Wappen Günzburg Frauenkirche Günzburg

 

 

 Frauenkirche Günzburg  Frauenkirche Günzburg

 

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kirche
 Besonderheit: eines der Hauptwerke von Dominikus Zimmermann
 Baustil: Rokoko
 Baujahr: 1736-1741
 Adresse: 89312 Günzburg, Frauenplatz 2
 Geo: 48.456522, 10.276721
 Lage:

Karte

 Parken: P Am Stadtgraben
 Bewertung: 4****  (von 5*)
 Links:

fv-frauenkirche-gz.de

de.wikipedia.org/wiki/Frauenkirche_(Günzburg)

 

 

Um 1380 wurde eine erste Kirche für die Bürger der Oberstadt von Günzburg errichtet, von der der Turmunterbau der heutigen Frauenkirche noch stammt. Vermutlich stand hier bereits zuvor eine Kapelle zu Ehren der Jungfrau Maria.
Als 1433 in der Nähe ein Franziskanerinnenkloster gegründet wurde, erbaute man eine größere Kirche im Stil der Gotik und verband sie 1492 durch einen Verbindungagang mit dem Kloster.
Am 8. Mai 1735, bei dem großen Stadtbrand von Günzburg, dem die gesamte Nordhälfte der Oberstadt zum Ofer fiel, ist auch die gotische Kirche bis auf den unteren Teil des Turms abgebrannt.
Trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation der Stadt nach dem Brand, entschloss sich der Magistrat am 4. Juni 1736, den in Landsberg am Lech ansässigen Baumeister Dominikus Zimmermann mit dem Neubau zu beauftragen.
1741 waren Chor und Langhaus einschließlich Stuckierung und Ausmalung fertiggestellt.
Aus Geldmangel und infolge des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740–1748) mussten die Arbeiten unterbrochen werden. Erst 1757 wurden die Altäre und die Kanzel eingebaut.
Am 7. Mai 1780 wurde die fertiggestellte Kirche vom damaligen augsburger Weihbischof Johann Nepomuk August Ungelter geweiht.
1969-70 erfolgte eine Außenrestaurierung. Von 1998 bis 2002 wurde die Kirche mit einem Kostenaufwand von ca. 5,5 Mio. Euro grundlegend saniert und innen und außen restauriert.

 

 

Die hochgelegene Frauenkirche im Herzen der Altstadt prägt die Stadtsilhouette Günzburgs. Sie ist ein bedeutendes Beispiel für den Rokokostil in Schwaben und wird auch als “Schwäbische Sixtinische Kapelle” benannt.
Der Bau war der zweite Großauftrag für den berühmten Wessobrunner Baumeister Dominikus Zimmermann: nach seinem ersten Hauptwerk, der Wallfahrtskirche von Steinhausen (Bad Schussenried, Ldkr. Biberach/BW), und vor seinem Meisterwerk, der Wieskirche.
Allen drei Bauten liegt die architektonische Grundidee der Verschmelzung von Longitudinal- und Zentralraum zugrunde.
Die Günzburger Frauenkirche ist ein Meisterwerk der Rokokoarchitektur, ein Gesamtkunstwerk und harmonische Verbindung aus Licht, Architektur, Stuck und Malerei, die dem Innenraum eine beschwingt-leichte Wirkung verleiht.
Zimmermann entwarf einen pilastergegliederten Zentralbau auf leicht ovalem Grundriss mit einer Kuppel und einem eingezogenen, ziemlich tiefen und halbrund geschlossenen Chor.

Die Außenmauern des Langhauses werden von flachen Pilastern mit Phantasiekapitellen gegliedert und sind in fünf unterschiedlich breite Achsen unterteilt. Die mittlere und breiteste Achse springt leicht nach außen vor und unterscheidet sich durch ihre als Dreiergruppe angeordneten Fenster mit darüber liegendem Bassgeigenfenster. Die anderen, schmäleren Achsen sind jeweils von einem großen, oben und unten abgerundeten Fenster mit geschweift geohrtem Bogenschluss und einem ebenfalls geschweiften Rundfenster darüber durchbrochen.
Alle Gliederungselemente (Sockel, Gesimse, Fensterumrahmungen und Pilaster) heben sich durch ihre zartrosa Farbe ab.
Im südlichen Chorwinkel steht der 50 Meter hohe, achtgeschossige, reich gegliederte, quadratische Turm mit einer Welschen Haube mit abgeschrägten Kanten, die eine kleinere Zwiebelhaube krönt.
Das Langhaus wird von einem hohen Walmdach gedeckt, das zusammen mit dem Turm die hervorragende Fernwirkung bestimmt.
In der Mitte des Ostgiebels befindet sich in einer Mauernische eine fast drei Meter hohe Marienstatue.

