Wappen Donau-Ries St. Georg Nördlingen

 

 

 St. Georg Nördlingen  St. Georg Nördlingen

 

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kirche
 Besonderheit: Daniel, 89 m hoher Turm, Wahrzeichen der Stadt
 Baustil: Spätgotik
 Baujahr: 1427-1505
 Adresse: 86720 Nördlingen, Marktplatz
 Geo: 48.850694, 10.488611
 Lage:

Karte

 Parken: P Reimlinger Tor
 Bewertung: 4****  (von 5*)
 Links:

www.kirchengemeinde-noerdlingen.de/st.-georg-als-bauwerk/index.html

de.wikipedia.org/wiki/St._Georg_(Nördlingen)

 

Eine St. Georgskirche in Nördlingen wurde schon im 13. Jh erstmals urkundlich erwähnt.
1427 beschloß der Rat der Reichsstadt Nördlingen einen Neubau.
So entstand in der Zeit bis 1505 eine der letzten großten Hallenkirchen der Gotik in Süddeutschland.
Von welchem der zahlreichen Werkmeistern, die genannt werden, der ausgeführte Plan angehörte, ist urkundlich nicht belegbar, doch werden der Ulmer Baumeister Hans Kun und der Nördlinger Hans Felber d.Ä. (beide 1427-1439 am Bau beteiligt) angenommen.
1429-1438 ist Konrad Heinzelmann, ebenfalls aus Ulm, als Parlier tätig.
1439-1461 übernimmt Nikolaus Eseler d.Ä. aus Alzey die Leitung. Unter ihm wird das Langhaus begonnen, um 1447 die Lauinger Kapelle angebaut und der (1451 geweihte) Chor vollendet.
1454 erfolgt der Abbruch der alten Kirche und Baubeginn am Turm, für dessen Ausführung 1461-1472 ein Plan des Regensburger Dombaumeisters Konrad Roritzer maßgebend ist.
1462-1464 ist Hans Zenkel von Regensburg und 1464 bis zu seinem Tod 1480 Wilhelm Kreglinger aus Würzburg leitender Kirchenmeister, 1472 zusätzlich Moritz Ensinger aus Ulm als Gutachter in Turm und Wölbungsfragen.
1481 übernimmt der Nördlinger Heinrich Echser, auch "Kugler" genannt, die Bauleitung und vollendet 1490 den Turm, (vgl. Inschrift an der Turmwand der oberen Galerie).
1492 werden die Chorpfeiler errichtet und 1495-1505 das Langhaus eingewölbt, wobei der Augsburger Burkhard Engelberg beratende Funktion hat.
Als letztes wird 1507/08 die Westempore und 1511-1519 die Zieglersche Kapelle vollendet.
1537/39 erfolgt nach einem Blitzschlag die Erneuerung der Turmbedachung mit Laterne von Stephan Weyrer d.J. und Leonhard Beck, nach Plänen des Stadtbaumeisters Klaus Höflich.
In den Jahren 1878-1887 wird die Kirche durchgreifend restauriert, dabei werden die Emporen des 16. und 17. Jh. entfernt.

 

Als Denkmal spätmittelalterlichen Bürgerstolzes gehört die Georgskirche zu den letzten großen Hallenanlagen der Spätgotik.
Geräumig in den Abmessungen (äußere Länge 93,5 m; innere Länge ohne Turm 79 m; Breite 23,5 m, Höhe des Langhauses 18,6 m) erhebt sie sich mit einer gewissen Strenge und Kälte über sehr gestrecktem Grundriss.
Das Äußere des Kirchenbaus ist weitgehend schmucklos, nur die sechs Portale sind etwas reicher gestaltet.
Im Innern überspannen die sechs Langhausjoche flache Netzgewölbe über schlanken Rundpfeilern.
Der Chor ist ebenfalls sechsjochig mit einem Netzgewölbe; auf den Schnittpunkten der Rippen befinden sich Schilder mit Wappen von Zünften und Geschlechtern, bez. 1499.

