Wappen Donau-Ries Hl. Kreuz Donauwörth

 

 

 Hl. Kreuz Donauwörth  Hl. Kreuz Donauwörth

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kirche
 Besonderheit: Wallfahrtskirche,  ehem. Kloster
 Baustil: Barock
 Baujahr: 1717-20
 Adresse: 86609 Donauwörth, Hl.-Kreuz-Str.
 Geo: 48.719100, 10.773900
 Lage:

Karte

 Parken: P Mühlberg
 Bewertung: 4****  (von 5*)
 Links:

de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Heilig_Kreuz_(Donauwörth)

 

 

Im Jahr 1028 erwarb Graf Mangold I. von Werd (Donauwörth), als Gesandter des deutschen Kaisers Konrad II. an einer
diplomatischen Mission (einer Brautschau), vom byzantinischen Kaiser Konstantin VIII. eine wertvolle Reliquientafel mit
einer Partikel des Hl. Kreuzes.
Zur Verehrung dieser kostbaren Reliquie erbaute der Graf nach seiner Rückkehr 1030, in der Nähe seiner Burg auf dem
Mangoldfelsen (nur wenige Überreste sind noch an der Donauwörther Freilichtbühne erhalten) eine kleine Kirche.
Unter Leitung Irmtruds (Irmentrauds), der Schwester Mangolds, versammelten sich dort fromme adlige Frauen zur Verehrung des Kreuzes.
Aus dieser Gemeinschaft entstand ein Nonnenkloster, das am 03. Dezember 1049 von Papst Leo IX. persönlich geweiht wurde.
1067 verlegte Graf Mangold II. das Kloster etwas östlich der heutigen Stelle und stattete es mit Hofgütern aus.
Im Jahr 1101 holte Graf Mangold III. zwölf Benediktinermönche aus St. Blasien im Schwarzwald in das Kloster zur
Betreuung der Wallfahrt zum Hl. Kreuz.
Da die Klostergebäude für beide Konvente zu wenig Platz boten, wird 1125 ein Neubau an der heutigen Stelle begonnen,
dessen Kirche 1128 von Graf Mangold IV. vollendet wird. Der Unterbau des Turmes stammt noch aus dieser Zeit.
Das Frauenkonvent zog ins Kloster Lietzheim bei Dillingen um, Hl. Kreuz ist von nun an ein reines Männerkloster.
Den hohen Rang der Benediktinerabtei bezeugt die Anwesenheit des Kaisers Friedrich Barbarossas bei der Weihe der
Klosterkirche im Jahr 1187.
1366 wird nach Bränden und Einsturz, ein Neubau der Kirche in gotischen Formen durchgeführt.
Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges fand eine Zeit der Blüte der Abtei Heiligkreuz statt.
1696-1698 erhielten die Klostergebäude unter Abt Amandus Röls ihre heutige Form.
Nach dem Abbruch der alten gotischen Kirche wurde in den Jahren 1717-1720 auch die heutige Kirche im Stil des Barock errichtet.
Baumeister war der später berühmte Joseph Schmuzer aus Wessobrunn. Es war dessen erster großer Bauauftrag.
1719 wurde sein Bruder Franz Schmuzer (1676-1741) mit dem Stuckdekor und 1725 mit der Gestaltung des Hochaltars betraut.
Im Jahr 1747 erfolgt eine Erhöhung des Turmes durch den Baumeister Johann Baptist Wiedemann.
Im späten 18. Jahrhundert ließ Abt Gallus Hammerl die Klosteranlage noch einmal wesentlich vergrößern.
Der Prälat beauftragte den berühmten Maler Johann Baptist Enderle mit Fresken zur Klostergeschichte im neuen Festsaal.
Während der Säkularisation, am 15. Januar 1803, wurde das Kloster aufgelöst, die Kirche blibt aber als Gotteshaus der kleinen Pfarrei Hl.-Kreuz erhalten.
Nach der Schlacht bei Wertingen 1805, biwakierten österreichische und russische Soldaten in der Kirche und zündeten Lagerfeuer an, deren Brandflecken teilweise noch heute sichtbar sind.
Napoleon Bonaparte, der 1805 und 1809 in Donauwörth war, benutzte die Kirche als Pferdestall.
In den nachfolgenden Jahrzehnten verfielen Kloster und Kirche immer mehr, so dass ein Abbruch drohte.
1875-78 erwarb der Volksschullehrer Ludwig Auer die Klosteranlage, restaurierte sie und richtete hier das "Cassianeum" ein.
Es war ein privates katholisches Bildungsinstitut, benannt nach dem hl. Cassian, der als Lehrer wegen seines Glaubens das Martyrium eritten hat.
Seit 1910 ist das Cassianeum eine kirchliche Stiftung unter Aufsicht der Diözese Augsburg.
1935 übernahmen die österreichischen Herz-Jesu-Missionare aus Liefering (Salzburg) die Schule und das Internat.
Von 1939 bis 1945 beherbergte das Cassianeum ein Lazarett der Wehrmacht.
Ungeachtet des Krieges fanden jedoch die 1936 begonnenen Renovierungsarbeiten an der Klosterkirche ihren Abschluss:
nach einer Neukonstruktion der einsturzgefährdeten Kuppel in den Jahren 1940/41 schuf Franz Klemmer, Professor an der Münchner Kunstakademie, in der Vierung ein neues Fresko.
Heiligkreuz überstand die verheerenden Luftangriffe auf die Stadt Donauwörth im April 1945 unbeschadet und diente nach Kriegsende als Flüchtlingslager.
Bereits 1946 eröffneten Schule und Internat wieder ihren Betrieb.
Heute beherbergt Heiligkreuz die Betriebe der Stiftung, eine Realschule, einen Tageskindergarten sowie eine Seminar- und Tagungsstätte.

