Wappen Donau-Ries St. Maria Auhausen

 

 

 St. Maria Auhausen  St. Maria Auhausen

 

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kirche
 Besonderheit: ehem. Benediktinerklosterkirche
 Baustil: Romanisch, Spätgotisch
 Baujahr: 13. Jh.
 Adresse: 86736 Auhausen, Klosterhof 7
 Geo: 49.008062, 10.619637
 Lage:

Karte

 Parken: P Klosterstr.
 Bewertung: 2**  (von 5*)
 Links:

www.kloster-auhausen.de

de.wikipedia.org/wiki/St._Maria_(Auhausen)

 

Über die Gründung des Klosters Auhausen am Fluss Wörnitz weiss man nicht viel Sicheres.
Nach einer Legende ist das Kloster im 10. Jahrhundert als eine Sühnestiftung des Grafen Ernst von Truhendingen gegründet worden, doch ist es anzunehmen, dass es erst im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts als Hirsauer Reformkloster geschehen ist.
Eine Gründungsurkunde ist nicht überliefert, auch weiß man nichts über das Mutterkloster, das die ersten Mönche stellte, vermutlich war es aber das Kloster Neresheim. Als Gründerfamilie dürften die als Herren von Auhausen im Thüringer Raum ansässigen Lobdeburger in Fragen kommen.
Erstmals wird das Kloster in einer Privilegurkunde von Papst Innozenz II. von 1136 urkundlich erwähnt und 1157 in einer weiteren Urkunde von Papst Hadrian IV. auch der Klosterbesitz aufgezählt. Im 12. und 13. erfolgten weitere Schenkungen reicher Adliger.
Unter Abt Sifrid inkorporierte Papst Gregor IX. 1232 die Pfarrkirche Auhausen in das Kloster.
Drei Jahre später erkannte Bischof Heinrich III. von Eichstätt feierlich die Inkorporation unter der Bedingung an, dass der Abt ihm und seinen Nachfolgern in geistigen Angelegenheiten verantwortlich sei, doch ließen sich 1273 die Lobdeburger Grafen Urkunden ausstellen, mit denen sie die Rechte und Freiheiten des Klosters bestätigen, die von ihren Vorfahren gewährt worden waren.
Die inzwischen reichsunmittelbar gewordene Benediktinerabtei erhielt zwischen 1334 und 1337 mehrere Ablässe für die Wallfahrt zum Gnadenbild der Verkündigung Mariens in der Klosterkirche und 1354 von Kaiser Karl IV. weitere Privilegien.
Ende des 14. Jahrhunderts geriet die Abtei aus unbekannten Gründen in schwere wirtschaftliche Not und musste Güter verkaufen.
Im 15. Jahrhundert kam es zu Rechtsstreitigkeiten mit den Grafen von Oettingen, die das Kloster bedrängten, auch die Burggrafen von Nürnberg und die späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach zielten auf den Klosterbesitz ab.
Im Mai 1525 wird Auhausen Opfer marodierender Bauern, die Kirche und Kloster ausplündern und die Grabmäler in der Kirche schwer beschädigen.
Der bedeutendste Abt Georg Truchseß von Wetzhausen lässt das Kloster zwar wieder aufbauen und mit Kunstschätzen reich ausstatten, doch muss er bereits 1530 im Zuge der Reformation, als Führer der katholischen Opposition in der Markgrafschaft Ansbach, ins Dominikanerkloster nach Eichstätt fliehen, denn sein Landesherr, Markgraf Georg der Fromme von Ansbach, ist evangelisch geworden.
1534 wurde Auhausen markgräfliches Klosterverwalteramt, die verbliebenen Mönche konnten noch drei Jahre lang im Kloster bleiben, bis der Markgraf 1537 eine neue Klosterordnung einführte, mit der das Klosterleben sein Ende fand. Die Klosterkirche wurde der inzwischen protestantische gewordenen Gemeinde übergeben.
Anfang Mai 1608 schlossen sich die protestantischen Fürsten des Reiches im ehemaligen Kloster Auhausen zum Schutzbündnis der Union zusammen.
Die Klostergebäude sowie die Ritterkapelle, die Grablege der Adelsfamilien der Umgebung, wurden im 19. Jahrhundert größtenteils abgerissen.
Von dem ehemals weitläufigen Klosterbezirk sind lediglich erhalten: die ehem. Prälatur südlich der Kirche sowie nördlich der rechteckige Torbau von Ende des 12. Jh. mit Rundbogenfries, vermauerter Durchfahrt und Resten eines Wehrgangs.

