Wappen Landsberg Marienmünster Dießen

 

 

 DEBYLAL1400  Marienmünster Dießen

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kirche
 Besonderheit: eines der bedeutendsten Schöpfungen des Spätbarock im süddeutschen Raum
 Baustil: Spätbarock
 Baujahr: 1732-39
 Adresse: 86911 Dießen, Klosterhof 14
 Geo: 47.948194, 11.097450
 Lage:

Karte

 Parken: P Klosterhof
 Bewertung: 4****  (von 5*****)
 Links:

www.diessen.de/kultur-freizeit/kultur-geniessen/sehenswuerdigkeiten/marienmuenster

katholisch-diessen.de/unsere-kirchen/marienmuenster

de.wikipedia.org/wiki/Marienmünster_Dießen

 

Ein Kloster St. Georg soll um 815 durch den sel. Rathard im gleichnamigen Ort einen Kilometer westlich erbaut und nach Zerstörungen im 10. Jh. durch die Ungarn, 1123 von Graf Berthold II. von Dießen an den heutigen Platz verlegt worden sein, wo bereits seit 1110 eine Marienkirche genannt ist. Papst Innozenz II. bestätigte am 6. Februar 1132 die Gründung des Klosters Diessen.
Nach Zerstörungen und zweimaligen Neubau um 1318 und 1460/70 erlitt das Kloster und Kirche im Dreißigjährigen Krieg erneut Plünderungen und Zerstörungen.

In den Jahren 1720-1728 erfolgte ein erneuter völliger Neubau der Kirche unter Propst Ivo Bader durch einen bis heute unbekannten Baumeister.
Dabei wurden die Untergeschosse des Turmes der alten Kirche von 1464 wiederverwendet.
Der neue Propst Herkulan Karg ließ die neuerbaute Kirche wieder bis auf die Grundmauern abtragen und berief 1732 den Baumeister Johann Michael Fischer (dieser war wohl bereits ab 1728 planend tätig) zur Weiterführung des Rohbaues, der ihn bis 1739 vollendete.
Der Dachstuhl wurde 1733 durch den Zimmermeister Johann Pföderl aus Bernried errichtet sowie 1740/41 der Glockenstuhl und das Dach.
Am 7. September 1739 wurde die Klosterkirche vom Augsburger Weihbischof Jakob von Mayr geweiht.

Durch einen Blitzschlag und Brand 1827 wurde das Oberteil des Glockenturmes zerstört und 1846 durch einen nüchternen Aufsatz in neugotischen Formen wieder errichtet. Sein Aufbau wurde erst 1985/86 durch den heutigen ersetzt (nach historischen Vorbildern rekonstruiert).
Der Kirchenbau wurde erstmals 1883/84 und erneut 1955/58 restauriert.
Wegen drohenden Einsturzgefahr war eine statische Sicherung und umfassende Generalsanierung notwendig geworden, die 1979-85 durchgeführt wurde.
1989 erhob der Augsburger Bischof Josef Stimpfle die Kirche zum „Marienmünster“.
Das Marienmünster war bis 2010 erneut wegen Bauarbeiten geschlossen. Am 28. November 2010 wurde es mit einem feierlichen Gottesdienst wieder eröffnet.

 

 

