St. Peter und Paul Igling
St. Peter und Paul Igling
POI-Art: | Sehenswürdigkeit, Kirche |
Besonderheit: | |
Baustil: | Rokoko |
Baujahr: | 1724-26 |
Adresse: | 86859 Igling, Oberiglinger Str. 32 |
Geo: | 48.073367, 10.806002 |
Lage: | |
Parken: | Oberiginger Str. |
Bewertung: | 1* (von 5*****) |
Links: | de.wikipedia.org/wiki/St._Peter_und_Paul_(Oberigling) |
Im Jahr 1404 bestätigte Papst Innozenz VII. dem Augustiner-Chorherrenstift Rottenbuch die schon länger bestehende Inkorporation der Pfarrkirche in Oberigling. 1709 tauschte der Propst des Stiftes Rottenbuch mit dem Hochstift Augsburg die Pfarrei Oberigling gegen die Pfarrei Osterzell im Landkreis Ostallgäu.
Bereits 1701 wurde die Erzbruderschaft Maria Trost (Schwarze Gürtelbruderschaft) gegründet, die maßgeblich sämtliche Bau- und Umbaumaßnahmen der Kirche förderte.
Wegen Baufälligkeit wurde 1714 ein neues Langhaus errichtet.
In den Jahren 1724 bis 1726 wurden unter der Leitung des Baumeisters und Stuckateurs Michael Stiller aus Ettringen der Turm und der Chor neu errichtet.
Die Weihe der Kirche erfolgte 1755 durch den Augsburger Weihbischof Franz Xaver Adelmann von Adelmannsfelden.
1759 ließ die Erzbruderschaft das Langhaus im Stil des Rokoko umgestalten und ein neues Gewölbe einziehen. Da dieses Gewölbe einzustürzen drohte, wurde 1829 durch den aus Schongau stammenden Baumeister Michael Klein ein neues Langhaus errichtet.
Die Zwiebelhaube des Turms wurde durch einen sehr hohen Spitzhelm ersetzt, der allerdings bei einem Sturm 1870 einstürzte. 1871 wurde die Turmspitze um zwei Drittel kürzer wieder aufgebaut.
Eine Renovierung fand in den Jahren 1979-82 statt.
Das durch flache, marmorierte Pilaster in drei Achsen gegliederte Langhaus wird von einer Flachdecke gedeckt, die auf einem durchlaufenden Gebälk aufliegt. Die Pilaster sind mit vergoldeten ionischen Kapitellen verziert.
Der als Zentralraum angelegte, über einem quadratischen Grundriss errichtete Chor, ist in zwei Achsen gegliedert und wird von einer flachen Pendentifkuppel überwölbt. Sie wird wie die Halbkuppel der Apsis von Pilastern mit korinthischen Kapitellen getragen.
Die Außenwände des stark eingezogenen Chores sind halbrund geschlossen.
Den westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine von vier Säulen getragene Doppelempore, die noch aus dem Barockbau von 1714 stammt.
Die Westfassade wird von vier barocken Vierpassfenstern durchbrochen. An der Südseite des Chores ist eine zweistöckige, mit einem Walmdach gedeckte Sakristei angefügt, an die sich ein kleiner, einstöckiger Anbau mit Ovalfenstern und Pultdach anschließt.
Im nördlichen Chorwinkel steht der Turm, dessen hoher rechteckiger Unterbau von einem zweistöckigen, oktogonalen Aufbau bekrönt wird. Im Glockengeschoss sind Blendfelder mit rundbogigen, von Segmentgiebeln gerahmte Öffnungen eingeschnitten. Chor und Turm werden durch Gesimse und Pilaster gegliedert.
An der nördlichen Langhauswand befindet sich der durch Ecklisenen und Gesimse gegliederte und mit einem steilen Walmdach gedeckte Außenaufgang zur Kanzel.
Die prächtige Innenausstattung um 1725/30 erfolgte durch eine Türkheimer Bergmüller-Werkstatt: der sechssäulige Hochaltar aus Stuckmarmor wurde 1726 von Anton Christoph von Donnersberg gestiftet. Er bildet den Rahmen für das Gnadenbild Maria vom Trost, das 1774 seinen vergoldeten Strahlenkranzrahmen erhielt.
Die in Gold gefassten Holzfiguren stellen die beiden Patrone Petrus und Paulus, den Kirchenvater Augustinus und seine Mutter, die heilige Monika dar.
An den viersäuligen Seitenaltären von 1725/30 befinden sich Ölbilder: links der hll. Sebastian, rechts Anna mit Maria, sie sind mit der Signatur versehen: „L.P. Herdekn pinxit Freysing 1728“ (Lorenz Peter Herdegen malte es Freising 1728). Die Bilder werden flankiert von den Figuren Johann Luidls, den hll. Rochus und Nikolaus von Tolentino bzw. hll. Joseph und der Evangelist Matthäus.
Die beiden Oratorien im Chor haben Aufsätze mit vergoldeten Rocaille-Schnitzereien von 1759. Die Malereien an den Brüstungen stammen aus der Mitte des 19. Jh. Sie stellen Szenen aus dem Leben der Apostel Petrus und Paulus dar und wurden von Karl Vorhölzer ausgeführt.
Der Kanzelkorb ist mit den Figuren der Evangelisten besetzt, der Schalldeckel ist mit Engel und Engelsputten verziert und wird von einer Christusfigur bekrönt.
Der spätbarocke, farbig abgesetzte Stuck in Wessobrunner Art im Chor mit Rocaillen, langstieligen Akanthusranken, Bandel- und Gitterwerk stammt von Michael Stiller.
Das auf Leinwand gemalte Kuppelbild im Chor malte 1735 der Türkheimer Maler Johann Andreas Bergmüller: es stellt vermutlich die Schlacht bei Gran im Jahr 1685 dar und darüber schwebend Maria vom Trost, als Beschützerin der Christen im Kampf gegen die Türken. Sie hält den schwarzen Gürtel in der Hand, das Symbol der Bruderschaft von Oberigling.
Die acht kleineren freskierten Szenen in den umgebenden Stuckkartuschen wurden wahrscheinlich 1759 von Anton Joseph Walch aus Kaufbeuren gemalt. Auf den vier Bildern im inneren Kreis sind die vier Erdteile dargestellt, die äußeren Bilder sind emblematische Darstellungen, die den Schutz des Bruderschaftsgürtels bei Gefahr veranschaulichen.
Das Deckengemälde im Langhaus mit den Kirchenpatronen Petrus und Paulus stammt von Karl Vorhölzer aus Dießen, 1853.
Die auf Leinwand gemalten Apostelbilder in reich verzierten Goldrahmen sind Arbeiten von Johann Georg Lederer aus dem Jahr 1739.
In der Kirche sind etwa 30 Grabdenkmäler und Epitaphien aus dem 17. bis 19. Jh. erhalten. Das Rotmarmorepitaph für Joachim von Donnersberg (+1650) und seine Gemahlin (+1639) Sibilla an der Westwand ist mit einem Relief der Himmelfahrt Mariens verziert. Am Chorbogen erinnern Rotmarmortafeln an die Hofmarksherren Albrecht Sigmund von Donnersberg und Johann Franz Joseph von Donnersberg, die beide im Jahr 1719 starben.