Wappen Augsburg St. Ulrich und Afra - Augsburg

 

 

 St. Ulrich und Afra  St. Ulrich und Afra

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kathedrale
 Besonderheit: Ursprünglich benediktinisches Münster
 Baustil: Spätgotik
 Baujahr: 1467-1500
 Adresse: 86150 Augsburg, Ulrichsplatz 19
 Geo: 48.361618, 10.899586
 Lage:

Karte

 Parken: Parkplätze entlang der Maximilianstraße
 Bewertung: 5*****  (von 5*)
 Link:

ulrichsbasilika.de

de.wikipedia.org/wiki/St._Ulrich_und_Afra_(Augsburg)

 

 

Das Gelände der St. Ulrichskirche wurde zu Römerzeiten als Friedhof genutzt, da es sich weit außerhalb der Stadt befand, die sich damals um den Dom und den Markt (Rathausplatz) gruppierte, da nach herrschendem römischen Recht niemand innerhalb der Stadtmauern beerdigt werden durfte.
Dort befand sich auch das Grab der Augsburger Märtyrerin Afra (um 304 auf einer Lechinsel verbrannt), um das sich eine Wallfahrt entwickelte, die 565 erstmals bezeugt ist.
Auch der Augsburger Bischof Ulrich wurde hier 973 begraben.
Im Jahr 1012 begannen die Benediktiner vom Tegernsee mit dem Bau einer Klosteranlage, die aus dem Kloster, Mönchskirche, Friedhof und einer "Zechpflege" bestand, in der die Pfarrgemeinde Gottesdienste abhielt.
Im Jahr 1067 wurde die Agneskapelle geweiht, die sich heute hinter einer Tür in der Südwestecke der protestantischen Ulrichskirche befindet.
1187 erfolgte im Beisein von Kaiser Friedrich Barbarossa die Weihe einer größere Klosterkirche, die nach der Märtyrerin Afra und nach dem heiliggesprochenen Augsburger Bischof Ulrich (890-973) benannt wurde.
Im Jahr 1457 wurde an Stelle der Markthalle des Klosters eine neue Halle gebaut, die man "St. Ulrichsgred" nannte (Grablege des St. Ulrich).
Sie diente als Übergangslösung für die Gottesdienste der Gemeinde während der Zeit der Errichtung der heutigen St. Ulrichs-Basilika.
Nach der Reformation wurde diese Halle als Pfarrkirche von den Protestanten übernommen.
Die Baumeister des Umbaus 1467-1500 waren ab 1474 Valentin Kindler, ab 1477 Burkhard Engelberg, und ab 1512 Hans König.
Die Basilika wurde im Jahr 1500 im Beisein von Kaiser Maximilian geweiht.
Von dem ursprünglich geplanten Turmpaar wurde aus Geldmangel nur der nördliche 93 m hohe Afraturm gebaut und 1594 mit einer Zwiebelkuppel bekrönt.
Der Chorbau stammt aus dem Jahr 1603; 1612 wurde der Bau vollendet.
St. Ulrich und Afra war bis zur Säkularisation 1802 Abteikirche des Benediktinerklosters, seit 1937 ist sie Päpstliche Basilika.
Das Portal mit kunstvollem Baldachinvorbau, durch das man die Kirche am Westende des linken Seitenschiffes betritt, stammt von 1497.

Südlich des Chores von St. Ulrich und Afra wurden nach 1944 die Umfassungsmauern der ehem. Kapelle St. Godehard freigelegt.
Sie ist eine zur Zeit Bischof Simperts (778-807) über merowingischen Grundmauern umgebaute Anlage, die schon seit dem 15. Jh. nicht mehr als Kirche benutzt wurde.
Im späten Mittelalter wurde die Südwand durch eine Folge von Arkaden ersetzt.

 

 

Die Kirche St. Ulrich und Afra ist eine hohe dreischiffige Basilika mit einem Querschiff.
Auf der Ostseite erstreckt sich der lange Chor mit hohen Spitzbogenfenstern.
Die Giebel des Querschiffe und der Westgiebel des Langhauses sind mit Kielbogen und Fialen reich verziert.
An der Nordseite des Langhauses steht der 93 m hohe "Afraturm" mit quadratischen Unterbau, hohem zweigeschossigem Oktogon mit Zwiebelhaube.
Der auf der Südseite geplante Turm wurde aus Geldmangel nicht ausgeführt und endet mit dem Schrägdach des Traufgesimses.

