Römerturm Burg Großkemnat
Römerturm Burg Großkemnat
POI-Art: | Sehenswürdigkeit, Turm |
Besonderheit: | Ehemaliger Bergfried der Burg Kemnat |
Baustil: | |
Baujahr: | 1185 |
Adresse: | 87600 Großkemnat, Beim Römerturm 15 |
Geo: | 47.883320, 10.585460 |
Lage: | |
Parken: | kleiner Parkplatz davor |
Bewertung: | 1* (von 5*****) |
Links: |
Die Burg in Kemnat wurde um 1185 von Volkmar und Markward von Apfeltrang, den Dientmannen der Grafen von Ronsberg erbaut.
Ab 1188 nannten sie sich nach ihrer neuen Burg die Herren von Kemnat.
Volkmar II. von Kemnat ("der Weise"), der Stadtvogt von Konstanz und Stifter des Zisterzienserinnenklosters Oberschönenfeld, stieg 1246 als enger Vertrauter von König Konrad IV. in den Stand der Reichsministerialität auf und erzog Konradin, den letzten männlichen Erbe des Kaiserhauses der Staufer.
1284 übernahm sein Sohn Markward die Burg. Um 1300 ging Burg Kemnat durch Erbfolge an die Brüder Heinrich, Walter und Konrad, die Herren von Ramschwag. Als das Geschlecht der Ramschwab ausstarb, kaufte 1397 Ludwig von Benzenau für 2000 Gulden die Burg.
Im Bauernkrieg 1525 wurde die Burg Kemnat als eine der wenigen im Allgäu nicht eingenommen.
Simprecht von Benzenau verkaufte die Burg 1551 an das Hochstift Kempten, das die Anlage ausbaute und dort einen Pflegeamtssitz und dazu ein Amtshaus errichtete.
Während der Säkularisation 1804 wurden, nachdem die Burg an einen Privatmann verkauft worden war, alle Gebäude außer dem Bergfried, der Burgschänke und dem Amtshaus abgebrochen, mitsamt der Annakapelle, die im Nordosten des Burghofes stand.
Im Jahr 1838 erwarb der Historische Verein für Schwaben und Neuburg den Turm und ließ ihn 1851 instand setzen. Weitere Renovierungen erfolgten 1884, 1925 und 1957. Die baufällige Burgschänke im Westeck des Hofes wurde 1978 abgebrochen.
1984 ging der Turm in das Eigentum der Stadt Kaufbeuren über, die eine Aussichtsplattform mit Überdachung errichten ließ.
Heute kümmert sich ein Burgverein gemeinsam mit der Stadt Kaufbeuren um die Anlage.
Der Dachstuhl des Bergfrieds wurde am 30. September 2023 durch ein Feuer schwer beschädigt.
Der "Römerturm" ist der ehemalige Bergfried der 1185 errichteten Burg Kemnat. Der Name stammt aus dem 19. Jh., da man die großen Buckelquadertürme des Hochmittelalters zu dieser Zeit in die Römerzeit datierte.
Der mächtige, quadratische, viergeschossige Turm, mit einer Seitenlänge von 9,3 m, ist mit dem Zeltdach ca. 23 m hoch und besteht aus großen gebuckelten Nagelfluhquadern.
Die Hauptburg lag auf dem nach Nordosten gerichteten, im Süden und Osten durch einen bis zu 8 m tiefen und 20 m breiten Halsgraben gesicherten, annähernd dreieckigen Hügelsporn. Im Norden und Osten war sie durch steile Hänge geschützt.
Im Hochmittelalter stand der Bergfried frei vor der Ringmauer, bei der Neubebauung im 16. Jh. wurde er in den fünfgeschossigen Südflügel einbezogen und dazu auf der Nordwestseite aufgebrochen. Im Nordwesten schloss sich ein nur dreigeschossiger Gebäudetrakt an. Der Nordostbau soll ebenfalls dreigeschossig gewesen sein. In seinem Erdgeschoss lag die St.-Anna-Kapelle. Wahrscheinlich stand an dieser Stelle vorher der Palas der Burg. Nach Süden begrenzte ein Mauerzug den engen Burghof, in dessen Zentrum sich der 26 Meter tiefe Brunnen befand (ca. 20 m nordöstlich des Turmes). Die hohe Südmauer besaß keinen Wehrgang und war mit Ziegeln abgedeckt.
Vor dem eigentlichen Amtsschloss flankierten im Westen der Hauptburg zwei Nebengebäude die Zufahrt.
Durch den Umbau war der Wehrcharakter der Anlage stark reduziert - die Burg diente in der frühen Neuzeit mehr als Verwaltungsmittelpunkt der stiftkemptischen Herrschaft.
Im Nord- und Südwesten sind einige hochmittelalterliche Fragmente der Ringmauer erhalten (Kinderspielplatz). Sie bildeten die Außenwände der ehemaligen, 1978 abgerissenen Burgschänke sowie des erhaltenen Amtshauses, das heute privat bewohnt wird und als Burgstüble dient.
Das Gelände der Burg wird heute für Freilichttheateraufführungen genutzt, außerdem befindet sich dort der „Theaterstadl“ eines Vereins.
Der Bergfried wird als Aussichtsturm genutzt und ist tagsüber frei zugänglich. Von der Aussichtsplattform unter dem Zeltdach auf 16,5 m Höhe bietet sich eine herrliche Aussicht in die Region und auf die gesamte Alpenkette, vom Wettersteingebirge über die Tannheimer und Lechtaler Berge bis zu den Allgäuer Hochalpen. Auf einer ausführlich beschriebenen Panoramatafel sind die einzelnen Berggipfel ersichtlich.