Wappen Landsberg Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Muttergottes Vilgertshofen

 

 

 DEBYLAL6200  Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Muttergottes Vilgertshofen

 

 POI-Art: Sehenswürdigkeit, Kirche
 Besonderheit: Wallfahrtskirche
 Baustil: Rokoko
 Baujahr: 1688-92
 Adresse: 86946 Vilgertshofen, Ulrichstr. 6
 Geo: 47.951160, 10.919010
 Lage:

Karte

 Parken: an der Kirche
 Bewertung: 3***  (von 5*****)
 Links:

www.vilgertshofen.de/unsere-gemeinde/kirche-pfarrei/kirchen-und-kapellen/wallfahrtskirche-vilgertshofen

de.wikipedia.org/wiki/Zur_Schmerzhaften_Muttergottes_(Vilgertshofen)

 

Bereits im 10. Jh. besaß das Dorf Vilgertshofen eine Kapelle, die dem hl. Stephanus gewidmet war. Sie wurde beim Ungarneinfall 955 zerstört und nach ihrem Wiederaufbau dem hl. Ulrich von Augsburg geweiht.
Um 1065 schenkten der Edle Egilolf von Viligundenhoven und seine Frau Bertha die Kapelle mit einem Teil des Gutes dem Kloster Wessobrunn.
1281 ließ der Wessobrunner Abt Ulrich III. an der Stelle der Kapelle eine Kirche errichten, die dem hl. Stephanus, hl. Ulrich, Maria Magdalena und der hl. Afra von Augsburg geweiht war. Zur Finanzierung des Kirchenbaus bewirkte der Abt, dass der Vilgertshofer Kirche für den Jahrestag der Kirchenweihe und für die Patronatsfeste besondere Ablassprivilegien gewährt wurden, was zur Entstehung der Wallfahrt führte. Seit der Mitte des 15. Jh. wird in der Kirche das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes verehrt.
Der Issinger Pfarrer Nikolaus Praun, der seit 1671 die Kirche betreute, erfuhr vor dem Gnadenbild, der spätgotischen Pieta, eine Heilung seiner Kopfleiden. Diese Wunderheilung ließ die Vilgertshofer Wallfahrt ab 1674 derart aufblühen, dass bald ein neuer, größerer Kirchenbau notwendig wurde.
Unter dem Wessobrunner Abt Leonhard Weiß entstand in den Jahren 1688-92 der heutige stattliche Kirchenbau. Baumeister und Stukkator war der Wessobrunner Johann Schmuzer, der hier sein Hauptwerk geschaffen hat.
1687 fand die Grundsteinlegung statt, am 12. Oktober 1692 konnte die neue Kirche durch den Augsburger Weihbischof Johannes Eustach Egolf von Westernach geweiht werden.
Da der Spanische Erbfolgekrieg die Bauarbeiten verzögerte, konnte von den ursprünglich geplanten zwei Türmen ist nur der südliche 1732 von Joseph Schmuzer errichtet werden, zum Bau des Nordturmes kam es nicht mehr.
Im Jahr 1718 erhielt Franz Xaver Schmuzer vom Wessobrunner Abt Thassilo den Auftrag zur Errichtung des Ulrichsaltares (nördlicher Seitenaltar) sowie des Hochaltares (1718–1721).
Nach der Auflösung des Klosters Wessobrunn und dem Verbot der Wallfahrten während der Säkularisation 1803 fiel die Kirche an den bayerischen Staat, der sie abreißen lassen wollte. Nur durch die Übernahme der Baulast konnte die Kirchenstiftung sowie die Gemeinden Stadl und Pflugdorf den Abbruch der Kirche verhindern. Die Einwohner stellten auch die Mirwirkenden an der seit 1877 in lebenden Bildern durchgeführten "Stummen Prozessionen".
In den Jahren 1967 bis 1976 wurde die Kirche grundlegend saniert und 1974 die Wallfahrt wiederbelebt.

 

Die Wallfahrtskirche von Vilgertshofen gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten des ganzen Lechrains.
Es ist ein stattlicher, vierpassförmiger Zentralbau mit betonter Längsachse in einer Länge von 44 m, Breite 30 m.
An die fast quadratische Vierung im Zentrum des Innenraums schließen im Osten der zweigeschossige, halbrunde Chorraum mit dem Hauptaltar und doppeltem Chorumgang, im Norden und Süden halbkreisförmige Apsiden mit Seitenaltären und im Westen die halbrunde Vorhalle mit der Orgelempore an.
Die inneren Raumecken sind mit kannelierten korinthischen Pilastern besetzt, darüber üppig dekoriertes, verkröpftes Gebälk über Volutenkonsolen.
An den Wänden der Vierung befinden sich Figurennischen und begehbare Logien im Wechsel, darunter stuckierte Apostelkreuze.
Chor und Vorhalle werden von Tonnengewölben mit Stichkappen gedeckt, die Vierung besitzt eine Flachtonne, die Querarme überwölben Viertelkugeln.