Der Stadt und Land beherrschende Kirchturm, der sog. Daniel, erreicht, obwohl unvollendet, 89,5 m und ist das Wahrzeichen der Stadt.
Seine vier quadratischen Untergeschosse und die drei oktogonalen Obergeschosse sind durch Maßwerkfriese getrennt.
Als Turmbekrünung dient ein Kuppelhelm mit polygonaler Laterne und gedrücktem Zwiebelhelm.
Der Daniel kann über 350 Treppenstufen bis zur Türmerstube bestiegen werden, oben bietet sich ein schöner Ausblick auf die kreisrunde Stadtanlage mit Mauern, Türmen und Toren sowie auf den gesamten Rieskrater.
Der Nördlinger Türmer hat als einziger in Deutschland eine ungebrochene Tradition seit dem 14. Jh., seit über 500 Jahren ruft er den historischen Wächterruf "So G`sell so!"

 

 

 St. Georg Nördlingen

Von den ehemals 20 Altären des Mittelschiffs sind heute nur noch Fragmente erhalten (z.T. im Stadtmuseum).
Der jetzige barocke Hochaltar aus dem Jahr 1683 stammt von dem Schreiner Matthäus Löw, dem Bildhauer Johann Michael Ehinger und den Malern Johann Georg Günzler und Johann Albrecht Gentner.
Im Schrein befindet sich eine Kreuzigungsgruppe und zwei trauernde Engel, seitlich die Figuren des hl. Georg und der hl. Maria Magdalena.
Diese Figuren, alle vom alten Altar übernommen, gehören zu den bedeutendsten Bildhauerarbeiten aus der Zeit um 1460; Man schreibt sie Nicolaus Gerhaert von Leyden zu.
Der ursprünglche spätgotische Hochaltarschrein, am Ostende des nördlichen Seitenschiffs, wurde um 1459 von Jakob Fuchshardt gestiftet und ist nach Entwurf von Nikolaus Eseler d.Ä. durch den Schreiner Hans Waidenlich und den Maler Friedrich Herlin 1462 vollendet worden.
Kunsthistorisch bedeutend sind die rückseitigen Tafelmalereien von Friedrich Herlin: elf Holztafeln: Geißelung, Kreuztragung, Kreuzigung und Auferstehung, darüber das Jüngste Gericht (die Flügel Herlins befinden sich heute im Stadtmuseum).

Zu den weiteren erwähnenswerten Ausstattungsstücken der Kirche zählen:
- ein Sakramenthäuschen aus Sandstein mit schlanken, fialenartigem Aufbau, 1511-1525 nach Entwurf von Stephan Weyrer d.Ä. Die Figuren stammen von Ulrich Creycz: am Fuß vier Propheten, das Gehäuse mit sechs musizierenden Putten und den Evangelisten; darüber reich durchbrochener, polygonaler Maßwerkhelm, am Ansatz sechs musizierend Engel, an der Kernsäule sechs Apostel, an den Außenpfosten drei Heilige; im zweiten Geschoß Salvator Mundi und die beiden Johannes, als Bekrönung hl. Georg als Drachentöter.
- Taufstein, bez. 1492; durch eine Feuerstelle am polygonalen Fuß beheizbar.
- In der Mitte des Langhauses stehende Kanzel, von einem augsburger Meister, aus dem Jahr 1499: ihr Fuß mit üppigem, verschlungenem Rippenwerk, Treppe mit durchbrochener Maßwerkbrüstung. Am Korb befinden sich Reliefs der Evangelisten, dazwischen unter Baldachinen Schmerzensmann, Maria, Maria Magdalena, Johannes Ev. und hl. Georg. Am hölzernen Schalldeckel Putten, Engelsköpfe und der auferstandene Christus, 1681 von Michael Ehinger.

In den Gewölbefeldern des östlichen Chorjochs befinden sich Malereien: bez. 1497, vielleicht von Sebald Bopp:
Muttergottes zwischen Engeln, hl. Georg und hl. Maria Magdalena, Schweißtuch der hl. Veronika, umgeben von den Evangelistensymbolen.
Am Chorschluß ein Fragment: König David, um 1460/70, aus dem Umkreis von Friedrich Herlin.