Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt Landsberg am Lech
Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt Landsberg am Lech
POI-Art: | Sehenswürdigkeit, Kirche, Münster |
Besonderheit: | Stadtpfarrkirche von Landsberg/Lech, dreischiffige Pfeilerbasilika |
Baustil: | Spätgotik, Barock |
Baujahr: | 1466, 1680 |
Adresse: | 86899 Landsberg am Lech, Georg-Hellmair-Platz |
Geo: | 48.050861, 10.877083 |
Lage: | |
Parken: | P Tiefgarage Lechstr. |
Bewertung: | 5***** (von 5*****) |
Links: |
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Die Stadtpfarrei in Landsberg/Lech gehörte von 1179 bis 1803 zum Kloster Wessobrunn.
Im Jahr 1219 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt. In der spätromanischen Zeit wurde sie zu einer dreischiffigen Basilika mit Chor erweitert.
Die Reste von drei Vorgängerbauten des 12./13. Jh., aus der Zeit um 1300 und von Ende des 14. Jh. wurden bei Grabungen in den 70er Jahren aufgedeckt.
1458 legte Abt Leonhard von Wessobrunn den Grundstein für eine neue Kirche. Als erster Baumeister und Urheber des Gesamtplans gilt Matthäus Ensinger (+1464); als Werkmeister sind Valentin Kindlin aus Straßburg (war spätestens ab 1464 selbst Baumeister) und für die Einwölbung des Chors 1488 Veit Maurer belegt; eine Beteiligung von Ulrich Kiffhaber aus Landsberg ist ab 1497 nicht auszuschließen.
1466 erfolgte die Kirchenweihe.
Von 1680 bis 1710 wurden umfangreiche Barockisierungsmaßnahmen, nach Plänen von Michael II. Beer durchgeführt.
Renovierungen fanden außen 1966-77, innen 1978-81 statt. Statische Probleme machten eine erneute aufwendige Renovierung in den Jahren 2005 bis 2009 notwendig.
Die Stadtpfarrkirche ist eine stattliche, dreischiffige Pfeilerbasilika, deren sechsjöchiges Langhaus ursprünglich flachgdeckt war.
Der nicht eingezogene, spätgotische Chor mit Fünfachtelschluss hat Strebepfeiler (diese sind auch an den Hochschiffwänden).
Das Langhaus hat ein barockes Lattengewölbe mit Stichkappen und halbrundem Querschnitt aus dem Jahr 1702.
In den Seitenschiffen befinden sich spätgotische Kreuzrippengewölbe, in den Seitenkapellen Quertonnen. Sämtliche Fenster sind spitzbogig mit Maßwerk.
Zwei reich verzierte Doppelportale unter rippengewölbten Vorhallen südwestlich (mit spätgotischem Kapellenraum im Obergeschoss) und nordwestlich am Langhaus führen ins Innere.
Südlich am Chor befindet sich die Sakristei in Form eines Achtecks, mit zierlichen Sterngewölbe (1464 vollendet).
Auf der Nordseite der Kirche steht der schlanke Turm mit quadratischem Unterbau (die sechs unteren Geschosse wohl aus dem 13. Jh.) mit Rundbogenfriesen sowie einem oktogonalem barockem Oberteil mit Zwiebelhaube (von 1692). Der Turm birgt einen der ältesten datierten Glockenstühle Bayerns aus dem Jahr 1417.
Der Hochaltar der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg gehört zu einem der größten und bedeutendsten hochbarocken Altäre Oberbayerns.
Er wurde 1680 von Jörg Pfeiffer aus Bernbeuren errichtet und hat einen mächtigen, goldgefassten Aufbau mit zwei gedrehten, weinlaubumrankten Säulenpaaren, die unten von zwei Tragengeln gestützt werden.
Das Hochaltargemälde zeigt die Huldigung der Völker der Erde an die Gottesmutter, von Antonio Triva aus dem Jahr 1680; im Auszug der hl. Vitus.
Der prächtige Tabernakel aus dem Jahr 1823 zeigt die Büsten der Vier Evangelisten.