Die Außengliederung erfolgt durch kräftige toskanische Pilaster die auf einem hohen, umlaufenden Sockel stehen sowie dekorative Fensterformen: unten vierpassförmig, darüber aus einem schlanken, rundbogigen Fensterpaar mit darüberliegendem Rundfenster, in Blendnischen zusammengefasst.
Das Westportal mit drei Türen hat eine rustizierte Einfassung und Nischenbekrönung.
Der mit einer Zwiebelhaube gedeckte Südturm wird durch weit vorspringende Gesimse sowie mit Drei- und Vierpassfenstern gegliedert und ist an den Ecken mit breiten Pilastern besetzt. Im Glockengeschoss öffnen sich große Rundbogenfenster.

 

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Das Zentrum des Innenraums bildet der zweigeschossige Hochaltar aus Stuckmarmor mit einem Chorumgang. Er wurde 1718-21 von Franz Xaver Schmuzer, dem Sohn des Baumeisters errichtet. Seine Chorraumgestaltung beeinflusste viele spätere Wallfahrtskirchen bis hin zur berühmten Wieskirche.
In einer vergoldeten Muschelnische im unteren Bereich wird das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes aufbewahrt, eine farbig gefasste, spätgotische Schnitzfigur. Im oberen Teil befindet sich ein Gemälde der Himmelfahrt Mariens von Edmund Egg, Dießen.
An der nördlichen Chorwand steht der kleine Altar des Seelenbundes mit einem spätgotischen Kruzifix um 1510 und einer Figur Gottvaters mit Engeln von Lorenz Luidl aus dem 4. Viertel des 17. Jh.
An der gegenüberliegenden Seite hängt ein Votivbild, eine Kopie des Maria-Hilf-Bildes von Lukas Cranach.

Der Altar im nördlichen Querarm ist dem Augsburger Bistumspatron St. Ulrich geweiht und ist ebenfalls eine Arbeit von Franz Xaver Schmuzer aus dem Jahr 1718.
Das Altargemälde zeigt den hl. Ulrich und Kaiser Otto I., die zur Ungarnschlacht auf dem Lechfeld 955 reiten, in der Predella ist der Martertod des Abtes Thiento und seiner Genossen bei Wessobrunn, 955 dargestellt.
Die beiden spätgotischen Figuren auf der Mensa, der hl. Ulrich und der hl. Stephanus, stammen aus der Zeit um 1460.

Rechts gegenüber steht der sechssäulige Stephansaltar, eine elegante Rokoko-Stuckmarmorschöpfung von Thassilo Zöpf aus dem Jahr 1751.
Das Altarbild, die Steinigung des hl. Stephanus von 1770, gilt als eines der besten Gemälde des einheimischen Malers Johann Baptist Baader (gen. "Lechhansl").
Seitlich stehen Figuren der hll. Afra und Magdalena von Franz Xaver Schmädl (1751), davor ein Grabchristus und zahlreiche Putten mit Leidenswerkzeugen, aus der Luidl-Werkstatt, 1. Viertel des 18. Jh.
Neben dem Stephansaltar steht der Gnadenaltar aus der Vorgängerkirche, der 1671 als Provisorium aufgestellt wurde.

Der plastische Wessobrunner Stuckdekor stammt aus der Erbauungszeit der Kirche und wurde vom Baumeister Joseph Schmuzer und seiner Werkstatt ausgeführt.
Er besteht aus scharfkantigen Akanthusranken, Fruchtgehängen, Füllhörnern, Blumen, Blatt- und Muschelwerk sowie Engelsfiguren.
Die Deckenfresken sind, dem Zeitgeschmack entsprechend, auf insgesamt 36 Gemälde, Medaillons und Bildfelder verteilt und stammen fast alle aus der Zeit von 1693 bis 1721. Sie stellen Szenen aus dem Marienleben, der Leidensgeschichte Jesu und Begebenheiten aus dem Alten Testament dar.
Das bedeutendste Fresko im Chor "Maria mit dem Leichnam Jesu" malte 1721 Johann Baptist Zimmermann; Über dem Kreuz schwebt Gottvater, der Heilige Geist ist in Gestalt einer Taube mit einem Ölzweig dargestellt.
Das Deckenbild über der Vierung wurde 1976 durch Karl Manninger gemalt. Die Szene der Kreuzigung Jesu ist dem Stil des Barock nachempfunden, nachdem das ursprüngliche Fresko Mitte des 19. Jh. wegen großer Schäden bereits übermalt worden war.
Die anderen Gemälde stammen von dem Benediktinerpater Joseph Zech, einige Bilder wurden im 19. Jh. neu gemalt.

An den Wänden der Vierung befinden sich, von Stuckvorhängen gerahmt, zehn überlebensgroße, weiß gefasste Nischenfiguren von Benediktinerheiligen.
Die beiden Figuren in den Chorbogennischen, eine Schmerzhafte Muttergottes und ein Kerkerheiland, werden um 1720 datiert.
Die Kanzel stammt aus der Mitte des 18. Jh.
Das Gitter zwischen dem Vorraum und dem Zentralraum wurde 1749 in Auftrag gegeben. Die lateinischen Buchstaben ergeben den Satz „O Du schmerzvolle Mutter bitte für uns!“ Die Initialen P. R. M. W. stehen für den Namen des Stifters Pater Rupert Mayr von Wessobrunn.