Wappen Dillingen Klosterkirche Kaisheim

 

 

 Benediktinerkloster  Klosterkirche Kaisheim

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kloster, Kirche
 Besonderheit: ehem. Zisterzienserkloster, sehenswerte Klosterkirche
 Baustil: Gotik, Barock
 Baujahr: 1387
 Adresse: 86675 Kaisheim, Ortsmitte
 Geo: 48.767300, 10.798300
 Lage:

Karte

 Parken: Parkplatz an der Klosterkirche
 Bewertung: 4****  (von 5*)
 Links:

www.kaisheim.de/de/marktgemeinde-kaisheim/geschichte/kloster

de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Kaisheim

 

 

Das Kloster Kaisheim ist eine Gründung des Grafen Heinrich II. von Lechsgemünd (+ 11. März 1142), aus dem Jahr 1133.
Er stellte den Zisterziensern, mit Zustimmung seiner Gemahlin Luitgard und seines Sohnes Volkrad, Grund und Boden zur Verfügung für den Bau eines Klosters am Rande seiner Grafschaft am Oberlauf des Kaibachs.
Die ersten 12 Mönche sowie der erste Abt Ulrich kamen aus der Zisterze Lützel (Lucelle) im Elsass.
Bischof Walther von Augsburg bestätigte die Stiftung und Klostergründung in einer Urkunde vom 21. September 1135.
Der Besitz des Klostes wuchs in der Folgezeit durch adlige Schenkungen stätig, was verstärkt zu Konflikten mit der Stifterfamilie führte.
Nach dem Aussterben der Grafen von Lechsgemünd-Graisbach 1324, fiel die Klostervogtei an die wittelsbachischen Herzöge von Ingolstadt bzw. Pfalz-Neuburg.
Im Klosterurbar für das 14. Jahrhundert sind bereits 327 Orte aufgelistet, in denen Kaisheim Grundbesitz bzw. Rechte hatte.
Obwohl Kaiser Karl IV. bereits 1363 dem Kloster die Reichsunmittelbarkeit sowie 1370 die Vogtfreiheit verliehen hatte, musste die Abtei noch eine lange Zeit um seine Freiheiten kämpfen. Erst 1656 und erneut 1757 konnte das Kloster seine Reichsunmittelbarkeit gegen die bayerischen Herzöge vollends durchsetzen.
Als Reichsprälat hatte der Kaisheimer Abt die ordensinterne Aufsicht über einige der schwäbischen und bayerischen Frauenklöstern sowie über das Tochterkloster Stams in Tirol.
Im Dreissigjährigen Krieg wird das Kloster zwischen 1631 und 1649 mehrfach von schwedischen Truppen geplündert.
Unter Abt Georg IV. bis 1667 erreicht Kaisheim wieder eine neue wirtschaftliche und personelle Blüte.
Unter Abt Rogerius I. Röls wurde 1716 das Hof- und Conventgebäude abgebrochen. Im Süden und Osten der Kirche entstand bis 1721 als Ersatz für die Ansammlung von Einzelbauten ein planvoll angelegter, weit ausgreifende Klosterneubau. Baumeister war der berühmte Vorarlberger Franz Beer.
An Weihnachten 1778 verweilte Wolfgang Amadeus Mozart als Gast des Reichsprälaten Cölestin Angelprugger im Kloster.
Während der Säkularisation 1802 wurde das Zisterzienserkloster aufgelöst und diente als Zentral- oder "Aussterbekloster" der aufgelösten bayerischen Ordensprovinz der Franziskaner.
Ab 1816 wurde die Anlage vom bayerischen Staat als Strafarbeitshaus und Zuchthaus genutzt.
Bis heute befindet sich in den ehemaligen Klostergebäuden die Justizvollzugsanstalt Kaisheim.