Vor der Nordseite des Kirchenbaus befindet sich die Evangelische Ulrichskirche.
Bescheiden in Ausmassen und Formen steht der freundliche Bau in harmonischem Einklang zu den benachbarten Bürgerhäusern, wie auch zum hohen Kirchenschiff des Ulrichsmünsters.
Er ist diesem im rechten Winkel vorgelagert, davor führt eine Freitreppe zum Eingang.
Die zweigeschossige Barockfassade mit Volutengiebel und einem Uhrwerk in der Mitte hat ein oktogonales Glockentürmchen, dessen freistehendes Obergeschoss von einer Zwiebelkuppel bekrönt wird.

 

 

Das Innere der Ulrichsbasilika wird vollständig von reichen Netz- und Sterngewölben überspannt.
Im 30 m hohen Mittelschiff steht, dem Hochaltar vorgeordnet, die 1605 von Hans Reichle modellierte und von Wolfgang Neidhard gegossene Bronzegruppe der Kreuzigung mit überlebensgroßen Figuren der Maria, Maria Magdalena und Johannes.
Die drei großen Altäre wurden 1604-07 von Johann Degler geschnitzt, die Umfassung und die Bemalung stammen von Elias Greither.
Der Hochaltar enthält, in einem fünfgeschossigen Holzaufbau die Geburt Christi, darüber im Auszug die Krönung Mariä.
Die beiden Seitenaltäre sind niedriger: Der linke "Afraaltar" stellt das Pfingstwunder mit dem hl. Sebastian und Rochus dar, darüber die Märtyrerin Afra.
Der "Ulrichsaltar" zeigt die Auferstehung Christi, flankiert von den Figuren der Hll. Ambrosius und Augustinus, darüber das Messwunder des hl. Ulrich.

Die Kanzel wurde 1603 von Johann Degler geschnitzt. Der Korb wird von korinthischen Säulen getragen, der hohe Schalldeckel von zwei Engeln.
An den Seitenschiffwänden befinden sich in Öl gemalte Kreuzwegstationen von Januarius Zick, um 1788 entstanden, an der nördlichen Querhauswand zwei Tafelgemälde mit Szenen aus der Ulrichslegende von einem unbekannten niederländischen Künstler um 1450, dazwischen ein spätgotisches Madonnenbild.
Am nordwestlichem Vierungspfeiler steht eine Muttergottesstatue aus der Zeit um 1495, vermutlich von Gregor Erhart geschnitzt.
Die reich geschnitzten Beichtstühle stammen von Ehrgott Bernhard Bendel.
Das Gehäuse der Orgel von 1608 und die Bildflügel sind Werke von Mathias Kager.

 

 St. Ulrich und Afra Plan

 

In der Unterkirche (Zugang links und rechts vom Hauptaltar) befinden sich die Grabkapellen der hl. Afra und des hl. Ulrich.
In dem spätantiken Steinsarkophag ist die hl. Afra ursprünglich beigesetzt worden, der Gläserne Schrein des Sarkophages enthält die Gebeine der Heiligen, er wird während der Afraoktav (7.-15.8.) am Afraaltar gezeigt.
Die Grabkapelle des hl. Ulrich wurde schon 1762 errichtet, die Marmortumba mit einer Figur des Heiligen und der Reliquienschrein sind Werke von Placidus Verhelst.

 

 

Am südlichen Seitenschiff befinden sich vier Kapellen (vom Chor aus gesehen):

Georgskapelle:
Erbaut nach 1480 wurde sie 1563 zur Grabkapelle Georg Fuggers bestimmt und hat ein Netzgewölbe mit Wappenschlussstein der Fugger.
Der Altar entstand 1629, das Altarblatt zeigt Maria mit Engeln und die hll. Ulrich und Afra, gemalt 1594 von Peter Candid nach einer Vorlage von Christoph Schwarz.
Das Sandsteinepitaph mit Relief der Auferstehung Christi ist für Johann Jakob Fugger und Ursula von Harrach und wurde um 1554/58 für die Dominikanerkirche geschaffen.

