meter hoch ist.
Auf der rechten Seite zieht sich ein enger Felsschlauch nach oben.

Archäologische Ausgrabungen:
Mehrmals sind die beiden Ofnethöhlen umgegraben worden.
Erstmals untersuchte der Stuttgarter Pfarrer und Geologe Oscar Fraas die Ofnethöhlen in den Jahren 1875 bis 1876 systematisch.
Er entdeckte Steinwerkzeuge und Tierknochen, die wahrscheinlich aus der Zeit von 3000 bis 5000 v. Chr. stammen.
Für Aufsehen sorgte der Tübinger Forscher Robert Rudolf Schmidt, der die Ofnethöhlen 1901 und 1905, 1907 und 1908 untersuchte: Schmidt fand in der Großen Ofnet zwei Nester, in denen 33 Menschenschädel lagen.
Zuletzt gruben der Pharmazierat und Heimatforscher Ernst Frickhinger und der Archäologe Ferdinand Birkner 1934 und 1936 in den Ofnethöhlen nach prähistorischen Funden.

Berühmt wurden die in den Ofnethöhlen entdeckten Funde, die heute noch Rätsel aufgeben.
Man fand in zwei "Nestern" am Höhleneingang 33 menschliche Schädel, in einem "Nest" 27 und in dem anderen 6 Schädel.
Sie gehörten 9 Frauen, 4 Männern und 20 Kindern.
Die Köpfe der Frauen, der Kinder und Jugendlichen waren geschmückt mit Ketten aus 205 durchlöchrten Hirschzähnen und über 4000 durchbohrten Schnecken.
Die Gruben, in denen die Schädel lagen, waren mit Rötel gefärbt.
Alle Schädel waren nach Westen ausgerichtet, der Himmelsrichtung, aus der am Spätnachmittag die Sonne direkt in die Höhle scheint.
Unverheilte Schädelverletzungen lassen auf einen gewaltsamen Tod schließen.
Ob es Opfer des eigenen Stammes bei gewalttätigen Auseinandersetzungen, Unfallopfer oder Feinde waren, läßt sich heute nicht mehr klären.
Die Altersbestimmung der Schädel mit Hilfe der C14-Methode an der Universität von Köln, ergab ein Alter von ca. 6800 v. Chr., der jüngeren Phase der Mittelsteinzeit.

 

Unterhalb der Ofnethöhlen befinden sich Rekonstruktionen eines ausgegrabenen römischen Gutshofes, einer Villa Rustica.
Es ist ein kleinerer römischer Gutshof, der in den Jahren 1975 bis 1981 freigelegt wurde.
Die Fundamente der Anlage wurden schrittweise freigelegt, konserviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Im Zuge der Flurbereinigung konnte 1975 und 1976 zunächst das Haupthaus freigelegt und das Gelände für weitere archäologische Grabungen gesichert werden.
Weitere Untersuchungen erfolgten 1980 und 1981. Dabei wurde der gesamte zentrale Villenbereich mit weiteren Gebäuden aufgedeckt und 1983 auf Beschluss der Stadt Nördlingen für Besucher konserviert.

Diese Villa Rustica dürfte im Zuge der römischen Besiedelung im 1. Jh. n.Chr. errichtet und möglicherweise einem Legions-Veteranen als Existenzsicherung zugesprochen worden sein.
Etwa fünf bis sechs Generationen könnten den Hof bewirtschaftet haben, bis um ca. 250 n.Chr. Alamanneneinfälle der
römischen Besiedelung ein gewaltsames Ende bereitet haben, was eine Brandschicht im Haupthaus und die unbestatteten Überreste seiner einstigen Bewohner belegen.

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Die Villa Rustica aus dem 2 Jh. n. Chr. ist ein stattliches Beispiel für die römische Besiedelung südlich des Limes.
Das Ries galt in der Antike als Kornkammer der römischen Provinz Raetia, was sich auch an der Zahl von über 70 bezeugten Villae rusticae in dieser Region belegen lässt.
Hier, bei Hohlheim sind, auf einer Fläche von etwa einem Hektar solche Wohn- und Wirtschaftsgebäude aufgedeckt worden.
Das wohl einstöckige Wohnhaus mit großem Innenhof, war mit Glasfenstern ausgestattet und mit einem Schindeldach gedeckt, eine Heizung bzw. Keller gab es aber nicht. Es besaß nicht die typischen, die Hauptfassade des Bauwerks betonenden Risaliten, ein sonst gängiges Bauschema; es wirkt sehr bescheiden und zählt zu den nach ihm benannten, heute international bekannten Höfen vom Typ Holheim.
Locker um das Wohngebäude waren fünf Ökomoniegebäude angeordnet, die als Bad, Ställe, Scheunen, Schuppen und Speicher genutzt wurden. Das Hofgelände war von einer mannshohen Mauer umfriedet.
Dieser kleinbäuerliche Betrieb konnte sich weitgehend selbst versorgen und auch die nötigsten handwerklichen Arbeiten vor
Ort ausführen, der Fund eines Mühlsteins beweist, das auch das Getreide dort gemahlen wurde.
Außer Funden aus dem Haushaltsbereich hatte man bei der Ausgrabung auch eine Bronzestatuette eines Flötenspielers (Satyr) sowie Kleidungsfibeln gefunden, die heute im Stadtmuseum Nördlingen besichtigt werden können.