 

 

Eine erste Klosterkirche wurde 1183 eingeweiht. Sie wurde aber bereits 1352 wieder abgebrochen.
An ihrer Stelle entstand bis 1387 die heutige hochgotische Basilika nach den älteren Vorbildern der Klosterkirchen in Pontigny und Clairvaux.
Die Kirchenweihe erfolgte am 3. Nov. 1387 durch den Augsburger Bischof Burkhard von Ellerbach.
Da die strengen Bauvorschriften der Zisterzienser steinerne Glockentürme verbieten, wurde das Gebäude ohne einen Kirchturm, nur mit einem schlichten Dachreiter errichtet.
Ein Vierungsturm wurde 1459 erbaut und erhielt nach Blitzeinschlägen erst 1695 und 1790 seine heutige Form.
1616 erfolgte ein Umbau des südlichen Querarmes mit den Sakristeien und dem anschliessenden Kapitelsaal.
Die 1719 geplanten und bis auf 24 m errichteten 70 m hohen Doppeltürme kommen nicht zur Vollendung.
Im Westen wird der Kirche eine barocke Doppelturmfront vorblendet, die aber 1872 wieder abgebrochen wurde.

 

Von den grösseren der ausgeführten Klosterbauten des Baumeisters Franz Beers stellt Kaisheim die ausgereifteste Lösung dar.
Die ehemalige Klosteranlage mit den Außenmaßen 153 x 110 Meter besitzt zwei unterschiedlich große Innenhöfe und einen nach Norden offenen Hof östlich der Kirche.
Eckpavillons und Mittelrisalite der Fassade gestalten die Länge der Flügel belebend und sorgen für die notwendige Ausgewogenheit.
Der West-, Süd- und der Mittelflügel, die eigentlichen Konventsgebäude, waren den Mönchen vorbehalten, während der Ostflügel, das sog. Hofgebäude, außerhalb der Klausur lag und der Verwaltung des Kaisersheimer Herrschaftsgebietes diente, sowie als Repräsentationsräume für den Abt, als weltlichen Regenten des Kaiserheimer Territoriums. Hier befindet sich auch der 1718-1725 prachtvoll eingerichtete, eineinhalb Geschosse hohe Kaisersaal.

Die Klostergebäude haben im Innern, über 200 Jahre nach Klosteraufhebung und nach über 180-jähriger Nutzung als Strafanstalt, ihre ursprüngliche Ausstattung nur teilweise, als wandfester Schmuck wie Stuckaturen, Malereien und Portale, erhalten.
Der Kaisersaal im Mittelrisalit des Ostflügels ist neben den nur noch rudimentär erhaltenen Sälen der Bibliothek und des Sommerrefektoriums der größte und am prächtigsten ausgestattete Raum der ehemaligen Klostergebäude.
Er ist nahezu im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben und stellt den Übergang von den italienischen Barockformen zu dem neuen Ideal des französischen Régence-Stils (Rokoko) zu Anfang des 18. Jh. dar.
Der prunkvolle Saal ist oberhalb eines marmorierten Sockels mit farbig gefassten Stuckaturen ausgestattet, welche die Wände und die Muldendecke völlig überziehen. Der Schöpfer des umfangreichen Stuckdekors war Peter Franz Appiani.
Die Wände sind gegliedert durch flache Doppelpilaster in Felder mit Teppichmustern und stuckierten allegorischen Motiven aus Kunst und Wissenschaft sowie Themen aus der Antike und dem Fernen Osten (Chinoiserien).
An bedeutenden Plätzen sind Wappen von Orden, Stifter, Konvent, Abtei und des Abts Rogerius I. Röls angebracht.
Über einem schweren Doppelgesims mit Girlanden bildet eine Blendbalustrade mit Scheinarchitektur den Rahmen der stuckierten Deckenfelder.
Die großen Eckfelder zeigen allegorische Darstellungen, fünf mit Ornamentik gefüllte Deckenfelder sind unterteilt in stuckgerahmte Bildflächen mit reizvollen Vogel- und Greifenfiguren.
Der Kaisersaal wird heute für Konzerte und Empfänge genutzt.

