Wappen Aichach-Friedberg Sielenbach - Maria Birnbaum

 

 

 Maria Birnbaum  Maria Birnbaum

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kirche
 Besonderheit: Einzigartig origineller Zentralbau in Bayern
 Baustil: Frühbarock
 Baujahr: 1665
 Adresse: 86577 Sielenbach, südlich des Ortes
 Geo: 48.393443, 11.161991
 Lage:

Karte

 Parken: P an der Wallfahrtskirche
 Bewertung: 3***  (von 5*)
 Links: www.kloster-maria-birnbaum.de
de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Maria_Birnbaum

 

 

Südlich des Ortes Sielenbach, auf dem flachen Berg oberhalb des Ecknachtales, befand sich bis zum 30-jährugen Krieg das Schloß Stuntzberg, der Adelssitz der Herren von Weychs.
Es war ein Renaissancebau mit vier Rundtürmen an den Ecken.
Das Schloß ist auf einer der Tafeln von 1687 im Vorraum der Kirche abgebildet, darunter wird in bayerisch-barocker Sprache die Entstehung der Wallfahrt erzählt:
Um 1600 hatten die Schlossbewohner ein wenige Jahre zuvor geschnitztes Vesperbild einer Muttergottes in ihrem Weinberg in einem Martel zur persönlichen Andacht aufgestellt.
Als das Schloss Stuntzberg 1632 durch die Schweden zerstört wurde, warfen die Soldaten das Bild in das Jochmoos.
In halb verbranntem Zustand holte es der Dorfhirte von Sielenbach, Johann Vogl wieder heraus und stellte es in einen hohlen Birnbaum neben der Straße.
Gegen Ende des Jahres 1659 erschien einer Frau Anna, Bürgerin von Meran in Südtirol, dieses Vesperbild im Traum mit der Aufforderung, es im "Baierland" zu suchen.
Nach längeren Irrfahrten fand sie es im Birnbaum - und war von Stund an mitsamt ihrem Sohn von "Hysterie und großem Leibschaden" geheilt.
Bald darauf setzte die Wallfahrt zu "unserer Lieben Fraw im Pürnbaum" ein.
Das Gelände wurde von der Deutschordenskommende Blumenthal erworben, dessen Komtur Philipp Jakob von Kaltenthal 1661-65 um den Birnbaum eine Kirche errichten ließ.
Baumeister war der Münchner Bildhauer und kurfürstliche Baumeister Konstantin Pader.
Während der Säkularisation 1803 sollten Kirche und Wallfahrt aufgelöst werden, die Bauern der Umgebung übernahmen daraufhin die Betreuung.
Auch als 1867 die Kirche wegen Einsturzgefahr abgerissen werden sollte, setzten die Bauern die Reparatur und Wiedereröffnung durch.
Von 1867 bis 1984 bestand eine Niederlassung der Kapuziner im Kloster Maria Birnbaum, die die Wallfahrt betreuten. 1999 kehrte der Deutsche Orden nach Maria Birnbaum zurück, 2001 wurde dorthin das Noviziat der Deutschen Brüderprovinz verlegt.

 

 

Maria Birnbaum Sielenbach

Maria Birnbaum gehört zu den wenigen Bauten der europäischen Architekturgeschichte, bei denen ein Phantasieentwurf auch tatsächlich realisiert wurde und hat in der bayerischen Baukunst des 17. Jh. nichts vergleichbares.
Der originelle, durch die drei hintereinander angeordneten Kuppelräume und die Türme mit schindelbedeckten Kuppeln slawischorientalisch wirkende Bau, steht am Beginn der Entwicklung des Zentralbaues im Altbayern.

 

 

Maria Birnbaum Sielenbach

Der Innenraum hat durch die mächtige Hauptkuppel eine impossante Raumwirkung:
die flach überkuppelte Rotunde mit einer Öffnung und die Apostelfiguren von Lorenz Luidl erinnern an das Urbild vieler Zentralbauten, das römische Pantheon.
Östlich und westlich schließen sich Rechteckräume an, die mit Stichkappen gewölbt sind und durch Exedren kleeblattförmig erweitert werden.
Die Stuckaturen von Matthias Schmuzer aus Wessobrunn um 1664/65 sind im Sinne des frühen Barock noch durch relativ strenge Münchener Formen geprägt: geometrische Felder, Lorbeerbündel und Engelshermen.

Im schwarz-golden gefaßten Hochaltar von 1675 befindet sich unter dem Altarblatt das kleine Gnadenbild aus dem 16. Jh., das in den Birnbaum eingelassen ist.
Von der Rückseite ist der Birnbaum auch durch ein großes Fenster in der Nische sichtbar. Ursprünglich stand der Altar im Westen, da dort der ursprüngliche Platz des Birnbaums gewesen war, 1867 wurde er an die heutige Stelle verlegt.
Das Altarblatt von Johann Hehrl von 1678 zeigt die Kreuzabnahme, auf den seitlichen Konsolen befinden sich Figuren der Apostelfürsten Petrus und Paulus.