Andreaskapelle:
Erbaut 1480 aus einer Fuggerschen Stiftung und wurde zwischen 1578 und 1584 als Grabkapelle für Markus Fugger ausgestattet.
In den Feldern des Netzgewölbes befinden sich Malereireste des späten 16. Jh. und ein Schlussstein mit Fuggerwappen.
Der dreigeschossige Flügelaltar aus marmoriertem und vergoldeten Holz stammt um 1580 von Wendel Dietrich, nach einem Entwurf von Friedrich Sustris und zeigt die Kreuzigung und Passion Christi.
Die Andreaskapelle wird gemeinsam mit der Simpertuskapelle durch eine Arkadenschranke abgeschlossen.
Sie ist eine zehnteilige Arkadenwand von 1582, im Stil der Renaissance, aus grauem Marmor mit korinthischen Säulen und farbigen Marmoreinlagen, darin Lilien und Rosen als Wappenzeichen der Fugger und Eberstein.
Auf dem Gebälk stehen Terracottafiguren Christi und der Apostel von lebhaft bewegter und expressiver Formengebung, geschaffen von Huber Gerhard und Carlo Pallago.

Simpertkapelle:
Sie wurde 1479 gestiftet, 1492/96 erfolgte der Einbau des Simpertusbogens.
Es ist ein weit in das Kirchenschiff vorgezogener Steinbaldachin, flankiert von eleganten Strebepfeilern mit Figurentabernakeln, die Wölbung mit gewundenen Rippen, darüber phantasievolle Maßwerkbrüstung mit Sterngewölbe und Wappenschlussstein des Abtes Johannes von Gütlngen.
Das Gewölbe zeigt Wandmalereien mit Darstellungen aus de, Leben des hl. Simpert, um 1680/90.

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Altar mit Hauptbild, Simpert über der Simperkapelle als Helfer der Kranken, Oberbild: Beweinung Christi, beide von Christoph Thomas Scheffler, 1737.
In der Mensa moderner Schrein mit den Gebeinen des Heiligen.

Simpertgrabmal aus verschiedenem Marmor, wohl aus der Werkstatt von Johann Jakob Herkommer, bez. 1714;
hinter der Tumbafigur Relief mit Hifeflehenden und dem vom hl. Simpert wiedererweckten toten Kind.
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Benediktuskapelle:
Ist seit 1583 Grabkapelle für Oktavianus Secundus Fugger und wurde 1590 durch Veit Rieger ausgebaut.
Das Sterngewölbe hat einen Wappenschlussstein der Stammler von Ast.
Der Altar im Triumphbogenform ist ein Werk von Wendel Dietrich aus dem Jahr 1590, die Figuren der hll. Petrus und Paulus werden Christoph Murmann d.J. zugeschrieben.
Das Altarblatt stammt von Peter Candid um 1592: “die hll. Benedikt und Franziskus verehren die Muttergottes”, unten Ansicht von Augsburg.
Oberbild: “Christus am Kreuz”, Predellabild: “Abendmahl”, Antependium “Christi Fall unter dem Kreuz und Begegnung mit Veronika”, um 1670/80.

Auf der linken Seite des Mittelschiffes befindet sich die Bartholomäuskapelle:
Sie wurde 1449 von Konrad Vögelin für den romanischen Vorgängerbau gestiftet und 1452 gewölbt.
1589 wurde sie von Anton Fugger erworben und 1596 bis 1602 von dessen Bruder Philipp Eduard als Grabkapelle ausgestattet.


Flaches Tonnengewölbe mit kassettierter Stuckdecke und Rosettenschmuck, vielleicht von Konrad Stoß.
Glasmalereien: Beschneidung Christi, Darstellung im Tempel, gegen 1604, ehem. in den Chorfenstern.
Altar konsekriert 1598, Aufbau aus Holz, Altarblatt: “Marienkrönung durch die hl. Dreifaltigkeit” von Hans von Aachen, bez. 1596;
daneben Figuren der hll. Philippus und Magdalena, darüber Petrus und Paulus, zwischen ihnen Kreuzigungsgruppe aus der ersten Hälfte des 18. Jh.
Gemaltes Antependium, Marter des hl. Bartholomäus, um 1630/40.

