St. Peter Augsburg
St. Peter am Perlach
POI-Art: | Sehenswürdigkeit, Kirche |
Besonderheit: | Ursprünglich romanische Kirche unterhalb des Perlachturmes, ältester Ziegelsteinbau Süddeutschlands |
Baustil: | Romanik |
Baujahr: | 1183 |
Adresse: | 86150 Augsburg, Rathausplatz, unter dem Perlachturm |
Geo: | 48.369044, 10.898497 |
Lage: | |
Parken: | Parkhäuser im Innenstadtbereich |
Bewertung: | 3*** (von 5*) |
Links: |
Das Jahr der Erbauung der Wallfahrtskirche St. Peter am Perlach ist nicht bekannt.
Als 1067 ein Kollegiatstift bei St. Peter gegründet wurde, stand die Kirche bereits.
Der Edle Swigger von Balzhausen und Schwabegg schenkte damals das Gut Lamerdingen samt 20 Leibeigenen der Kirchengemeinschaft.
Durch diese finanzielle Grundlage und Schenkungen in späterer Zeit wuchs auch die Bedeutung der Kirche - die Pröbste wurden zeitweise direkt von den Päpsten ernannt.
Nach mehrfachen Bränden und dem Einsturz im Jahr 1182, bei dem viele Menschen während eines Gottesdienstes getötet wurden, ist die Kirche in Ziegelbauweise neu errichtet worden.
St. Peter ist somit der Älteste datierte Ziegelsteinbau Süddeutschlands.
Im Jahr 1248 wurde eine Kapelle erbaut, die jedoch 1944 durch den Luftangriff zerstört wurde.
Ab 1260 entstand vor der Kirche der Fischmarkt. Der Platz gehörte der Kirche und wurde als Richtplatz benutzt. In Erlassen 1385 und 1622 wurde festgelegt, dass vor der Bürgermeisterwahl ein Gottesdienst in St. Peter stattzufinden habe.
So ist es bis heute Tradition, dass Stadtrat und Oberbürgermeister jedes Jahr nach der Sommerpause einen ökumenischen Gottesdienst in der "Ratskirche" St. Peter feiern.
Im Jahr 1767 wurde die Kirche von Christian Erhardt mit Rokoko-Fresken ausgeschmückt und um 1780 barock umgestaltet; dabei wurde das Gewölbe gerundet und die Fenster vergrößert.
Nach Eingliederung der Freien Reichsstadt Augsburg nach Bayern 1803 wurde das Stift St. Peter vom bayerischen Staat aufgelöst und die Kirche sollte abgerissen werden.
Doch die Augsburger Bürger erzwangen 1811 die Wiedereröffnung der Kirche für Gottesdienste.
Erst 1913 konnte mit dem Freistaat Bayern vertraglich ein sicherer Erhalt für St. Peter herbeigeführt werden.
Nach schweren Kriegszerstörungen wurde die Kirche 1954 in ursprünglicher romanischer Form wieder hergestellt und von den Jesuiten übernommen.
St. Peter ist eine der wenigen romanischen Hallenkirchen im Süddeutschen Raum.
Sie steht direkt an der abfallenden Kante des Lechtals und schließt sich im Westen scheinbar an den Perlachturm an.
Tatsächlich ist aber der Unterbau des Turmes in der Kirche als westliches Joch und Empore integriert.
An der Abbruchkante steht der Ostchor mit der halbrunden Apsis.
Die Langhauswände sind durch Lisenen und Rundbogenfriese gegliedert.
Die dreischiffige Hallenkirche mit kreuzförmigen, wuchtigen Pfeilern hat unter dem Mitteljoch des Westbaues den Sockel des Perlachturmes mit einbezogen.
Der Innenraum ist 27,5 m lang, 15 m breit und im Mittelschiff ca. 10,5 m hoch.
Das Querschiff fehlt. Kreuzgewölbe bedecken die vier Joche, aus denen Mittel- und Seitenschiffe bestehen.
Jedes Schiff endet unterschiedlich: das Mittelschiff im rechteckigen Haupt-Chor, das südliche Seitenschiff in einer halbrunden Apsis, das nördliche kürzere Seitenschiff in einem Altarraum.
Das Westjoch wird durch den Unterbau der Orgel-Empore gebildet, die von Pfeilern mit Halbsäulen auf attischen Basen abgestützt wird.
Der rechteckige Chorraum, der im Zuge der Barockisierung am stärksten verändert wurde, beherbergt den um 1770 errichteten marmorierten Hochaltar. Auf dem gesprengten Gebälk sitzen zwei Putten.
Das Altarbild "Christus der gute Hirte", gestiftet von Anton Jakob Fugger, malte 1625 Matthias Kager.
