Wappen Aichach-Friedberg Inchenhofen - St. Leonhard

 

 

 St. Leonhard  St. Leonhard

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kirche
 Besonderheit: Älteste Leonhards-Wallfahrt Deutschlands
 Baustil: Barock
 Baujahr: 1706
 Adresse: 86570 Inchenhofen, Marktplatz
 Geo: 48.511150, 11.114897
 Lage:

Karte

 Parken: in den Seitenstraßen, Parkplatz Sägstallstr.
 Bewertung: 3***  (von 5*)
 Links:

www.pfarrei-inchenhofen.de

de.wikipedia.org/wiki/Wallfahrtskirche_St._Leonhard_(Inchenhofen)

 

 

Bayernherzog Ludwig der Strenge, schenkte 1266 dem von ihm gegründeten Zisterzienserkloster Fürstenfeld eine Pfarrei, zu der auch der damals aus 5 Höfen und einer Leonhardskapelle bestehende Ort Imechinhovin gehörte.
1283 übernahmen die Zisterzienser die Seelsorge für die sich bereits entwickelte Wallfahrt und behielten diese bis zur Auflösung des Klosters in Jahr 1803.
1289 wurden der Leonhardskapelle von Rom aus Ablässe verliehen, die Wallfahrt hat sich daraufhin so stark entwickelt, daß eine Kirche gebaut werden musste.
Diese wurde 1332 von dem Augsburger Bischof Heinrich von Kiew geweiht.
Im Jahr 1400 erhielt das Dorf Inchenhofen Marktrechte.
Unter Abt Paul Herzmann (1451-1454) wurde der heutige Kirchenbau errichtet, der Turm erst 1486.
Zwischen 1610 und 1623 erfolgte unter Abt Sebastian Thoma eine grundlegende Umgestaltung der Kirche im Spätrenaissancestil.
Nach der Schlacht um Höchstätt 1704 steckten Engländer und Holländer den Ort in Brand, die beschädigte Kirche mußte wiederhergestellt werden.
Unter Abt Pellhammer wurden 1760 die Emporen über den Kapellen wieder entfernt und die Gewölbe von Ignaz Baldauf mit Fresken geschmückt.

 

 

St. Leonhard

Die Wallfahrtskirche ist eine dreischiffige hohe Halle zu fünf Jochen unter einer weiten, flachen Stichkappentonne.
Der dreijochige Chor ist dreiseitig geschlossen und ein wenig breiter als das Mittelschiff.
Am nördlichen Seitenschiff sind fünf Kapellen angebaut.
Auf der Südseite ragt der 1486 errichtete quadratische Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube steil empor.
Die symethrisch auf der Nordseite angebaute Sakristei läßt darauf schließen, daß der Kirchenbau ursprünglich mit zwei Türmen geplant war.

 

 

St. Leonhard Inchenhofen

Die prächtige Innenausstattung aus drei verschiedenen Stilepochen fügt sich harmonisch in das Gesamtkunstwerk ein.
Besonders eindrucksvoll ist der 1756 von Anton Wiest errichtete Hochaltar mit gedrehten Säulen, Engeln und einer Sitzfigur des hl. Leonhard von 1620.
Die großen Altäre der Seitenschiffe stammen von 1620, auf dem südlichen befindet sich das ehemalige Gnadenbild, eine geschnitzte Pieta um ca. 1430; auf dem nördlichen St. Martin auf einem Pferd, eine bemerkenswerte Spätrenaissanceplasik von 1625.

Die weite Halle des Langhauses wird durch das großflächige Deckenfresko geprägt, dem Hauptwerk des einheimischen Künstlers und bischöflichen Hofmalers Ignaz Baldauf aus dem Jahr 1776.
Im Mittelschiff Szenen aus dem Leben und Wirken des hl. Leonhard.
Die Geschichte des hl. Leonhard beginnt über dem Chorbogen:
König Chlodwig bietet dem Heiligen den Bischofsstuhl von Reims an, dieser lehnt aber ab, wird Wanderprediger und erbaut eine Einsiedelei.
Von dort wird er zur Gemahlin des Königs Theodebert gerufen, die in schweren Geburtsnöten liegt.
Durch seine Gebete verhilft er ihr zu einer glücklichen Geburt und wird vom König mit Land belohnt auf dem er das Kloster Noblac erbaut.
Die nächsten Szenen zeigen den hl. Leonhard als Nothelfer, Gefangenenpatron und Teufelsaustreiber, seinen Tod und Verehrung durch Pilger.
In den Kartuschen Darstellungen aus dem Leben Christi und Johannes d.T.
Im Chor: Taufe des hl. Leonhard, in den Kartuschen die Sieben Gaben des Hl. Geistes.
In den Seitenschiffen und Kapellen: Wunderdarstellungen nach dem Inchenhofener Mirakelbuch.