Die Klosterkirche St. Maria ist das Wahrzeichen Auhausens und wird auf dem Wappen des Ortes dargestellt.
Um 1120 entstand der Kern des heutigen Kirchenbaues und des Nordturmes, dessen drei oberste Geschosse um 1230 aufgebaut wurden. Der Südturm wurde 1334 errichtet, wie eine Inschrift an der Westseite belegt.
1513 ließ der letzte Abt, Georg Truchseß von Wetzhausen, im Norden und Süden an das Langhaus zwei Seitenkapellen anfügen und 1519 an Stelle der abgebrochenen nördlichen und mittleren Apsis den Chor errichten.
Unter den Markgrafen von Ansbach wurde im Kirchenschiff ein Getreidekasten eingebaut, die Mittelschiffwände um 2,30 Meter abgebrochen, die Außenmauern der Seitenschiffe auf deren Höhe aufgemauert und das gesamte Langhaus mit dem heute noch erhaltenen Satteldach gedeckt.
Zwischen 1537 und 1758 folgten mehrere Einbauten von Emporen.
Bei der Renovierung der Kirche in den Jahren 1969 bis 1978 entfernte man die Männerempore und den Getreidekasten und stellte die ursprüngliche Höhe des Hauptschiffs wieder her. Dabei wurde unter einer Kalkschicht die bemalte Holzdecke von 1542 wieder entdeckt.

 

Die im Wörnitztal weithin sichtbare Anlage wird durch ihre Westfassade und die beiden quadratischen Türme mit Pyramidendächern geprägt.
Die beiden oberen Geschosse des Nordturms sowie das oberste Stockwerk des schlichteren Südturms sind von gekuppelten, rundbogigen Klangarkaden durchbrochen.
Zwischen den beiden Türmen liegt die ehemals offene, zweigeschossige Vorhalle, der ursprüngliche Haupteingang der Kirche (der heutige Eingang befindet sich an der Nordseite).
Die romanische Klosterkirche ist eine flachgedeckte, dreischiffige Pfeilerbasilika zu fünf Jochen ohne Querhaus.
Durch die tiefgreifenden Umbauten von 1537, die Zusammenfassung aller drei Schiffe unter einem einheitlichen Satteldach, hat die Kirche jedoch ihre ehemals basilikale Wirkung verloren.
Von den ursprünglichen drei Apsiden ist nur noch die Apsis des südlichen Seitenschiffs erhalten.
An der Stelle der mittleren und nördlichen Apsis wurde 1519 der um drei Stufen erhöhte, dreijochige, spätgotische Hochchor mit Dreiachtelschluss und hohen Maßwerkfenstern errichtet, der von einem Sternrippengewölbe gedeckt wird.
Die Schlusssteine des Gewölbes sind mit den Wappen des Klosters und des Abtes Georg Truchseß von Wetzhausen verziert.
In den Chorfenstern befinden sich Reste der von Abt Georg 1527 gestifteten Glasgemälde;
nördlich hl. Hieronymus und Truchseß Eberhard, Dekan zu Eichstätt; östlich hl. Benedikt und Godehard von Hildesheim, Kreuzigung und Abt Georg; südlich Muttergottes und Truchseß Johannes.
Das siebenjöchige, fensterlose Mittelschiff ist gegen die schmäleren Seitenschiffe in kräftigen, rundbogigen Pfeilerarkaden geöffnet.
Im südlichen Seitenschiff befindet sich in Höhe des Obergeschosses ein zugemauerter Zugang zum ehemaligen Schlafsaal der Mönche, der von einem profilierten Gewände und einem Kleeblattbogen eingefasst wird.
Die Haupt- und Seitenschiffe werden von flachen hölzernen Felderdecken gedeckt.
Die Decke des Mittelschiffs ist mit prachtvollen Renaissancemalereien (bez. 1542) versehen. Die Darstellungen von Früchten, Grotesken und figürlichen Motiven zwischen dichtem Rankenwerk, sind in Grisailletechnik ausgeführt.

