Wallfahrtskirche Maria Vesperbild Ziemetshausen
Wallfahrtskirche Maria Vesperbild Ziemetshausen
POI-Art: | Sehenswürdigkeit, Kirche |
Besonderheit: | Wallfahrtskirche |
Baustil: | (Neu-) Rokoko |
Baujahr: | 1754 |
Adresse: | 86473 Ziemetshausen, Schellenbacher Str. 4 |
Geo: | 48.279790, 10.542220 |
Lage: | |
Parken: | P an der Wallfahrtskirche |
Bewertung: | 2** (von 5*****) |
Links: |
Als Dank für das Ende des Dreißigjährigen Krieges und dass er den Krieg unbeschadet überlebt hatte, stellte im Jahr 1650 der Pfleger der Herrschaft Seyfriedsberg und Oberstjägermeister der Markgrafschaft Burgau, Jakob von St. Vincent, ein Vesperbild (Pieta) in eine Feldkapelle, auf dem Weg von Ziemetshausen nach Langenneufnach auf.
Bald pilgerten mehr und mehr Gläubige zu diesem Gnadenbild in der Feldkapelle, sodass die Kapelle 1673 vergrößert werden musste.
Im Jahr 1725 erfolgte durch Simpert Kramer der Bau einer ersten Wallfahrtskirche (ein kreuzförmiger Zentralbau mit Kuppelrotunde), die jedoch durch die vielen Fenster in der Tragfähigkeit und zu schwachen Fundmenten vom Einsturz bedroht war.
Die heutige Wallfahrtskirche wurde 1754 durch den einheimischen Maurermeister Johann Georg Hitzelberger im Stil des Rokoko errichtet und 1756 durch den Augsburger Weihbischof Franz Xaver Adelmann von Adelmannsfelden eingeweiht.
In den Jahren 1867-69 wurden die barocken Altäre, Beichtstühle und die Kanzel durch neuromanische ersetzt, die wiederum in den Jahren 1959-65 durch eine erneute Einrichtung im Stil des Rokoko abgelöst wurden, sodass die Kirche heute ein stilistisch einheitliches Bild zeigt.
2019-2023 erfolgte eine Außen- und Innenrenovierung mit Vollendung des Hochaltares durch Säulen und Voluten nach gängigen Vorgaben des Rokokostils.
Die Wallfahrtskirche Maria Vesperbild ist ein geräumiger, innen und außen pilastergegliederter Saalbau mit Flachtonne über hoher Volute, in die Stichkappen einschneiden; die beiden mittleren Achsen sind über leicht geschweifte, mit Pilasterpaaren besetzte Schrägen nach außen erweitert, in den ausgerundeten Ostecken befinden sich Altarnischen und auf der Westseite eine doppelte Westempore.
Der eingezogene, segmentbogig geschlossene Chor mit kreisrunder und querovaler Flachkuppel hat seitlich balkonartige Oratorien.
Im nördlichen Winkel steht der quadratische Turm mit reich gegliedertem Oktogon und Zwiebelhaube.
Das Herz der Wallfahrt ist das Vesperbild ("Abendbild" des Karfreitags, eine Kreuzabnahme-Pieta). Es ist ein im 16. Jh. entstandenes Schnitzwerk im Zentrum des Hochaltares, das Maria zeigt, wie sie ihren toten Sohn in den Armen hält. Es gehört zu dem seltenen kunsthistorischen Typus des „treppenförmigen Diagonaltyps“.
Der Hochaltar wurde 1959 von Anton Reissner entworfen und 1960 von Fritz Hoermann errichtet und ist eine Stiftung des Patronatsherren, des Fürsten Eugen zu Oettingen-Wallerstein. Seitlich stehen Figuren der hll. Barbara und Katharina um 1725.
Die beiden Seitenaltäre entstanden 1963–1965.
Die Deckenfresken in warmen Brauntönen schuf 1755 Balthasar Riepp:
im Chor: zwei von einem Schwert durchbohrte Herzen zwischen Engeln, seitlich Embleme, "Kreuzabnahme": Maria und Johannes stehen unter dem Kreuz, seitlich in den Zwickeln die vier Evangelisten; an den Brüstungen der Oratorien Guter Hirte und Immaculata;
im Langhaus: "Verehrung des Gnadenbildes durch Heilige", seitlich Embleme.
Das Bild der unteren Emporenbrüstung stammt von Hans Kögl, um 1921/22.
Die Wallfahrtskirche ziert feiner Rokokostuck Wessobrunner Art, um 1755; über dem Chorbogen Kartuschen mit Allianzwappen Oettingen-Wallerstein/Oettingen-Baldern.
In der rechten Nische bei der Fatima-Madonna befinden sich Votivtafeln des 19. Jhs.
Die Uhr links hinter dem Chorbogen stammt noch aus der ersten Wallfahrtskirche. Kurios ist, dass der kleine Zeiger die Minuten und der große die Stunden anzeigt.
Von der Wallfahrtskirche führt ein Kreuzweg durch einen lichten Buchenwald zur Fatima-Grotte (nördlich von Schloss Seyfriedsberg).
Das Hochfest der Wallfahrt am 15. August (Mariä Aufnahme in den Himmel) wird jährlich mit einem Pontifikalgottesdienst mit anschließender Lichterprozession gefeiert. Zu diesem Anlass wird an der Fatimagrotte ein herrlicher Blumenteppich erstellt.
Am Eigang stehen lebensgroße Darstellungen des hl. Josef und des hl. Pater Pio.
Bei der Fatima-Madonna brennen große Votivkerzen und unzählige Opferlichter, die von Pilgernden gestiftet wurden.
Info-Tafeln zeigen die Geschichte der Grotte und den geschichtlichen Zusammenhang mit den Marien-Erscheinungen in Fatima 1917 auf.
Es finden sich dort auch weit über 1000 Votiv-Tafeln von Gebetserhörungen.
Bei der Grotte steht an einer Waldwiese ein Freiluftaltar, an dem jährlich am Abend des 15. August ein Gottesdienst mit Tausenden von Teilnehmern stattfindet. Anschließend findet jeweils eine Lichterprozession über den Schlossberg durch den Dom der Natur statt.
Der große Blumenteppich vor der Fatima-Madonna zieht auch noch Tage danach zahlreiche Menschen an.