Die Skulpturen stammen von Lorenz Luidl: als Hauptfiguren die hll. Joseph und Joachim, auf dem hohen Gebälk die Erzengel Gabriel und Raphael, als Bekrönung der hl. Michael.
Der Rosenkranzaltar (unmittelbar links vom Hochaltar) aus Stuckmarmor stammt von von Dominikus Zimmermann. Unter dem Baldachin steht die ehemalige Hauptfigur eines abgegangenen gotischen Hochaltars, eine Muttergottes von Hans Multscher, um 1435/40, eine der hervorragendsten Skulpturen ihrer Zeit.
1981 wurde der an den Chorstufen stehende Kreuzaltar zum Volksaltar umgestaltet. Er enthält die Reliquien der hl. Elisabeth von Thüringen und des sl. Maximilian Kolbe; die dreiteilige Kreuzgruppe um 1610/20 wird Bartholomäus Steinle zugeschrieben.
Bäckerbruderschaftsaltar: auch Zwölfbotenaltar (Apostelaltar) oder Ölbergaltar der Bäcker (links vom Chor):
Bereits in der Kirche des 14. Jh. bestand der Altar der Zwölf Apostel. Er wurde betreut von der Bäckerbruderschaft, die erstmals 1457 erwähnt ist.
Der Altar stammt aus dem Jahr 1761, der Aufbau vom Landsberger Kistler Georg Nieberle d.Ä.
Das Altargemälde zeigt Christus am Ölberg, um 1700 (überlassen aus Säkularisationsbeständen der Galeriedirektion in München).
Auf dem Altartisch ruht in einem prächtigen Schrein der Leib des Märtyrers Clemens (1706 durch Graf Max Emmanuel von Thurn und Taxis der Stadtpfarrkirche überlassen, mit einer Authentizitätsbescheinigung aus dem Jahr 1695!).
Kreuzabnahme: Altar der Bauernbruderschaft (rechts vom Chor):
Der Altar wurde bereits 1375 erwähnt; der heutige Rokokoaltar, mit einem Strahlenkranz im Auszug, stammt vom Landsberger Kistler Georg Nieberle d.Ä. aus dem Jahr 1761; die Putten auf dem Gebälk sind von Johann Luidl.
Das Altargemälde zeigt die Kreuzabnahme (Kopie nach Peter Paul Rubens, Künstler unbekannt; ebenfalls aus Säkularisationsbeständen).
Die Altäre des linken Seitenschiffes:
Eligiusaltar der Bruderschaft der Schmiede und Wagner (an der Ostwand):
1681 von Jörg Pfeiffer, die Gebälkfiguren der hll. Benedikt und Barbara stammen von Luidl.
Das Altargemälde zeigt den hl. Eligius (im 7. Jh. Schmied am merowingischem Hof, später Bischof von Tours)
Die Marienfigur stammt aus dem 17. Jh.
Rechts an der Wand befindet sich ein spätromanischer Taufstein um 1300.
Anna-Altar (in der gleichnamigen Kapelle):
Fein marmorierter Altar mit Skulpturen der hl. Afra und ihrer Mutter Hilaria.
Das Altargemälde der Hl. Spippe malte 1753 Johann Georg Bergmüller.
Gegenüber befindet sich ein großer Schrein mit Figürchen der Leidensgeschichte Christi von Luidl aus dem Jahr 1734.
An der inneren Südwand des Kirchturms ist ein monumentales Rotmarmor-Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs angebracht.
In der Nische befindet sich eine weiße Marmor-Pietà (1921) von Franz Cleve.
Über dem Denkmal hängt ein ehemaliges Altarbild (1733) mit dem Tod des hl. Benedikt.
Schmerzhafte Kapelle der Färber und Maler:
Mit dem Altar der Schmerzhaften Muttergottes: der relativ schlichte Altar deutet schon den aufkommenden Klassizismus an; Aufbau von Hyazinth Stechele, mit guter Pieta von Ende des 17. Jh., Hans Degler zugeschrieben.
