Stiftskirche Edelstetten
Stiftskirche Edelstetten
POI-Art: | Sehenswürdigkeit, Kirche |
Besonderheit: | |
Baustil: | Barock |
Baujahr: | 1709-1711 |
Adresse: | 86476 Edelstetten, Kirchplatz |
Geo: | 48.298600, 10.394800 |
Lage: | |
Parken: | am Kirchplatz |
Bewertung: | 2** (von 5*****) |
Links: |
www.pfarramt-neuburg.de/edelstetten-kirche.php de.wikipedia.org/wiki/St._Johannes_Baptist_und_Johannes_Evangelist_(Edelstetten) |
Das ehemalige adelige Damenstift in Edelstetten (der Ort hieß urspr. Oetlingstetten/Otilistetin) wurde lt. Tradition im Jahr 1126 nach den Regeln der Augustiner gegründet. Als Stifterin und erste Äbtissin ist eine Gräfin Gisela von Schwabegg und Balzhausen überliefert.
1153 wurde die sel. Mechthild aus dem Kloster Dießen hierher berufen, um das Stift zu reformieren, kehrte aber nur sechs Jahre später erfolglos zurück.
In der zweiten Hälfte des 15. Jh. oder zu Anfang des 16. Jh. erfolgte die Umwandlung in ein weltliches, adliges Damenstift; zugleich wurde der Ortsname in Edelstetten umbenannt.
Die Klosteranlagen wurde dreimal zerstört: im 14. Jh., 1525 während des Bauernkrieges und 1632 im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden.
Das seit 1783 reichsunmittelbare Stift wurde 1802 aufgehoben. 1804/1805 erwarb Fürst Nikolaus II. Esterházy de Galantha die Klosteranlage, die heute noch seinen
Nachfahren gehört.
Vom romanischen und mittelalterlichem Vorgängerbau der Stiftskirche St. Johannes Baptist und Johannes Evangelist ist nur der quadratische Turmunterbau
erhalten geblieben: über den beiden untersten, romanischen Geschossen zwei jüngere des 13./14. Jh., die drei Obergeschosse aus Ziegel stammen aus dem 15. Jh.
In den Jahren 1700-1706 erfolgte durch den Baumeister Mang Kraemer eine Erhöhung des Turmes um das reich gegliederte Oktogon mit Zwiebelhaube.
Der heutige Kirchenbau wurde 1709-11 von Simpert Kraemer nach Entwurf von P. Christoph Vogt errichtet: Die Grundsteinlegung erfolgte am 14. Mai 1709 durch Abt Joseph II. Hoeld von Ursberg, 1712 wurde die Kirche durch den Weihbischof Johann Kasimir Röls geweiht.
Eine Gesamtrestaurierung wurde 1971-1974 und eine Außenrenovierung 1997 durchgeführt.
Die Kirche bildet den Südflügel der ehem. Stiftgebäude und hat eine besondere Fernwirkung.
Die monumentale Westfassade ist durch Kolossalpilaster in drei Achsen geteilt und von mächtigen Giebel mit kleinen Türmchen bekrönt.
Im südlichen Chorwinkel steht der Turm mit zweigeschossigem Oktogon und Zwiebelhaube; unter der östlich anschließenden Sakristei von etwa 1710 befindet sich die Stiftsgruft.
Das Innere ist geräumiger, wohlproportionierter Saalbau mit Stichkappentonne über Pilastergliederung.
Im Westen befindet sich die große, zwischen Freipfeilern eingespannte Emporenanlage, ehem. Chor der Stiftsdamen; über stuckiertem Sockel eine Balustrade mit neun Messingkartuschen (acht Wappen von Stiftsdamen und Bauinschrift) sowie ein durchbrochenes Holzgitter um 1660/80, im Obergeschoss der schmalen Seitenachsen gescholossene Oratorien.
Der eingezogene, halbrund geschlossene Chor hat eine Stichkappentonne. Nördlich befindet sich die Hl.-Geist-Kapelle, um 1700, ein schmaler, flachgedeckter Raum im Ostflügel des Stifts.
Die prunkvollen Altäre stammen von Johann Michael Fischer, 1764-1767; die Altargemälde malte 1660/63 Johann Christoph Storer.
Der die Apsis ganz ausfüllende Hochaltar mit dem Gemälde "Mariä Himmelfahrt", bez. 1660, hat seitlich Figuren der Kirchen- und Stiftspatrone, die hll. Märtyrer Johannes und Paulus; im Tabernakel ein Kruzifix.
Seitenaltäre: links Gemälde "Übertragung des Leichnams der hl. Katharina", seitlich die hl. Johann Nepomuk und hl. Karl Borromäus;
rechts: Gemälde "Mariä Opferung", bez. 1663, seitlich hl. Jakobus d.Ä. und hl. Aloisius; im tabernakelartigem Gehäuse eine sitzende Immaculata, Wachsfigur des späten Rokoko. Beide Seitenaltäre haben Reliquienschreine von Märtyrern, deren Gebeine im 17. und 18. Jh. aus Rom überführt wurden.
Die Deckenfresken malte 1710 Arbogast I. Thalheimer:
im Chor: Abendmahl, Wirkungen des Opfertodes Christi, seitlich Szenen aus dem Alten und Neuen Testament; zu seiten des Chorbogens die beiden Johannes (links) und die Stiftspatrone Augustinus und Mechthild (rechts);
im Langhaus: Hl. Dreifaltigkeit, Mariä Verkündigung, Geburt Christi und Anbetung der Hirten, Heilige zu Füßen der Trinität, Darstellung im Tempel, Hl. Familie, seitlich Szenen aus dem Leben Mariä und Christi sowie die acht Seligpreisungen der Bergpredigt.
Der weisse, der Wessobrunner Art völlig angepasster Stuck stammt von Simpert Kraemer, um 1710/11; an der Westwand befinden sich neun von Putten gehaltene Wappenkartuschen der Auftraggeberin, Äbtissin Maria Carolina von Westernach, und der acht damaligen Stiftsdamen.
Am Chorbogen Scagiolaplatten der Äbtissingen Maria Carolina von Westernach, gest. 1726 und Maria Franziska von Bubenhofen, gest. 1760.
Zu den bemerkenswerten Ausstattung gehören:
eine prächtige Kanzel, bez. 1728; am polygonalen Korb Stutuetten der Apostelfürsten und Johannes d.T., auf dem Schalldeckel Evangelisten,
ein bemalter Taufstein von Anfang des 16. Jh., am Becken Halbkreisblenden mit Maßwerkfüllung und großer Wappenschild des Stifts.
Unter der Empore befinden sich bedeutende Epitaphien von Äbtissinnen: Sibilla von Landenberg, gest. 1609; Relief der Kreuztragung, Hans Schaller zugeschrieben, Regina von Rohrbach, gest. 1575; Relief der Auferstehung, Beatrix von Waldkirch, gest. 1542; Ölbergrelief mit der Verstorbenen.