Der Innenraum, im Grundriss ein Rechteck mit leicht nach außen gewölbten Längsseiten, vermittelt dem Betrachter, durch die nach innen gerundeten Gebäudeecken, den Eindruck eines Ovals. Er wird durch 16, auf hohen Sockeln aufragende mächtige Säulen aus rötlichem Stuckmarmor, die mit korinthisierenden Kapitellen verziert sind, gegliedert.
Der tiefe Chor ist halbrund geschlossen und enthält einen zweigeschossigen Altar, der eine Vorstufe für den Altar der Wieskirche bildet.
Den westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine Doppelempore, die sogenannte Nonnenempore. Sie diente zunächst den Franziskanerinnen, dann den Englischen Fräulein als Hauskapelle mit direktem Zugang aus dem Kloster.

 

 

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Das Innere der Frauenkirche wird beherrscht durch den prachtvollen, doppelstäckigen Hochaltar, der Auszug ist mit einem Baldachin bekrönt und von Engelsfiguren und Putten besetzt. In der Mitte schwebt ein Engel mit einem Spruchband und den Worten: „Gloria in excelsis Deo“ (Ehre sei Gott in der Höhe).
Der Altar wurde bereits 1736 von Dominikus Zimmermann entworfen, der obere Teil wurde jedoch erst 1757/58 nach einem Entwurf von Ignaz Hillenbrand mit reichem Figurenschmuck ausgeführt.
Das Hochaltargemälde zeigt die "Anbetung der Heiligen Drei Könige" von Paul Ignaz Viola, um 1756, darunter befindet sich das Gnadenbild der Sieben Schmerzen Mariens, das dem Bildhauer Christoph Rodt zugeschrieben wird.
Die schräggestellten Seitenaltäre um 1740/50 sind mit Gemälden von Anton Enderle ausgestattet:
Links der Passions- oder Kreuzaltar mit dem Ölbild "Kreuzabnahme" von 1752, im Auszug das Fresko "Engel mit Arma Christi".
In dem Glasschrein befindet sich die Skulptur einer Pietà aus dem frühen 16. Jh., die aus der brennenden Vorgängerkirche gerettet werden konnte, der große Glasschrein darunter enthält die Reliquien der Märtyrerin Isidora.
Der rechte Seitenaltar, der Annen- oder Sippenaltar, besitzt das Gemälde der Heiligen Sippe von 1747, im Auszug das Fresko "Mariä Verkündigung".
Die seitlichen Altäre im Langhaus stammen um 1760: links Figur des hl. Johann Nepomuk, rechts "Immaculata" von P. Anselm Libigo, vor 1754.
Die elegante Kanzel um 1758 ist mit Schnitzereien von Ignaz Hillenbrand ausgestattet, auf dem Schalldeckel Posaunenengeln.
Das Ehem. Altarblatt: "hl. Wendelin", stammt von Franz Joseph Bernhard de la Pesterie aus dem Jahr 1765.
Die Doppelempore, die von sechs marmorierten und mit Kapitellen verzierten Säulen getragen wird und stark in den Innenraum hineinragt, ist im unteren Teil verglast und mit einem reich geschnitzten Holzgitter mit Marienmonogrammen versehen. Die Fresken der Emporebrüstung haben die Geheimnisse des Schmerzhaften Rosenkranzes zum Thema. Das mittlere Bild mit der Kreuzigungsszene ist in Öl gemalt.

Die Decke der Frauenkirche ist mit einem prächtigen Fresko von Anton Enderle aus dem Jahr 1741 geschmückt. Das Bild zeigt die Krönung Mariens durch die Heilige Dreifaltigkeit, umgeben von Engeln, Heiligen, Märtyrern, biblischer Figuren, geistlicher Würdenträger und Ordensstifter. Seitlich sind die vier Erdteile als allegorische Figuren dargestellt, die ihre Huldigung an Maria bringen.
Die kleineren Fresken vor dem Chorbogen zeigen die Fürbitte der hll. Dominikus und Franz von Assisi sowie den Glorreichen Rosenkranz.
Über der Empore: "Rosenkranzspende an die hll. Dominikus und Katharina von Siena", "Geburt Marias" sowie "Sieg der Heiligen Liga in der Seeschlacht von Lepanto".
Das zentrale Deckengemälde des Chores mit der Darstellung der Verkündigung Mariä und die kleineren Bilder mit den Szenen des Freudenreichen Rosenkranzes wurden von Anton Enderle in Öl gemalt.
Der Entwurf für den reichen Stuckdekor im Stil des frühen Rokoko stammt von Dominikus Zimmermann, ausgeführt von dem Günzburger Stukateur Thomas Gering.