St. Blasius Kaufbeuren
St. Blasius Kaufbeuren
POI-Art: | Sehenswürdigkeit, Kirche |
Besonderheit: | spätgotische Tafelbilder |
Baustil: | Spätgotik |
Baujahr: | 1484/85 |
Adresse: | 87600 Kaufbeuren, Blasiusberg 11 |
Geo: | 47.881197, 10.616942 |
Lage: | |
Parken: | Parkplätze im Innenstadtbereich |
Bewertung: | 2** (von 5*****) |
Links: |
Eine "Blasiuskapelle" erscheint erstmals urkundlich im Jahr 1319. Sie war wahrscheinlich niedriger als der heutige Bau (vgl. den Dachansatz am Weststgiebel).
Der Chor des bestehenden Kirchenbaus wurde 1436 errichtet (bez. am Gewölbeschlußstein sowie an der wohl nachträglich über dem Eingang des Vorzeichens angebrachten Inschrifttafel). Um 1484/85 wurde das Langhaus zu einer dreischiffigen Halle ausgebaut.
Ende des 19. Jh. wurden die Bildwerke und Malereien restauriert.
Eine größere Renovierung fand 1971 statt, nachdem bereits 1950 und 1968 versucht worden war, das Mauerwerk trockenzulegen.
Die hervorgehobene Lage erhöht über der Stadt verleiht der Blasiuskapelle eine prägende Bedeutung für das Bild der Stadt und Landschaft.
Es ist ein dreischiffiger Hallenbau zu drei Jochen mit einem kurzen, fünfseitig geschlossenen Chor in Mittelschiffbreite.
Vier achteckige Pfeiler tragen die Kreuzrippengewölbe des Langhauses, der Chor hat ein Sternrippengewölbe.
An Langhaus und Chor befinden sich Strebepfeiler, unter der Traufe ein kräftiger umlaufender Kleeblattbogenfries.
Die Fenstermaßwerke mit ihren Fischblasen, Drei- und Vierpässen sind teilweise erneuert.
Die schlichte Westwand wurde an die gut erhaltene Stadtmauer angebaut, die stichbogigen Öffnungen öffnen sich zum Wehrgang. Die Wachmannschaften konnten so an der hl. Messe teilnehmen, ohne den Wehrgang verlassen zu müssen.
Nordwestlich der Kirche steht der Blasiusturm. Es ist ein ehemaliger Wehrturm, wohl aus der Zeit um 1420, ein fünfgeschossiger Rundturm aus unverputztem Ziegelmauerwerk, einem Kegeldach und Rundbogenfries. Er ist mit der Kirche durch einen kurzen, zweigeschossigen Übergang verbunden.
Neben der unverändert erhalten gebliebenen spätgotischen Raumarchitektur und der weitgehend originalen mittelalterlichen Ausstattung, birgt das Innere der Blasiuskapelle einen bedeutenden Flügelaltar des einheimischen Bildhauers Jörg Lederer aus dem Jahr 1518.
Im Mittelschrein befinden sich Figuren der hll. Ulrich, Blasius und Erasmus. Sie wurden aber von einem älteren, wohl 1436 entstandenen Vorgängeraltar übernommen.
Lederer fügte vielleicht die Statuetten der Evangelisten Johannes und Lukas (Matthäus und Markus sind modern), sicher aber die beiden Seitenfiguren Johannes d.T. und der hl. Anna Selbdritt hinzu sowie die reizvollen, schwebenden Engelchen.
Im Fialentürmchen über dem Schrein befindet sich die Figur der Muttergottes, flankiert von den hll. Sebastian und Christophorus (die Engel sind modern).
Die Altarflügel mit langen Angeln sind so angebracht, dass die Seitenfiguren auch bei geöffneten Flügeln sichtbar bleiben.
Die Gemälde der Flügel zeigen: innen links: Geburt Christi, Flucht nach Ägypten; rechts: Anbetung der Könige und bethlehemitischer Kindermord;
außen in Zweiergruppen die hll. Stephanus, Laurentius, Valentin und Castulus, Martin, Nikolaus, Antonius Eremita und Magnus.
Die Gemälde der Predella stammen von Jörg Mack: in der Mitte das Pfingswunder, links hl. Katharina und hl. Barbara, rechts hl. Margaretha und hl. Dorothea.
Auf der Rückseite des Altarschreins ist die Kreuzigung Christi dargestellt. Auf der dazugehörenden Inschrift ist vermerkt: "die taffel ist gesetztt worden an unser liebe fraven abatt als der engel den gruß brachtt da man zallt 1518 und ist pfleger gewesen burgmaister hans weser und blese honnold" (demnach Vorabend des 25. März (Mariä Verkündigung) 1518).
Rechts im Chor befindet sich ein kleines Reliquienaltärchen (Triptychon), um 1470/80: im Mittelfeld eine Engelspieta - ein Engel mit dem Leichnam Christi, auf den Flügeln Schmerzhafte Muttergottes und Johannes Ev., im Rahmen Einlassungen für Reliquien.
Das Holzkruzifix auf der linken Chorseite, mit seiner archaisch wirkenden Christusfigur wird auf etwa 1350 datiert.
Zu beiden Seiten des Chorbogens stehen auf Konsolen die Figuren des hl. Johannes des Täufers (links) und des hl. Sebastians (rechts), aus der Zeit um 1490.
Rechts vom Chor hängt ein Bildteppich mit dem hl. Blasius unter Vögeln und wilden Tieren aus dem Jahr 1578.
Ringsum an den Langhauswänden über dem Gestühl um 1500 hängen doppelte Reihen von kleinen spätgotischen Tafelbildern mit Heiligenlegenden, um 1485/90: an der Nordwand (links) 20 Darstellungen aus dem Leben des hl. Blasius; an der Westwand die Legenden der hll. Ulrich, Erasmus und Antonius Eremita; an der Südwand (rechts) ein größeres Bild mit der Aussendung der Apostel, darunter und seitlich ihre Martyrien.
Das Gemälde des Schmerzensmannes stammt aus der Zeit um 1480.
Das Innere der Blasiuskapelle birgt ebenfalls noch einige Fresken und Freskenreste der Spätgotik und Renaissance: neben dem Altar Unterzeichnung einer Verkündigung, an der linken östlichen Seitenschiffwand der Rest einer Kreuzigungsgruppe, an der Nordwand (links) die Auferstehung Christi (bez. 1600) und Wappen Zeller/Geyrhalter.