Im Auszug des Altars befindet sich das Bild des Kirchenpatrons St. Petrus, gemalt von Johann Georg Bergmüller.
Der Tabernakel von 1707 ist aufwändig mit einer Dekoration aus Früchten, Blumen und Akanthus geschmückt. Er stand zunächst auf dem Herz-Jesu-Altar im Dom, bevor er 1864 vom Bürgerverein St. Peter erworben wurde.
Vor dem Chorraum stehen seitlich Wandpfeiler, die von Skulpturen flankiert werden.
Links eine lebensgroße Madonna aus Ton; um 1430 von einem unbekannten schwäbischen Künstler.
Sie hielt ursprünglich ein Jesuskind, das aber verloren ging.
Rechts die Skulptur des hl. Petrus, die Octavianus Secundus Fugger 1581 der Kirche schenkte.
Eine weitere hölzerne Figur des hl. Petrus aus dem 15. Jh. dient als Ambo.
Links im Chor befindet sich ein Sakramentshäuschen aus Solnhofener Kalkstein von 1522 mit dem Fuggerwappen.
Es wurde von Marcus Fugger dem Jüngeren gestiftet, der hier als Propst tätig war.
Rechts die Grabplatte des Stifters Schwigger von Balzhausen und Schwabegg.
Vor der Barockisierung der Kirche war die Grabplatte Teil eines Hochgrabes, das in der Mitte der Kirche stand.
In der nördliche Apsis steht ein mittelalterlicher Altar. Über dem Altar befindet sich ein Kruzifix mit den Assistenzfiguren Maria und Johannes von Ende des 17. Jh.
Der Altar birgt seit 1997 eine Reliquie der hl. Crescentia von Kaufbeuren, unter dem Altar ist ein Medaillon mit dem Portrait der Heiligen zu sehen. Es ist 1997 von Gernot Hausner alten Kupferstichen nachempfunden worden.
Bei Restaurierungsarbeiten sind sowohl in der nördlichen als auch in der südlichen Apsis mittelalterliche Wandfresken zu Vorschein gekommen.
Sie zeigen nördlich die Anbetung der Heiligen Drei Könige von ca. 1420 sowie in der Bogen-Laibung Reste einer Wunder- und Bischofslegende.
An der Nordseite der Apsis befinden sich vier Reliquiare aus dem 18 Jh. (1864 von der Dompfarrei erworben).
In der Südapsis befindet sich das Wallfahrts-Gnadenbild "Maria Knotenlöserin", von Johann Georg Melchior Schmidtner um 1700 gemalt und von dem Kanonikus Hieronymus Ambrosius Langenmantel gestiftet.
Links die Figur des hl. Ulrich von 1520, rechts der hl. Afra aus dem frühen 18.Jh.
Die mittelalterlichen Wandfresken aus dem 13. Jh. zeigen zwei weibliche Heilige, wahrscheinlich die hl. Maria Magdalena mit Salbgefäß und die hl. Helena oder hl. Elisabeth mit Krone.
An der südlichen Wand hängen zwei versilberte Reliefbilder der hl. Petrus und Paulus aus der zweiten Hälfte des 17. Jh.
Von Johann Georg Knappich stammt das Gemälde "hl. Joseph, Patron der Sterbenden und Armen Seelen". Ursprünglich hat es wohl Ignaz von Schellenberg 1696 für den Josephsaltar gestiftet.
An der Nordwand, über der Eingangstür zur Felicitaskapelle (Sakristei) steht eine Kopie der Holzfigurengruppe "hl. Felicitas mit ihren Söhnen" (das Original um 1520 befindet sich im Maximilianmuseum).
Die schmiedeeisernen Gitter von 1656 stammen ursprünglich vom Ostchor des Domes. Sie wurden dort 1782 aufgrund eines Papstbesuches entfernt und 1783 vom Stift erworben.
Beim Eingang, am südwestlichen Langhauspfeiler hängt die Kopie einer romanischen Christusfigur von 1182 "Christus als Weltenrichter" (das Original befindet sich im Maximilianmuseum).
Das "Fuggerkreuz" an der Westwand links vom Eingang wurde 1522 von Michael Erhart geschaffen und ist eine Stiftung Georg Fuggers.
An der Westwand des Mittelschiffes befindet sich das Gemälde "Martyrium des hl. Paulus" vermutlich von Johann Georg Knappich, um 1700.
Unter der Orgelempore ist das Deckenfresko "Engel mit Spruchband" von Christian Erhardt aus dem Jahr 1767 zu sehen.
Die Orgel stammt von 1688 und ist damit die älteste Orgel, die in Augsburg erhalten ist.