Wappen Landsberg St. Johannes Landsberg am Lech

 

 

   St. Johannes Landsberg am Lech

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kirche
 Besonderheit: Rokokokirche von Dominikus Zimmermann mit einzigartiger Hochaltarszene
 Baustil: Rokoko
 Baujahr: 1752
 Adresse: 86899 Landsberg am Lech, Vorderer Anger 214
 Geo: 48.052127, 10.876626
 Lage:

Karte

 Parken: P Tiefgarage Lechstr.
 Bewertung: 2*  (von 5*****)
 Links:

pg-mariaehimmelfahrt.de/kirchen/johanneskirche-landsberg

de.wikipedia.org/wiki/St._Johannes_am_Vorderanger

 

Der Bau der großen gotischen Stadtpfarrkirche von Landsberg zwischen 1458 und 1488 machte die Anlage eines zweiten Friedhofes nötig.
Da auch im 15. Jh. die Bevölkerung Landsbergs stark angewachsen war, musste der alte Gottesacker südlich der Stadtpfarrkirche durch eine Erweiterung in der Nähe entlastet werden. 1505 kaufte die Stadt deswegen das "Eckhaus am Gäßlin" (Brudergasse) für 220 rheinische Gulden. Nach dem Abbruch des Hauses wurde an seiner Stelle bereits 1507 die neue Friedhofskirche errichtet; der Hofraum und Garten des Anwesens bot Raum für einen Friedhof.
Im Jahr 1565 wurde zusätzlich die Anlage eines "äußeren Friedhofes" vor der Stadtmauer notwendig, der 1597 eine eigene Kirche erhielt. Der "innere Friedhof" blieb jedoch weiterhin als Begräbnisplatz der Bürgerschaft in Funktion.

Im Jahr 1740 wurde die alte kleine Johanneskirche ohne kirchliche Genehmigung unter dem Vorwand der Baufälligkeit abgebrochen.
Der Abbruch musste jedoch kurzzeitig gestoppt werden, da das Augsburger Ordinariat einen Finanzierungsnachweis und einen "Riß" eines Nachfolgebaues verlangte. Jedoch setzte sich der Stadtrat für das Neubauprojekt ein, auch der 1735 auf das Johannes-Benefizium berufene Geistliche Simon Mayr hatte bereits seit längerem Geld für einen Neubau gesammelt.
1741 begann daraufhin der Neubau der Johanneskirche nach Plänen des Landsberger Baumeisters Dominikus Zimmermann.
Aufgrund des Ausbruchs des Österreichischen Erbfolgekrieges verzögerten sich die Bauarbeiten; das bereitgestellte Baumaterial wurde teilweise zur Instandsetzung der städtischen Befestigungsanlagen verwendet. Erst ab 1750 konnte der Bau wieder aufgenommen werden. 1752 war der Rohbau weitgehend vollendet.
Die Kirchenweihe durch den Augsburger Weihbischof Franz Xaver Adelmann von Adelmannsfelden erfolgte 1754.
Die Fertigstellung der Innenausstattung zog sich jedoch noch bis 1762 hin.

1867 wurde der Friedhof um St. Johannes aufgelassen. Die Schwestern des nebenan gelegenen Krankenhauses im Bruderhaus nutzten die Kirche anschließend als Hauskapelle.
Eine erste größere Renovierung fand im 19. Jh. statt. 1930/1931 wurde eine grundlegende Sanierung durchgeführt; der Landsberger Maler Xaver Schmid renovierte den Innenraum; um das durchfeuchtete Mauerwerk zu trocknen, wurde der alte Putz vollständig abgeschlagen.
1955 machten erneute Feuchtigkeitsschäden weitere Eingriffe notwendig; 1966 erfolgte eine erneute Innensanierung: die Raumschale wurde nach Befunden des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege neu gefasst.
Die Ostfassade wurde 1977 renoviert; 1990 folgte die Instandsetzung der Nordseite.
Die letzte grundlegende Sanierung wurde 2002 abgeschlossen.