Das Marienmünster in Dießen eines der bedeutendsten Schöpfungen des Spätbarock im süddeutschen Raum.
Der über 70 m lange Kirchenbau ist eines der Hauptwerke von Johann Michael Fischer, dem es gelang, zusammen mit der Ausstattung, hier ein Gesamtkunstwerk von festlich-heiterer Vornehmheit zu errichten.
Die ehemalige Stiftskirche ist ein langgestreckter, einschiffiger Wandpfeilerbau zu vier Jochen mit seitlichen Kapellen.
Der leicht erhöhte quadratische Chor in der Breite des Hauptschiffes hat eine halbrund schließende Altarapsis.
Das Langhaus wird durch vorspringende Wandpfeiler und kannelierte Pilaster gegliedert, auf denen ein halbkreisförmiges Tonnengewölbe aufliegt.
Zwischen den Wandpfeilern erstrecken sich flache Kapellenräume, die jeweils einen Altar aufnehmen.
Der Chor ist durch einen Triumphbogen vom Schiff getrennt, er wird durch eine von Halbsäulen getragene Pendentifkuppel überwölbt.
Die Wandgliederung erfolgt durch schlanke Lisenen, einen hohen Tuffsockel und ein zweiteiliges Gesims, dessen unterer Teil über die Fenster schwingt. Diese sind im Chor groß und rundbogig, im Schiff dagegen kleiner und stichbogig und in zwei Reihen übereinander angeordnet.

Die Außenansicht wird von der 34 m hohen, eleganten Westfassade bestimmt, die durch kräftige Pilaster vertikal gegliedert ist.
In der Mittelachse über dem Portal befindet sich eine Marienbüste, über dem Hauptgesims das Klosterwappen und ein Dreiecksgiebel, darüber
eine halbrunde Nische mit der Figur des hl. Augustinus aus getriebenem Kupfer, Schweifgiebel mit Anschwüngen und Vasen als Bekrönung.
Der hohe quadratische Turm mit seiner geschwungenen Haube erhebt sich südlich am Langhaus, die Sakristei befindet sich südlich am Chor.

 

 

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Der mächtige, über 20 m hoher Choraltar des Münchener Hofbildhauers Joachim Dietrich von 1738 füllt die gesamte Apsis.
Das Altargemälde "Mariä Himmelfahrt" malte 1738 Balthasar Augustin Albrecht. Es kann versenkt werden, um im Laufe des Kirchenjahres die Darstellung zu wechseln wie z.B. das Altargemälde "Heiliges Grab", um 1736 von Johann Georg Bergmüller.
Rund- und Halbsäulen tragen das verkröpfte Gebälk, über dem sich der von Voluten gestützte und von einem Baldachin überwölbte Altarauszug mit den Figuren Gottvaters und Christi, darüber Hl.-Geist-Taube erhebt.
Vor dem viersäuligen Aufbau stehen die mehr als doppelt lebensgroßen, weiß-gefassten Figuren der Kirchenväter: Augustinus, Gregor d. Gr., Ambrosius und Hieronymus.

Die zehn Seitenaltäre stammen von verschiedenen Meistern, die jeweils ein Altarpaar (links und rechts) schufen:

nördlich (links):

Rosenkranzaltar:
mit Altargemälde der Rosenkranzverleihung, 1738 von Franz Georg Hermann; auf der Mensa befindet sich ein Aufsatz mit allegorischen Figuren von Johann Baptist Straub, aus dem Jahr 1747.

Mechthildsaltar:
mit einem Gemälde der hl. Magdalena von Johann Andreas Wolff (einziges Bild aus der früheren Kirche) von Anfang des 18. Jh.; im Auszug hl. Hedwig von Johann Georg Bergmüller.
Die Altarfiguren, die hll. Petrus und Andreas stammen von Ägid Verhelst d.Ä.
Im Glasschrein befinden sich die Gebeine der hl. Mechthildis und ihr Hochgrab, um 1500, mit reliefierter Tumbadeckplatte aus der Werkstatt der Münchner Steinmetzen Matthäus Haldner, sowie Stiftergrab um 1518 und zwei Grabtafeln im Boden für die sel. Kunissa und Euphemia.

Stephansaltar:
architekturloser Aufbau von Johann Baptist Straub, um 1737, mit Altarblatt der Steinigung des hl. Stephanus von Giovanni Battista Pittoni, die zugehörigen Skulpturen, die hll. Philippus und Bartholomäus, stammen ebenfalls von Straub.