 

 

Die Klostergebäude bestehen aus viergeschossigen Gebäuden mit zahlreichen Gauben, die um den alten Kreuzhof
im Viereck angeordnet sind, der Südflügel ragt weit nach Osten.
Die Gebäude werden heute von der Pädagogischen Stiftung Cassianeum unter der Leitung der Herz-Jesu-Missionare genutzt.

Im Festsaal des Klosters, dem Kaiser- oder Gallussaal, befindet sich ein Deckenfresko des Donauwörther Rokokomalers Johann Baptist Enderle von 1780, es zeigt in vier Bildern die Geschichte des Klosters.

Die Kirche Hl.-Kreuz gilt als Musterbeispiel der "Wessobrunner Schule", in Anlehnung an das Vorarlberger Schema.
Sie bildet die Nordseite der vierflügeligen Klosteranlage.
Das Gotteshaus hat ein einschiffiges Langhaus als Wandpfeileranlage mit einer eingezogenen, halbrunden Apsis im Osten.
Der durch Rundbogenfenster und Okuli hell belichteter Innenraum hat großzügige Proportionen.
Auf der Südwestseite befindet sich die tiefergelegene, um 1450 erbaute Gruftkapelle.
Nördlich des Langhauses steht der mächtige, 73 m hohe Turm mit oktogonalem Aufsatz und laternenartiger Zwiebelhaube.

 

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Das Innere der Heilig-Kreuz-Kirche zeigt spätbarocke Formen in der Phase des Regence-Stils.
Die Altäre sind charakteristisch für den Übergang zum Rokoko.

Der raumbeherrschende, viersäulige Hochaltar aus Stuckmarmor wurde 1724 von Franz Schmuzer geschaffen.
Das Altarblatt von Johann Georg Bergmüller zeigt die "Verherrlichung der Kirche und Überwindung der Laster durch den hl. Benedikt", im Auszug "Mariä Verkndigung".
Seitlich stehen Figuren der hll. Ulrich, Petrus, Paulus und Magnus.