In den Vitrinen befinden sich bedeutende Stücke des ehem. Kirchenschatzes: Dalmatika und Kasel des hl. Ulrich aus dem 9./10. Jh., aus einer byzantinischen Hofmanufaktur.
Pastoralstäbe der Äbte Reginbald aus Elfenbein aus dem 11. Jh. und Egino (vergoldetes Kupfer, Limoges, 13. Jh.).
Rahmenreliquiar mit Sudarium und Vexillum des hl. Ulrich, 1506 wohl von Jörg Seld.
Angeblicher Pontifikalkamm des hl. Ulrich, 6./7. Jh.

 

 

Die Evangelische Ulrichskirche war ursprünglich wohl offene Vorhalle der Klosterkirche St. Ulrich und Afra, 1437 für den Gemeindegottesdienst eingerichtet und im 16. und 17. Jh. den Anforderungen des protestantischen Gottesdienstes angepasst und neu ausgestattet.
1709/10 erfolgte ein durchgreifender Umbau nach Entwurf von Max Loeser.

Das friedliche Nebeneinander von Katholiken und Protestanten in zwei nebeneinander liegenden Kirchen, ist in ihrer Art einmalig und gilt als architektonisches Bekenntnis zur Augsburger Parität, der Gleichberechtigung in Glaubensdingen.
Die Wirklichkeit der Parität war jedoch ein Streit um Details, Besitz und Recht: So hatten die Katholiken lange Zeit das Vorrecht zur Taufe mit den schreienden Säuglingen und der Taufgesellschaft auch während des Gottesdienstes durch die protestantische Ulrichskirche zum Taufstein in der katholischen Jakobskapelle (wurde abgebrochen) zu gehen.
Der Durchgang wurde 1568 vermauert. Auch alle öffentlichen Ämter der Stadt mussten noch bis Anfang des 19. Jh. doppelt besetzt werden; mit je einem Katholiken und Protestanten.

Der einfache, tonnengewölbte Saalbau der Evangelischen Ulrichskirche ist 38 m lang und 17 m breit.
Toskanische Säulen tragen eine auf drei Seiten umlaufende Empore. Die freie Westwand wird von der Kanzel und großen Gemälden beherrscht.
Die fein verzierte Stuckdecke im Regence-Stil ist ein Werk von Matthias Lotter aus dem Jahr 1710, nach einem Entwurf von Abraham Drentwett.
An der Decke befinden sich getönte Rahmenfelder und Kartuschen mit Sinnbildern des Alten und Neuen Testaments und der christlichen Tugenden, dazwischen Engelsköpfe, Wolken, Ranken und Blumen.

Der Altar von Daniel Scheppach stammt aus dem Jahr 1693. Er hat einen dunkelfarbigen, goldgefassten Holzaufbau mit korinthischen Säulen und gesprengtem Segmentgiebeln, der in das Rückpositiv der Orgel übergeht.
Das Altarblatt zeigt das Abendmahl von Johann Heiss, 1693 und das ovale Predellabild “Taufe Christi”.
Die prächtige Kanzel mit vergoldeten Figuren und Ornamenten stammt von Daniel Scheppach, um 1710.
Am polygonalen Korb die Evangelisten in Muschelnischen, unterhalb des Schalldeckels zwei emporrauschende Engel, oben Putten mit Gesetzestafeln und Evangelien und Johannes der Täufer mit dem Lamm Gottes.
Die Orgel auf der Empore über dem Altar ist ein Werk von Johannes Christian Leo, 1721; siebenteiliger Prospekt mit Akanthusdekor.

An der Brüstung der Emporen befinden sich 26 Leinwandbilder größtenteils von Franz Friedrich Franck um 1680, die die Heilsgeschichte darstellen.
Über und unter der Empore hängen ebenfalls zahlreiche Gemälde von Franz Friedrich Frank und Isaak Fisches d.Ä. von Ende des 17. Jh.