Die prächtige Kanzel sowie das Orgelprospekt stammen von 1760.
Über dem Südportal befinden sich Tafelbilder der sieben Blutvergießungen Christi, um 1710.
Bemerkenswert ist auch am Pfeiler gegenüber dem Eingang eine kleine Eisengußfigur des hl. Leonhard, von ca. 1420, die früher von den Pilgern um den Altar getragen wurde.
Am Chorbogen befindet sich ein Rotmarmorepitaph für den Kaplan Bernhard Andrae, gest. 1606.

Links neben dem südlichen Eingang befindet sich der sog. Leonhardsnagel von 1654.
Es ist ein ca. 90 cm hoher stumpfer Eisenkörper mit einem Durchmesser von 10-15 cm. In Inchenhofener Mirakelbüchern, den Aufzeichnungen der Wallfahrtswunder, ist sein Gewicht mit 242 Pfund angegeben.
Er wurde aus Pflugscharen geschmiedet, die Pilger gestiftet hatten, wie auch die großen Ketten mit denen die Kirche früher umspannt war.
Der Nagel wurde für den sog. Hebe-Ritus verwendet, der neben einer Kraftprobe auch ein Akt der Buße und Gewissensprobe war, denn nur wer frei von schwerer Sünde ist, kann den Nagel heben.
Diesen Kultgegenstand findet man auch auf Ignaz Baldaufs großem Langhausfresko, wo ihn ein junger Pilger im Zug der Wallfahrer mitschleppt.

Bedeutung der Wallfahrt:
Hl. Leonhard, gestorben 559, Attribut Eisenkette, galt u.a. als Helfer der Gefangenen, Patron der Mütter und Viehpatron.
Er zählte im Mittelalter zu den meistverehrten Heiligen.
Die Leonhardiwallfahrt ist die älteste und bedeutendste Wallfahrt im deutschsprachigen Raum, seit dem 13. Jh. ist sie nachgewiesen.
Im Mittelalter zählte sie auf ihrem Höhepunkt nach Rom, Jerusalem und Santiago de Compostella zu den vier am meisten besuchten Wallfahrtsstätten der Christenheit.
Noch heute pilgern jährlich zu Pfingsten aus 60 Orten die Wallfahrer und am ältesten Leonhardiritt Deutschlands im November nehmen regelmäßig an die 200 Pferde mit ihren farbenprächtig kostümierten Reitern teil.
Der Ritt wurde bereits 1457 eingeführt, wobei man früher mit den Pferden um den Hochaltar ritt.
Später wurde dies verboten und durch den dreimaligen Ritt um die Kirche ersetzt.
Da trotz des Verbotes immer wieder in die Kirche hineingeritten wurde, hatte man an den Eingängen Gitterroste, sog. Beinbrecher angebracht, die erst 1937 entfernt wurden.
Die Wallfahrt hat noch heute eine große Auswirkung, nach welcher der Ort im Landkreis "Leahed" (Leonhard) und fast nie Inchenhofen genannt wird.

Im Obergeschoß des ehemaligen Brauereigebäudes des Zisterzienserklosters Inchenhofen befindet sich das 1993 eröffnete Wallfahrtsmuseum.
In drei Räumen kann man sich über das Leben und Wirken des hl. Leonhard, die Geschichte Inchenhofens und seiner Wallfahrt unter Leitung der Zisterzienser von Fürstenfeld bis zu Säkularisation 1803 sowie die Wiederaufnahme der Leonhardswallfahrt im 19. und 20 Jh. informieren.

 

 

St. Leonhard Inchenhofen

Deckenfresko Chor "Taufe des Hl. Leonhard"

 

Ignaz Baldauf, 1776

 

St. Leonhard Inchenhofen

Deckenfresko Mittelschiff "Szenen aus dem Leben und Wirken des hl. Leonhard"

 

Ignaz Baldauf, 1776