1. Seitenaltar links:
Das Altarbild zeigt die Glorie der hl. Walburga. An den Seiten stehen Figuren der hll. Willibald und Wunibald,
sie werden dem berühmten Bildhauer Stephan Luidl zugeschrieben.
2. Seitenaltar links - Rosenkranzaltar:
Das große Altarbild von Johann Adam Müller zeigt Maria als Rosenkranzkönigin und die Huldigung durch den hl. Dominikus
und Katharina von Siena. Im Auszug die Hl. Dreifaltigkeit.
3. Seitenaltar links:
Das Bild zeigt die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer. Zwei große Engel tragen an Stelle von Säulen das Gesimse.

1. Seitenaltar rechts - Maria-Schnee-Altar:
Das Altargemälde ist eine Nachbildung des Bildes von Sta. Maria Maggiore in Rom.
Am Sockel des Bildes befindet sich ein Kryptogramm, dessen große Buchstaben die Jahreszahl 1735 ergeben
das Jahr der Vollendung der Kirche.
2. Seitenaltar rechts - Amandus-Altar:
Das Altarblatt stellt den hl. Amandus, im 7. Jh. Bischof von Worms, wie er den Frankenkönig Dagobert mit Gottes Strafe droht. Seitlich stehen die Statuen der Benediktinerpäpste, Gregor d.Gr. und Zacharias.
3. Seitenaltar rechts - Scholastika-Altar:
Auf dem Gemälde wird die hl. Scholastika dargestellt, wie sie in den Himmel aufgenommen wird.
Im Auszug der hl. Josef. Die beiden großen Figuren stellen die hl. Joachim und Anna dar.
4. Seitenaltar rechts - Johannes-Nepomuk Altar:
Das Thema ist die Verherrlichung des hl. Johannes Nepomuk.

Die Deckenfresken malte 1721 der Konstanzer Künstler Jacob Carl Stauder nicht als Freskomalerei (auf noch feuchtem Putz), sondern mit Öl auf bereits trockenem Untergrund.
im Chor: Anbetung des Altarsakraments, des Apokalyptischen Lammes und der Kreuzreliquie;
im Langhaus: Kreuzigung Christi, Kreuzesvision des Kaisers Konstantin und Kreuzauffindung durch die hl. Helena, seiner Mutter.
Die Fresken der Kuppel und der Vierung mit Darstellung Gottes und der Apostel sind modern.

Die zart getönte Stuckdekoration der Erbauungszeit zeigt zierliche Akanthusranken mit feinem Bandel- und Gitterwerk.
Sie wurde 1719 unter der Leitung von Franz Schmutzer, dem Bruder des Baumeisters ausgeführt.

Im hinteren Teil des Langhauses befindet sich das Grabmal der unglücklichen Herzogin Maria von Brabant und ihrer zwei Hofdamen, die im Jahr 1256 auf Befehl ihres Gemahls, des Herzogs Ludwig II. dem Strengen, im falschen Verdacht der Untreue, unschuldig enthauptet wurden.

 

 

An der Südwestecke der Kirche führen Treppen in die tiefergelegene Gruftkapelle, einem Saalartigen Raum mit reichen
Stuckverzierungen. Sie wurde um 1450 erbaut und um 1670/80 erneuert.
Die beiden Altäre stiftete 1705 die Stadt Donauwörth.
Am linken Altar befindet sich in einem Tabernakel und der barocken Monstranz die alte romanische Kreuztafel mit der
Kreuzpartikel vom sog. Helena-Kreuz, gefaßt in einer byzantinischen Goldschmiedearbeit.
Die Monstranz enthält auch zwei Dornen aus der angeblichen Dornenkrone Christi.
Auf dem rechten Altar befindet sich das Vesperbild der schmerzhaften Muttergottes aus dem 1. Viertel des 16. Jh.

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Maria Kappel Schmiechen

Hochaltargemälde "Verherrlichung der Kirche"

 

Johann Georg Bergmüller, 1724