Die Kaiserheimer Klosterkirche ist ein bedeutendes Beispiel später Hochgotik, noch geprägt vom spröden Geist zisterziensischer Architektur.
Die kreuzförmige Basilika hat im Chor und Langhaus, trotz der barocken Ausstattung, noch ihr typisch gotisches Erscheinungsbild bewahrt.
Mit beeindruckenden Ausmaßen (Länge 80,5 m, Breite 27,7 m und Höhe 24 m) war sie seinerzeit die größte Kirche in Bayerisch-Schwaben.
Einmalig im Innern ist der aus 11 Segmenten gerundete Umgangschor in Langhausbreite, der aber innen durch Säulen drei Schiffe bildet.
Jeweils sieben rhombische Pfeiler, die in weite spitzbogige Arkaden übergehen, trennen so die acht querrechteckigen Joche des Mittelschiffs von den schmäleren Seitenschiffen.
Die Joche haben Kreuzrippengewölbe, deren tellerförmige, unterschiedlich große Schlusssteine figürliche Motive und Rosetten zeigen.
In das westliche Joch ist eine geräumige Empore mit tonnenartig gewölbter Unterseite und seitlich vorgezogener Brüstung eingespannt, die vollständig mit üppigen, aus Ranken, Früchten und Engeln bestehenden Stuckaturen (um 1667) verziert wurde.
Die nach den Regeln des Ordens nüchtern und einfach konzipierte Außenfassade wird legiglich von den zu Zweiergruppen zusammengefassten Spitzbogenfenster im Langhaus ein wenig aufgelockert.
Die Westfassade besitzt, nach ihrer Freilegung im Jahr 1872, mit dem spitzbogigem Eingangsportal und einem Maßwerkfenster, wieder ihre einfache gotische Form.

 

 

DEBYDLG5810

 

Der kolosale Hochaltar aus dem Jahr 1673 und dessen Skulpturen stammen von dem Stiftsbildhauer Andreas Thamasch aus Stams/Tirol. Sein schwarz-gold gefasster, architektonisch streng gegliederter Aufbau, füllt die ganze Breite und Höhe des Chorraumes aus.
Über der Mensa befindet sich ein mächtiger Tabernakel in Form eines Zentralbaus, mit dreiteiliger, säulengeschmückter Fassade, bekrönt von einem polygonalem Tambour mit Kuppel, seitlich kleine Zwiebelhauben. An der reich geschmückten Tabernakeltür Gottvater, Hl. Geist und Kelch mit Hostie, umgeben von Engeln.
Das Hochaltargemälde malte 1672 Johann Pichler, es stellt die Himmelfahrt Mariens und den hl. Bernhard zwischen Ordensheiligen dar.
Zwischen den flankierenden Säulenpaaren befindet sich eine überlebensgroße Verkündigungsgruppe von 1676, links die Madonna und rechts der Erzengel Gabriel - der "Englische Gruß von Kaisheim".
Darüber an den Giebelstücken Figuren der Erzengel Raphael und Uriel, im Auszug die beiden Johannes und der Erzengel Michael und das Gemälde der Trinität.
Von dem ursprünglichen gotischen Hochaltar aus dem Jahr 1502-04, geschaffen von Adolf Daucher, Gregor Erhart und Hans Holbein d.Ä., sind nur die Flügeltafeln in der Alten Pinakothek in München erhalten geblieben.
Auf der Rückseite des Hochaltares befindet sich ein schwarzer Sakramentsaltar von 1713 mit (leeren) Reliquienschreinen und einer Figur des Prager Jesuskindes von 1745.