Michaelsaltar:
mit Bild des Engelsturzes, dazu Oberbild des hl. Ignatius von Loyola, beide 1737 von Johann Evangelist Holzer; die Nebenfiguren der hll. Jakobus d.J. und Judas Thaddäus sind von Ägid Verhelst.

südlich (rechts):

Kreuzaltar:
mit Kreuzigungsbild von Georges Desmarees, um 1738; der Mensaaufsatz mit Figuren von Johann Baptist Straub, 1747.

Radhardsaltar:
mit Hauptbild des hl. Augustinus und Oberbild des sel. Rathard, beide 1740 von Johann Georg Bergmüller; die Seitenfiguren, die hl. Johannes Ev. und Jakobus d.Ä. stammen von Egid Verhelst.
Das Rotmarmorepitaph für den Ritter Stephan von Schmiechen zu Wackerstein (+1495), ist ein Hauptwerk des Münchner Steinmetzes Matthäus Haldner.

Sebastiansaltar:
mit Altargemälde "Martyrium des hl. Sebastian", um 1738 von Giovanni Battista Tiepolo, die hll. Thomas und Matthäus sind von Johann Baptist Straub.

Josephsaltar:
mit Altargemälde "Tod des hl. Joseph" und Auszugsbild "hl. Franz Xaver" von Balthasar Augustin Albrecht, 1739; die Figuren der hll. Matthias
und Simon stammen von Ägid Verhelst.

unter der Empore:

Johann-Nepomuk-Altar:
geschaffen von Ehrgott Bernhard Bendl, mit einer Skulptur des Heiligen von Franz Xaver Schmädl, um 1738.
Gegenüber der Kerkeraltar mit Kerkerchristus und Armen Seelen, ebenfalls von Schmädl.

Die Kanzel stammt von Johann Baptist Straub und ist auf den danebenstehenden Stephansaltar bezogen. Am Korb befinden sich vergoldete Reliefs: Steinigung des hl. Stephanus, Bekehrung und Predigt des hl. Paulus; auf dem Schalldeckel eine Paulusfigur mit Engel, darüber Auge Gottes im Strahlenkrenz.

In der Taufkapelle an der Seite der Vorhalle befindet sich eines der volkstümlichsten Kunstwerke des Marienmünsters: ein schwebender Engel mit seinem vergoldeten Flügelpaar über dem Taufstein, von Johann Baptist Straub.

Die Stukkaturen der Brüder Franz Xaver d.Ä. und Johann Michael Feichtmayer aus Augsburg sowie des Johann Georg Übelher aus Wessobrunn, zeigen bereits Frührokoko-Anklänge: Frühformen der Rocaille, Blattornamente, Brokat- und Gitterfelder, durchsetzt mit figuralen Motiven, treten noch in symetrischer Anordnung auf.
Am Chorscheitel befindet sich eine Kopernikanische Uhr aus dem frühen 17. Jh.

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Mit den Deckenfresken hat der Augsburger Akademiedirektor Johann Georg Bergmüller hier 1736 sein Hauptwerk geschaffen (unter Mithilfe seines Schülers Franz Martin Kuen). Das Programm, das auf vier große Bildfelder konzentriert ist beinhaltet lokalhistorische Ereignisse:
in der Chorkuppel der "Diessener Heiligenhimmel" mit den Heiligen und Seligen aus dem Geschlecht der Dießen-Andechser Grafen;
im südlichen Langhausjoch eine Darstellung der ersten Klostergründung in St. Georgen durch Rathard.
Das folgende, drei Joche überspannende Hauptfresko zeigt Szenen aus der Gründungsgeschichte der beiden Dießener Klöster Stephan und St. Maria (signiert von Bermüller mit dem Chronogramm 1736, hier findet sich auch am nordwestlichem Freskorand (rechter Rand in Richtung Empore) ein mutmaßliches Selbstporträt des Malers; Bergmüller trägt einen weißen Arbeitskittel und eine blaue Malerkappe).
Über der Orgel: "Auffindung der Gebeine des sel. Rathard".