Kreuzigungsaltar (Altar der Kürschner und Schneider):
Der Altar wurde um 1760 erneuert; das Altargemälde der Kreuzigung stammt aus dem späten 17. Jh.; links und rechts Figuren des Kaisers Konstantin und der hl. Helena aus einer Weilheimer Werkstatt aus dem 1. Drittel des 17. Jh.
In der Predella befindet sich ein vergittertes Repositorium mit einer Kreuzpartikel.
An der gegenüberliegenden Wand hängt ein Meisterwerk des flämischen Malers Peter Candid aus dem Jahr 1597: "Maria im Himmel auf Wolken, umringt von Heiligen, Engeln und Putten".
Dreikönigsaltar (Altar der Schuster und Lederer):
Das Altargemälde zeigt die Anbetung der Hll. Drei Könige (von ca. 1700); beiderseits Figuren der hll. Bartholomäus und Maria Magdalena von Lorenz Luidl.
An der Nordwand befindet sich die Grabplatte des Bürgermeisters Martin Herbst und seiner Ehefrau Apollonia Gastl, beide 1595 verstorben.
An der dem Altar gegenüberliegenden Wand hängt das Gemälde des auferstandenen Christus mit den Aposteln Petrus und Paulus, ein Meisterwerk des Münchner Hofmalers Alessandro Paduano (1568-1596).
Die Altäre des rechten Seitenschiffes:
Altar der Sebastiansbruderschaft: Altar der Hafner, Büchsen- und Stachelschützen (an der Ostseite):
Stammt um 1690 wohl vom Kistler Martin Schaller, gedrehte Doppelsäulen; Figuren der hll. Ulrich und Rochus von Luidl.
Das Altargemälde zeigt das Martyrium des hl. Sebastian, von Johann Heiß oder dessen Umkreis zugeschrieben.
Rechts neben dem Altar steht der Landsberger Palmesel, ein Werk von Lorenz Luidl von 1671.
Martinsaltar (Altar der Weinwirte):
Mit Altargemälde des hl. Martin aus der Zeit um 1754; Figuren der hll. Antonius von Padua und Franz Xaver von Luidl.
An der Außenwand hängt eine Gedächtnistafel für den Landsberger Bürgermeister und Weißgerber Ignatz Riegg (+ 1784).
Katharinenaltar (Altar der Brauer):
Mit dem Gemälde von Johann Baptist Baader von 1759: "Enthauptung der hl. Katharina von Alexandria"; auch das Auszugsbild "Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel" ist von ihm.
Die Figuren der hl. Agnes (mit Kerze) und hl. Agatha (mit einem Palmzweig) sind von Luidl.
An der Westwand ist ein spätgotisches Fresko aus der Zeit um 1500 mit der Kreuzabnahme Jesu zu sehen.
Margarethenaltar (Altar des Johannes-von-Nepomuk-Bruderschaft):
Im Jahr 1467 stiftete das Ehepaar Hans und Magarete Reiser ein Benefizium zum Erhalt des Altares. Die reiche Stiftung konnte Altar und Kapelle ausschmücken und erhalten. Um 1748 übernahm die Bruderschaft die Kapelle und veranlasste umfangreiche Verschönerungsarbeiten.
Das Altargemälde zeigt die Enthauptung der hl. Margarethe von Ulrich Schefflhuber, wohl aus dem Jahr 1671.
Auf der Mensa befindet sich in einem runden vergoldeten Rahmen das Gemälde des Bruderschaftsheiligen hl. Johann Nepomuk von Carl Joseph Thalheimer von 1753.
Barbaraaltar (Altar der Huckler und Kaufleute):
1402 wird der Altar erstmals erwähnt. Der Aufbau geht auf eine Stiftung des Kauferinger Pfarrers Georg Schnelle im Jahr 1695 zurück.
Das Altargemälde mit der Enthauptung der hl. Barbara von Johann Georg Knappich wurde 1780 (1786?) von Franz Anton Anwander überarbeitet.
Die Figuren an der Säulen der hll. Ursula, Apollonia und Georg stammen von Lorenz Luidl.