 

 

Mit dieser kleinen Kirche hat der Baumeister Dominikus Zimmermann ein beeindruckendes Zeugnis des Rokokos geschaffen.
Die Ostfassade ist in die Flucht der Bürgerhäuser auf der Westseite des Vorderen Angers eingebunden, hebt sich aber durch ihre charakteristische Glliederung
deutlich ab: das Portal liegt zwischen zwei gekehlten Pilastern, die den Mittelteil durch ihre leichte Schrägstellung risalitartig hervorheben, darüber öffnet sich ein Fenster mit geschweiftem Schluss, zwischen den Pilastern links und rechts belichten zwei weitere Fenster den Innenraum.

Das zentralisierende Langhaus erscheint außen rechteckig, innen durch halbrunde Ecknischen oval ausgerundet.
An der Nordseite ist die Wand zur schmalen Brudergasse hin von zwei Fensteröffnungen durchbrochen.
Kräftige Säulen stehen etwas abgerückt vor den Wänden und treten vor den Längswänden zu Doppelsäulen zusammen; ein weit vortretendes verkröpftes Gesims trägt das ovale Flachkuppelgewölbe und verleiht dem kleinen Kirchenraum eine beinahe klassizistische Monumentalität.

Der eingezogene, halbrund vortretende Chor ist durch die vorgestellten Säulen als selbständiger Raum vom Langhaus abgesondert.
Durch zwei verdeckte Fensteröffnungen fällt indirektes Licht auf den Hochaltar; darüber spannt sich eine kreisrunde Scheinkuppel.
Das so entworfene "Theatrum sacrum" gilt als eines der reizvollsten Schöpfungen des bayerischen Rokoko.

Über dem nördlichen Chorwinkel sitzt ein kleiner Dachreiter aus dem 19. Jh. mit einer Glocke aus der ehemaligen Leonhardikapelle.

 

 

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Der originell reizvolle Hochaltar aus Stuck, Stuckmarmor und Holz ist ein einzigartiger Entwurf des Dominikus Zimmermann aus den frühen 1740er Jahren;
errichtet wurde er 1754/55 durch Nikolaus Schütz, Johann Luidl schuf den figürlichen Teil: die Taufe Christi durch Johannes d.T. mit zwei Engeln links und rechts; im .
Hintergrund die Jordanlandschaft, darüber in Stuckrocaillen kleine Engel und die Heilig-Geist-Taube.
Die beiden weiß gefassten Seitenaltäre, flache geschweifte Retabeln ohne Architektur, wurden ebenfalls 1755 nach einem Entwurf Zimmermanns gefertigt.
Die Altarbilder malte Franz Anton Anwander, die Figuren stammen von Johann Luidl: links die Offenbarung des Johannes mit den Figuren der hll. Markus und Magnus; rechts der hl. Johann Nepomuk mit den hll. Kunigunde und Apollonia
Der Nebenaltar des hl. Sebastian unter dem Nordfenster stammt wohl ebenfalls aus der Luidl-Werkstatt: eine reiche Rocaille-Rahmung umschließt ein älteres Gemälde mit der Pfeilmarter des hl. Sebastian (vor 1700).

Die Deckengemälde malte 1752 Carl Joseph Thalheimer: im Chor über dem Hochaltar: Gottvater mit Engeln auf Wolken thront über der Taufe Christi;
im Kuppelbild des Langhauses: Predigt und Enthauptung Johannes d.T.

An der Südwand befindet sich ein spätgotisches Kruzifix aus der Zeit um 1490/1500. Die trauernde Maria unter dem Kreuz schuf Lorenz Luidl Ende des. 17. Jh.
In den östlichen Raumnischen hängen die beiden ehemaligen Seitenaltarblätter der Vorgängerkirche. Die Ölbilder auf Leinwand entstanden um 1702 und stammen wahrscheinlich von Johann Jakob Pottmayer. Die Gemälde sind als Pendants angelegt:
Links der hl. Castulus in den Wolken, darunter der Diözesanpatron Ulrich, der hl. Gregor und der hl. Blasius; rechts die hl. Afra mit den hll. Elisabeth, Ursula und Apollonia.

 

 

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