Der linke Seitenaltar ist ein Werk von Johann Paul Tschirderer aus dem Jahr 1708. Zwischen den gedrehten Säulen befindet sich ein Gemälde mit der Hl. Sippe von Johann Kaspar Sing, aus dem Jahr 1713, darunter ein Reliquienschrein mit dem Leib des hl. Claudius.
Im Auszug das Bild "hl Bernhard mit Maria und Engel" von Johann Georg Wolcker, um 1740/50. Als Bekrönung bestitzt der Altar eine Schutzengelgruppe.
Der rechte Seitenaltar mit Engel- und Puttendekor stammt aus dem Jahr 1731. Das Altargemälde zeigt "Maria mit dem hl. Johann Nepomuk" von Johann Georg Wolcker aus dem Jahr 1731.
Seitlich des Bildes vor je drei blau marmorierte Säulen mit einem seltenen Knick, die hll. Benedikt und Bernhard. Darunter der Reliquienschrein des hl. Julianus.

Im Chorumgang befinden sich acht Barockaltäre geschaffen in den Jahren 1705-1712 von Johann Paul Tschiderer (im Uhrzeigersinn):
Michaelsaltar mit dem Gemälde "Hl. Michael stürzt Lucifer";
Petrusaltar mit dem Bild: "Heilung des Lahmgeborenen durch Petrus";
Altar mit dem Gemälde "Muttergottes mit den hll. Sebastian Rochus und Vitus" von 1708, aus dem Umkreis von Johann Heinrich Schönfeld;
Altar mit dem Bild: "Ordensvertreter und -Stifter", aus dem Jahr 1706
Marienaltar mit dem Innsbrucker Maria-Hilf-Bild nach Lucas Cranach, von 1717;
Altar mit dem Gemälde: "Huldigung der Erdteile an das Herz Jesu", wohl von Johann Rieger, 1705;
Martinsaltar von Johann Degler aus dem Jahr 1709 mit dem Bild "Mantelspende des hl. Martin";
Nokolausaltar mit Gemälde: "Szenen aus dem Leben des hl. Nikolaus".

Die Kanzel stammt ebenfalls von Johann Paul Tschiderer aus dem Jahr 1699. Es ist ein Polygonaler Korb mit Akanthus, Engelsköpfen und gedrehten Säulen, der Schalldeckel mit einer Zwiebelkuppel, drüber Laterne und Salvatorfigur.
Der schwarz-goldene, siebenteilige Orgelprospekt mit Akanthusverzierung stammt von Andreas Thamasch um 1677.
An den oberen Langhauswänden hängen 5 m hohe und 3,5 m breite Gemälde der Zwölf Apostel, von Johann Gebhard, aus dem Jahr 1717.
Die grandios geschnitzte Bilderrahmen aus vergoldeten, ineinander verflochtenen Akanthusranken stammen aus der Thamasch-Werkstatt.

Das Kloster Kaisheim war die Grablege des Grafenhauses Lechsgemünd-Graisbach und einiger seiner Ministerialenfamilien, wie u. a. den von Pappenheim, von Wemding, von Schweinspoint, von Schepach, von Rechenberg und Schenk von Geyern.
Wegen der Justizvollzugsanstalt Kaisheim wurde in den 1920/30er Jahren der Kreuzgang bis auf einen kleinen Teil abgebrochen und ist somit heute nicht mehr zugänglich. Einige Grabdenkmäler aus dem ehemaligen Kreuzgang wurden in die Klosterkirche verbracht.
Besonders sehenswert, ist das Hochgrab des Stifters Graf Heinrich I. von Lechsgmünd im Mittelschiff der Kirche, sowie die figürlichen Steine des Ritters Georg von Wemding (+1551) und seiner Frau Margarethe (+1549) neben dem Westportal.

 

 

 

 

 DEBYDON3014 n

Hochaltargemälde "Himmelfahrt Mariens und der hl. Bernhard zwischen Ordensheiligen"

 

Johann Pichler, 1672

 

 DEBYDON3017 n

Altargemälde linker Seitenaltar "Hl. Sippe"

 

Johann Kaspar Sing, 1672

 

 DEBYDON3018 n

Altargemälde rechter Seitenaltar "Maria mit dem hl. Johann Nepomuk"

 

Johann Georg Wolcker, 1731

 

 DEBYDON3010 n

Gemälde Langhauswände "Zwölf Apostel"

 

Johann Gebhard, 1717