An der dem Altar gegenüberliegenden Wand hängt das Gemäldeepitaph des Bierbrauers Johann Jesenwanger d.J. und seiner Ehefrau. Im Sockelbild die beiden Stifter mit ihren 13 Söhnen (auf der linken Seite) und 14 Töchtern (rechts) aus dem Jahr 1670.
Herz-Jesu-Altar (Altar der Metzger):
Der Altar stammt um das Jahr 1685, um 1765/70 wurde er verändert.
Alle Gemälde malte um 1760 von Johann Baptist Baader: das Hauptgemälde "Herz-Jesu-Bild", in der Predella die Vierzehn Nothelfer, im Auszug Muttergottes. Die Figuren zeigen die hll. Silvester und Antonius Eremita von Luidl.
Vitusaltar (mittig an der Westwand):
Der Altar wurde 1696 errichtet. Die Figurenausstattung des hl. Vitus und den Märtyrern Stephanus und Laurentius stammt von Lorenz und Johann Luidl.
Die Deckenbilder im Chor malte um 1705 Johann Jakob Pottmayr (Potma) Sie wurden 1902 von Waldemar Kolmsperger d.Ä. übermalt und 1968 erneut überarbeitet; das längsovale Mittelbild mit der Himmelfahrt Mariens 1980 wieder freigelegt, nach Osten das leere Grab Christi, nach Westen Gottvater.
Im Mittelschiff ebenfalls drei große Bildfelder, Joseph Bernhard zugeschrieben: in der Mitte (längsoval) Hl.-Geist-Taube und musizierende Engel, östlich Vierpaßfeld mit dem Stadtpatron, hl. Sebastian, westlich der hl. Vitus als Nebenpatron der Kirche.
Der Marienzyklus an den Langhauspfeilern stammt von Pottmayr.
Der Wessobrunner Stuck stammt 1702-07 von Matthias Stiller aus Ettringen: spiralige Akanthusranken, Fruchtgehänge und Rosetten, die Stichkappengrate und Bilderrahmen aus kräftigen Eichen- und Lorbeerblattstäben.
An der Unterseite und an der Brüstung der Empore sind von reichem Stuckzierat umrahmt Fresken mit Szenen aus der Vituslegende.
Die Gemälde werden ergänzt mit den Pfeiler-Statuen des heiligen Modestus, des Erziehers von Vitus und der heiligen Kreszentia, seiner Amme.
Ihnen gegenüber befinden sich die Statuen des Erzengels Michael als Seelenwäger und eines nicht identifizierbaren Engels.
Auf der Westempore befindet sich das barocke Orgelgehäuse aus dem Jahr 1688. Die Figuren des Königs David und der musizierenden Engeln stammt von Lorenz Luidl.
Die Orgel errichtet 1687-88 David Jakob Weidtner aus Augsburg.
Die spätgotischen Glasfenster im Chor zählen zu den herausragendsten Beispielen ihrer Art in Bayern. Sie entstanden Ende des 15. Jh. bis 1515.
An der linken Chorwand beginnend: Christophorusfenster, nach 1500, in der Nachfolge Hans Winhardts,
Dreikönigsfenster, um 1510, 1902-04 in großen Teilen ergänzt, mit Stiftergruppe (Martin Witelspeck und seine zwei Frauen), um 1490/1500,
Marienfenster mit Muttergottes und den hll. Barbara una Katharina, um 1500, möglicherweise nach entwurf Hans Holbeins d.Ä.,
ebenso der Marientod, nach 1510, das linke Passionsfenster, kurz nach 1500, sowie das rechte Passionsfenster, um 1500/10,
Herzog-Abrecht-Fenster von Wolfgang Prielmayr, 1562, wohl nach Entwurf von Hans Mielich.
Die vornehm-schlichte Kanzel ist im Jahre 1708 vom Kistler Franz Rehm dem Älteren errichtet worden. Den von zwei Engeln getragenen Schalldeckel krönt ein lebensgroßer Posaunen-Engel. Die Korbfiguren schuf 1902/03 Carl Port.