 

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Das kostbarste Ausstattungsstück der Kirche ist der große, aus 16 Tafeln bestehende Flügelaltar, der 1513 von Hans Schäufelein und seinem Mitarbeiter Sebastian Daig geschaffen wurde. Es ist das einzigste Werk des Künstlers, das an seinem ursprünglichem Platz erhalten blieb.
Das Hauptbild zeigt die Krönung Mariens sowie das Lamm Gottes auf dem Buch mit sieben Siegeln, umgeben von den himmlischen Heerscharen und Evangelistensymbolen. Über der Szene schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube.
Unterhalb links Figuren des Alten Testamentes: Moses, König David, Abraham und Isaak, rechts die zwölf Apostel.
Am rechten unteren Bildrand ist der Auftraggeber des Altars, Abt Georg Truchseß von Wetzhausen, abgebildet.
An der Predella: Papst Innozenz II. mit Kloster und Kirche im Hintergrund, "Noli me tangere", Auferstehung Christi;
links: Christus in der Vorhölle, rechts: Ungläubiger Thomas.
Auf den beweglichen Seitenflügeln: innen links: Märtyrer und Märtyrerinnen (unten links im Hintergrund das Selbstportrait Schäufeleins); rechts: Päpste, Kirchenväter, Bischöfe und Ordensstifter sowie das Fegefeuer; außen die Passion Christi.
Nur bei geschlossenem Altar sind die vier Tafeln mit der Darstellung des heiligen Georg, des heiligen Christophorus, des heiligen Hieronymus und des heiligen Benedikt zu sehen.
Der Künstler Hans Schäufelein hatte mit diesen Tafelbildern seinen reifen Stil erreicht.

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Zu den weiteren bedeutenden Ausstattungsstücken der Kirche zählen:
Ein Sakramenthäuschen links im Chor, in reinen Renaissanceformen, von Loy Hering aus dem Jahr 1521.
Im viergeschosseigem Aufbau, von Pilastern und Säulen gerahmt: unten Abendmahl (nach Albrecht Dürers Holzschnitt der Großen Passion), oben Mannalese und die Mannaspeisung, Gottvater, im Giebel die Hl.-Geist-Taube.
In einer Nische der nördlichen Chorwand, dem sogenannten Heiligen Grab, befindet sich eine Holzfigur des auferstandenen Christus, um 1520/30, über einem romanischem Sarkophag.
Links daneben ein tryptichonartiges, von floralen und ornamentalen Malereifragmenten umgebenes Epitaph für Abt Georg, von Loy Hering (bez. 1521); in der Mitte Relief der Auferstehung Christi (nach Albrecht Dürers Großer Passion), seitlich der Abt in Pilgerkleidung und der auf ihn zielende Tod als Bogenschtze, oben Muttergottes.
Gegenüner, an der Südwand des Chores, befindet sich das Grabmal des vorletzten Abtes, Wilhelm Schechs von Pleinfeld (+ 1499), eine Rotmarmorplatte mit überlebensgroßer Figur des Abtes in vollem Ornat, aus der Zeit um 1500.
In der südlichen Seitenkapelle steht das Grabmal des Ritters Hartmann von Lobdeburg (+ 958), des angeblichen Stifters des Klosters Auhausen.
Die Tumba stammt noch aus romanischer Zeit, die überlebensgroße Liegefigur in reich verzierter Rüstung wurde 1542 als Ersatz für eine frühere Skulptur geschaffen.
Das Taufbecken wurde im Jahr 1696 geschaffen.
Die Kanzel stammt von 1708: auf dem Schalldeckel Engel mit Wappen des Markgrafen Wilhelm Friedrich von Ansbach.
Das Chorgestühl aus Eiche ist ein Werk von Melchior Schabert, aus dem Jahr 1518. Es ist noch ganz der gotischen Tradition verhaftet und ist mit figürlichen und ornamentalen Schnitzereien reich ausgestattet.
An der Westwand befindet sich der Rest (der untere Teil) einer Tonfigur des hl. Christophorus, aus der Zeit um 1440/50, die beim Einbau der Empore abgebrochen wurde.

In der Vorhalle wurde 1977 am Tympanon über dem Portal zum Hauptschiff ein Malereifragment aus dem 13./14. Jahrhundert freigelegt. Es stellt Christus in der Mandorla umgeben von Engeln dar.
Um die Arkaden und die Fenster des Langhauses und in den Kapellen befinden sich ebenfalls ornamentale Malereien:
am Gewölbe des östlichen Mittelschiffjochs die 24 Ältesten, wohl aus dem 15. Jh.
Alle übrigen Darstellungen stammen wohl aus dem frühen 16. Jh.:
an der nördlichen Pfeilerreihe: hl. Kümmernis, Tod des hl. Benedikt und Christus mit den Leidenswerkzeugen;
an der südlichen: hl. Antonius Eremita und Klostergründung (an der Südseite).
An den Chorwänden: die Sieben Freuden und Schmerzen Mariä.